Zerstörte Fotoinstallation im Holzgerlinger Stadtpark: Diese Aufnahme hat ein Augenzeuge unmittelbar nach der Tat gemacht. Rechts im Bild ist Holzgerlingens Bürgermeister Ioannis Delakos abgebildet. Foto: privat/ 

Eine Fotoinstallation der Initiative „Holzgerlingen gegen Rassismus“ im Stadtpark wurde mutwillig zerstört. Die Kriminalpolizei vermutet Fremdenhass als Motiv. Ein Augenzeuge sieht das anders – und was meint der Bürgermeister?

Holzgerlingen - Wegen Zerstörungswut ermittelt die Kriminalpolizei in Holzgerlingen. Unbekannte Täter haben laut Polizeibericht am Donnerstagabend die Fotoinstallation des Projekts „Wurzeln“ im Stadtpark auf dem Gelände des Alten Friedhofs massiv beschädigt. Einige Plakate wurden aus ihren Befestigungen gerissen. Der Schaden liegt bei rund 200 Euro. Die Installation ist Teil der Initiative „Holzgerlingen gegen Rassismus“.

Erst im vergangenen Oktober hatte Bürgermeister Ioannis Delakos das Kunstwerk eröffnet. Die Installation zeigt sieben Porträtbilder von Menschen aus der Stadt mit Aussagen zu ihrer Herkunft und ihrem Leben in Holzgerlingen – darunter auch der Bürgermeister mit seinen griechischen Wurzeln.

Die Polizei geht zunächst von einem rassistischem Motiv aus

„Wir gehen zunächst von einer rassistisch motivierten Tat aus“, sagt Polizeisprecherin Yvonne Schächtele. Ein Augenzeugenbericht lässt jedoch Zweifel aufkommen. Der Holzgerlinger, der namentlich nicht genannt werden möchte, wandte sich per E-Mail an diese Zeitung. In der Mail schickt er ein Foto von dem zerstörten Kunstwerk und schreibt von fünf Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, die er bei der Zerstörung der Plakate beobachtet haben will. Neben ihm soll noch eine weitere Augenzeugin die Tat wahrgenommen haben.

„Ich kenne diese Jugendlichen“, sagt der Augenzeuge dieser Zeitung. Beim Gassigehen mit seinem Hund habe er schon öfter gesehen, wie sie im Stadtpark „chillen“ und dort ihren Müll zurücklassen, berichtet er. Als sein Hund abends gegen 19 Uhr sein Geschäft im Park verrichtete, habe der Zeuge dort dumpfe Schläge gehört. Es waren, so sagt er, die fünf Jugendlichen, die auf die Plakate eingeschlagen haben. „Seid ihr dumm, oder was?“, habe er ihnen daraufhin zugerufen und die Polizei alarmiert.

Augenzeuge könnte zu Tatverdächtigem werden

Die Jugendlichen hätten sich daraufhin aus dem Staub gemacht. Als die Polizei später bei dem Zeugen eintraf, habe er einen der Jugendlichen auf der Straße erkannt, woraufhin die Beamten ihn angesprochen hätten. Ein Polizeisprecher bestätigt dies auf Nachfrage. Bis jetzt werde der Jugendliche aber als Zeuge betrachtet und nicht als Tatverdächtiger. „Dieser Status kann sich aber ändern“, so Sprecher.

Dass die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund haben könnte, glaubt der Augenzeuge nicht. „Die wissen einfach nichts mit sich anzufangen“, vermutet er. Das sieht auch Holzgerlingens Bürgermeister so. „Ein rassistisches Motiv schließe ich gänzlich aus“, sagt Ioannis Delakos. „Ich denke, die sind gefrustet, weil sie wegen der Corona-Situation keine Möglichkeit haben, sich auszupowern“, sagt er. „Aber das ist natürlich kein Ausweg“, verurteilt er die Tat.

Zunehmendes Problem mit Zerstörungswut in Holzgerlingen

Laut Delakos hat Vandalismus zuletzt in Holzgerlingen stark zugenommen. „Das hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die weit über das Normale hinaus gehen“, berichtet der Bürgermeister von rund zwei bis drei solcher Vorfälle pro Woche: „Da werden regelmäßig Turnhallenfenster mit Steinen eingeworfen, faule Eier an Fassaden geworfen, und Papiercontainer ausgeleert oder angezündet“. Erst am vergangenen Samstag war es zu massiven Sachbeschädigungen im Schönbuch-Gymnasium gekommen.

Die Stadt habe deshalb Maßnahmen ergriffen und einen Sicherheitsdienst eingeschaltet. Die Vorfälle gehen laut dem Stadtoberhaupt vor allem vom Berkenschulzentrum aus. Die dortige Grund- und Werkrealschule befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtpark.

Zu der zerstörten Fotoinstallation im Stadtpark bittet die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg jetzt um Zeugenhinweise unter Telefon (0800) 110 02 25. Insbesondere wird die Frau, die das Geschehen ebenfalls beobachtet haben soll, gebeten, sich bei der Polizei zu melden.