Andras Jagica sitzt gerne hinter dem Steuer eines Linienbusses. Foto: Werner Kuhnle

Andras Jagica ist der „Busfahrer des Jahres“ im Landkreis. Er ist vor allem in und um Remseck unterwegs.

Unfreundliche oder betrunkene Fahrgäste, stockender Verkehr, Arbeiten auch in der Nacht und am Wochenende: Wer an den Job des Busfahrers denkt, dem fallen vermutlich zuerst viele Nachteile ein. Doch Andras Jagica ist mit Leidenschaft bei der Sache. Wenn der 44-Jährige von seinem Alltag hinter dem Steuer erzählt, strahlt er übers ganze Gesicht. „Es ist mein Traumjob“, sagt er. Für seinen Eifer und sein Engagement wurde er zum „Busfahrer des Jahres“ im Kreis Ludwigsburg gekürt.

Schon als Kind hat Jagica viel Zeit im Bus verbracht. Sein Onkel, der mehr als 40 Jahre lang bei der Firma Knisel als Fahrer angestellt war, nahm den Jungen in den Sommerferien bei seinen Touren mit. Schon nach kurzer Zeit sei auch er Feuer und Flamme gewesen und wollte selbst Busfahrer werden, erinnert sich Andras Jagica.

Sein Onkel machte ihm den Job schon früh schmackhaft

Damals lebte er noch in Serbien. Nach dem Schulabschluss ließ sich der 44-Jährige, wie sein Vater, zunächst zum Goldschmied ausbilden. Doch der Wunsch, es seinem Onkel gleichzutun und in Deutschland als Busfahrer zu arbeiten, blieb. Als sich die wirtschaftliche Lage vor rund zehn Jahren in Serbien verschlechterte, nutzte Jagica die Chance, in die Bundesrepublik auszuwandern.

In den ersten Jahren im fremden Land verdiente er sein Geld bei einem Automobilhersteller. Der 44-Jährige musste einerseits seine Deutschkenntnisse verbessern. Andererseits fehlten ihm die notwendigen Prüfungen, um einen Bus mit Fahrgästen lenken zu dürfen. Über seinen Onkel gelang jedoch der Einstieg bei der Firma Knisel, die ihn beim Erwerb des Busführerscheins unterstützte. Im Dezember 2018 war es endlich so weit: Andras Jagica konnte in seinen neuen Beruf als Busfahrer starten.

Viele Fahrgäste kennt er persönlich

Mittlerweile ist der 44-Jährige vor allem in Remseck unterwegs, aber auch in Ludwigsburg und im Strohgäu. Er steuert die bis zu zwölf Meter langen Busse des Unternehmens Knisel auf unterschiedlichen Linien. Zum Teil übernimmt er auch Fahrten ins Ausland. „Die Tour nach Assisi in Italien war besonders. Meine erste lange Fahrt“, sagt er. Diese Herausforderung habe ihm großen Spaß gemacht.

Mit seinen Fahrgästen ist Andras Jagica bisher sehr zufrieden. Man grüßt sich, hält ein Schwätzchen, winkt sich zu. Viele kennt er nicht nur vom Sehen. „Ich weiß, wie es ihnen geht. Sie wissen, was bei mir los ist“, sagt der Mühlhausener. Diese persönliche Ebene und die Begegnungen schätzt er besonders. „Es ist fast wie in einer Familie.“

Kollegen werden händeringend gesucht

Als freundlich, pünktlich, auffällig und zuverlässig beschreibt ihn sein Chef, Geschäftsführer Matthias Knisel. Sein Unternehmen mit Sitz in Mühlhausen verfügt über 21 Busse und beschäftigt rund 40 Fahrer. Knisel kann zwar nicht über Personalmangel klagen. Er kritisiert jedoch, dass der Busführerschein mit Kosten von 10 000 bis 12 000 Euro in Deutschland viel zu teuer sei. Das schrecke viele ab.

Horst Stammler, Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart, würdigte nicht nur den Einsatz von Andras Jagica, sondern lobte auch dessen Kollegen. Die Busfahrer seien das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs. Nach zwei Jahren Pandemie ist das Personalproblem insgesamt groß. Viele Unternehmen suchen händeringend weitere Fahrer.