Das Stadtticket kostet für eine Person drei Euro. Im nächsten Jahr wird es eine Preiserhöhung geben, aber es bleibt ein günstiges Angebot. Foto: Ines Rudel

Esslingen will die kostengünstigen Fahrscheine abschaffen. Gibt es ähnliche Überlegungen auch in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen?

In Esslingen hat sich eine Mehrheit des Gemeinderats für die Abschaffung des Stadttickets ausgesprochen. Denn die städtischen Kassen sind so klamm, dass man sich den Zuschuss für das subventionierte Angebot lieber sparen will. Der Schritt ist Teil eines umfassenden Pakets, mit denen die Ausgaben gesenkt werden sollen.

Das Stadtticket gibt es mittlerweile in vielen Kommunen in der Region Stuttgart. Es kostet drei Euro und erlaubt beliebig viele Fahrten an einem Tag. Das Gruppenticket kostet sieben Euro. In Esslingen soll es das maximal noch bis Ende 2023 geben. Vermutlich wird es sogar früher gestrichen. Nämlich dann, wenn das vom Bund geplante 49-Euro-Ticket im VVS-Gebiet gilt. Das wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 der Fall sein.

Filderstadt berät 2023 über die Zukunft des Stadttickets

Stadttickets gibt es auch in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen. Bestrebungen, dieses Angebot analog zu Esslingen abzuschaffen, gibt es in den beiden Filder-Kommunen noch nicht. Bisher seien entsprechende Anträge der Fraktionen oder Diskussionen ausgeblieben, sagt Jan-Stefan Blessing, der Leiter des Filderstädter Ordnungsamts. Allerdings würden die Finanzierung und der vierjährige Probelauf des Stadttickets Ende Dezember 2023 enden. Über eine Verlängerung werde daher im Laufe des kommenden Jahres im Gemeinderat beraten.

Die Filderstädter Stadtverwaltung wertet das besondere ÖPNV-Angebot als Erfolg. Und das, obwohl das Ticket wegen der Pandemie vor allem in den Jahren 2020 und 2021 deutlich hinter der Prognose des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) zurückgeblieben war. Anfang 2022 gingen die Verkaufszahlen dann wieder nach oben – bevor sie im Juni, Juli und August wieder dramatisch einbrachen. Denn in dieser Zeit gab es das deutschlandweite Neun-Euro-Ticket.

So viel kostet Filderstadt das Stadtticket

Immerhin, ein Gutes hatten die zeitweise niedrigen Verkaufszahlen: Der Zuschuss aus der Stadtkasse war bei weitem niedriger als ursprünglich prognostiziert. So hatte der Gemeinderat eine Finanzierungszusage von bis zu 150 000 Euro jährlich gemacht. Gebraucht wurden aber nur 16 000 Euro im Jahr 2020 und 44 000 Euro im Jahr 2021. Und auch im aktuellen Jahr wird der finanzielle Rahmen wohl bei Weitem nicht ausgereizt. Denn für die Monate Januar bis August wurden bisher nur 33 000 fällig.

Doch für Filderstadt sei das Stadtticket auch eine Grundsatzentscheidung: „Wir sehen es als einen Baustein in unseren Bestrebungen, den ÖPNV attraktiver zu gestalten und damit die Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung unter Berücksichtigung des Klimaschutzes und der Förderung des lokalen Handels umzusetzen“, sagt Jan-Stefan Blessing. Er ergänzt: „Sicherlich haben wir uns bei der Einführung einen deutlich höheren Zuspruch erhofft. Trotzdem sind wir über die grundlegende Akzeptanz des Angebots erfreut.“ In zwei Jahren und acht Monaten seien trotz der extrem ungünstigen äußeren Umstände knapp 50 000 Filderstadt-Tickets verkauft worden. „Das heißt, umgerechnet ist in diesem Zeitraum jede Bewohnerin und jeder Bewohner Filderstadts mehr als einmal mit dem Ticket gefahren“, resümiert der Leiter des Ordnungsamts.

Attraktives Angebot für die Bürger der Stadt

Auch in Leinfelden-Echterdingen stehe eine Abschaffung des Stadttickets derzeit nicht zur Debatte, sagt der Pressesprecher Thomas Krämer und ergänzt: Es sei ein sehr attraktives Angebot, das dank der finanziellen Unterstützung der Stadt den Bürgerinnen und Bürgern die Nutzung von Bus und Bahn in ihrer Kommune erheblich erleichtere. Ebenso wie in Filderstadt, gibt es das Stadtticket in Leinfelden-Echterdingen seit 2020. Für das erste Jahr liegen jedoch keine Zahlen vor. 2021 wurden etwa 27 500 Einzelfahrscheine und 800 Gruppentickets verkauft. In diesem Jahr waren es zu Beginn etwa 3200 erworbene Stadttickets im Monat – bis im Sommer das Neun-Euro-Ticket kam und die Attraktivität des Tagesfahrscheins erheblich sank.

Damit die Bürger auch in Leinfelden-Echterdingen kostengünstig unterwegs sein können, hat der Gemeinderat für die Subventionierung des Stadttickets 199 000 Euro jährlich bereitgestellt. Weil die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückblieben, wurde dieser Betrag freilich nie ausgeschöpft. Der Zuschuss pro Fahrkarte ist dennoch beträchtlich. So subventioniert die Stadt derzeit jedes Einzelticket mit 2,11 Euro und jedes Gruppenticket mit 1,81 Euro.

Das Stadtticket wird teurer

Preiserhöhung
Der VVS hat zum 1. März 2023 eine Preiserhöhung für die Stadttickets angekündigt. Das Einzelticket kostet dann 3,50 Euro, das Gruppenticket sieben Euro. Damit sinkt die von den Kommunen zu leistende Subventionierung je Ticket. In Leinfelden-Echterdingen sind es künftig noch 1,81 Euro für den Einzelfahrschein und 2,94 Euro für den Gruppenfahrschein.

Gültigkeit
Das Stadtticket gilt immer nur innerhalb einer Kommune. Der Kommunale Arbeitskreis Filder hatte sich im Vorhinein für ein übergreifendes Filderticket ausgesprochen. Der VVS lehnte das aber zunächst ab.