Die Amtsinhaberin Margret Mergen Foto: privat

Seit 1990 war keinem OB der Stadt eine zweite Amtszeit vergönnt. Auch die Amtsinhaberin Margret Mergen (CDU) sitzt nicht allzu fest im Sattel.

Baden-Baden - Baden-Baden ist mit 55 000 Einwohnern die mit Abstand kleinste kreisfreie Stadt im Land, aber sie zog schon manch illustre Persönlichkeit an – auch an der Rathausspitze. Am 13. März ist dort die nächste Oberbürgermeister-Wahl. Die Amtsinhaberin Margret Mergen (CDU) sitzt nicht allzu fest im Sattel. Ohnehin wählten die Baden-Badener seit 1990 keinen OB mehr für eine zweite Amtszeit.

„Baden-Baden is so nice, you have to name it twice.“ Der Satz wird dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton zugeschrieben, der bisher sieben Mal in der Kurstadt an der Oos weilte. Bis 1931 hieß sie schlicht Baden. Wenn am 13. März eine neue Rathausspitze gewählt wird, werden solche Anekdoten zum Randaspekt. Die Probleme der Stadt sind eine deutlich überalterte Bevölkerung – unter den Stadt- und Landkreisen hat Baden-Baden das höchste Durchschnittsalter in ganz Baden-Württemberg. Die Stadt ist kein Magnet für Unternehmen. Der Tourismus und der davon profitierende Einzelhandel sind die maßgeblichen Wirtschaftszweige; die Grünzüge der Lichtentaler Allee gelten als Magneten.

Von neun Kandidaturen wurden acht zugelassen

Mit Ende der Bewerbungsfrist lagen insgesamt neun Kandidaturen vor, zwei von Frauen, sieben von Männern. Acht der Bewerberinnen und Bewerber wurden zugelassen. Der Hälfte davon traut man Achtungserfolge zu. Die Zahl Neun ist ungewöhnlich hoch, vor allem angesichts der Tatsache, dass die 2014 ins Amt gekommene Oberbürgermeisterin Margret Mergen sich einer Wiederwahl stellt.

Die 60-jährige hatte wichtige Berufsjahre als Karlsruher Stadtkämmerin verbracht, das „stecke ihr in Fleisch und Blut,“ ist oft zu hören. Doch genau da setzt FDP-Stadtrat Rolf Pilarski seine Kritik an: Er fordert für Baden-Baden „eine verantwortungsbewusste Haushaltspolitik“, die Verschuldung steuere „unaufhaltsam auf die 100-Millionen-Euro-Grenze zu“. Pilarski tritt ebenfalls zur Wahl an und war schon 2014 Mergens Gegenkandidat. Von Wahlkampf ist ansonsten wenig zu spüren in der Stadt, es fehlt das durchschlagende Thema.

Ende Januar warf ein gewichtiger Bewerber seinen Hut in den Ring. Der aus dem Kreis Ludwigsburg stammende Roland Kaiser wurde von den Grünen nominiert, die seit der Kommunalwahl 2019 die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellen. Der 56-jährige Kaiser ist seit Dezember 2017 Dezernent für Ordnung und Soziales in Baden-Baden. 2018 war er den Grünen beigetreten, wirbt für „ein neues Miteinander“ und wird dabei auch von der SPD unterstützt. Das Losglück bescherte ihm den obersten Platz auf dem Wahlzettel.

Vermutlich entscheidet erst der zweite Wahlgang

Kurz vor dem Ablauf der Bewerbungsfrist gab noch der 59 Jahre alte Dietmar Späth seine Kandidatur bekannt. Er ist seit 1993 Bürgermeister im benachbarten Muggensturm. Die Auswahl aussichtsreicher Kandidaten komplettiert Bettina Morlok, die für die fünfköpfigen Fraktion „Freie Bürger“ im Gemeinderat sitzt. Ebenfalls auf dem Wahlzettel stehen der Rentner Peter Hank (Die Basis), der Unternehmer Stefan Bäuerle und der Kaufmann Peter Görtzel. Am 7. März, eine Woche vor der Wahl, stellen sich alle Kandidaten im Kurhaus den Fragen der Wählerinnen und Wähler.

Darauf, ob die Amtsinhaberin mit einer Wiederwahl rechnen kann oder ob sie die Serie der Abwahlen fortsetzt, will derzeit niemand wetten. Viele rechnen mit einem zweiten Wahlgang, der auf den 27. März terminiert wurde. Nur einer der seit 1990 amtierenden Rathauschefs, Wolfgang Gerstner (OB von 2006 bis 2014) wäre – so sagen kommunalpolitische Beobachter – ohne jeden Zweifel wiedergewählt worden. Er galt, anders als Mergen, als leutselig und war beliebt, verzichtete aber auf eine zweite Kandidatur.

Der erste Nachkriegs-Bürgermeister in Baden-Baden, Ernst Schlapper, amtierte hingegen 23 Jahre. Ausgeschieden war er 1969, „vorzeitig“ und auf eigenen Wunsch im 82. Lebensjahr – seinetwegen gab es im Südwesten einst „die Lex Schlapper“ – eine Altersbegrenzung für Bürgermeister.