Streift eine solche Großkatze durch das serbische Grenzland? Foto: //Andy Rouse

Eine wohl entlaufene Wildkatze sorgt im serbischen Grenzland zu Kroatien und Ungarn für Unruhe – und ein kräftiges Rauschen im Medienwald.

Fallen und Käfige stehen bereit. Köder sind ausgelegt, Infrarotzielfernrohre gezückt. Drohnen schweben auf der Hatz nach der Katze über den Wäldern und Auen der nordserbischen Kleinstadt Apatin. „Vorsicht, schwarzer Panther! Geht nicht in den Wald!“, warnt selbst im fernen Belgrad das Boulevardblatt „Informer“ seine Leser.

„Hör auf mit dem Gehopse. Gebrauche lieber Dein Köpfchen“, faucht in der Dschungelbuch-Verfilmung Panther Baghira seinen Gefährten Balu an. In Serbiens Dreiländereck zu Kroatien und Ungarn lassen derweil ein Pfotenabdruck und ein verwackelter Videofilm die Medien angesichts der von Jägern und Förstern verbreiteten Schreckenskunde rotieren: Ein vermutlich entlaufener Panther streicht durch die Weiten der Pannonischen Tiefebene – und macht weder vor Grenzen noch Zäunen halt.

„Passen Sie auf sich und Ihre Lieben auf“

Eine im Bürokraten-Serbisch verfasste Mitteilung der Forstverwaltung in Sombor an die Bewohner von Apatin löste vergangene Woche den grenzüberschreitenden Panther-Wirbel im Medienwald aus. Auf dem Territorium des Donaustädtchens sei ein schwarzer Panther gesichtet worden, so die Botschaft: „Das Raubtier ist außerordentlich gefährlich und wir appellieren an die Bürger, auf sich und ihre Lieben aufzupassen. Wenn Sie dem Panther begegnen, benachrichtigen Sie sofort die nächste Polizeistation.“

Seit der eindringlichen Ermahnung wird das Publikum von den nimmermüden Gazetten grenzüberschreitend mit immer neuen Einzelheiten zum flüchtigen Grenzgänger beglückt. Mal soll es sich um einen Ausbrecher aus einem österreichischen, dann aus einem ungarischen Privatzoo handeln. Andere Quellen vermuten, dass die Wildkatze privat gehalten worden sei – und dem illegalen Eigentümer vor einem Jahr entwischte: Denn die im Netz kursierenden Aufnahmen eines katzenähnlichen Tiers am Waldesrand sollen bereits zehn Monate alt sein.

Tierschützer fordern, „das herrliche Tier“ nicht zu töten

Während Förster, Jäger, Serbiens Polizei und Zoo-Angestellte den Panther zu stellen suchen, ruft eine Facebook-Gruppe von Tierschützern dazu auf, „das herrliche Tier nicht zu töten“. In Kroatien lässt der Zagreber Zoo derweil wissen, dass es schwarze Panther gar nicht gäbe, sondern es sich um einen schwarzen Jaguar handle. Leoparden seien scheu und einer der kleinsten Raubkatzen, versucht Milan Miric, Eigentümer des Privatzoos Miki im nordserbischen Kolut, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen: „Im Fall einer Begegnung mit Menschen würde er selbst das Weite suchen – und sich zuvor sicher bemühen, dass ihn niemand bemerkt.“

Das ungarische Balkan-Portal „balk.hu“ fragt sich angesichts der meterhoch abgezäunten Landesgrenze derweil, ob der serbische Apatin-Panther derselbe sei, der vor einigen Monaten in der Region Kiskunhalas gesichtet worden: „Es stellt sich die Frage, wie er über den Grenzzaun gelangte: Haben die Grenzwächter das Migranten-Tier etwa wegen seiner schwarzen Fellfarbe auf die andere Seite des Zauns abgeschoben?“