Hartmut Holzwarth begrüßt beim Neujahrsempfang die Württembergische Weinkönigin, die aus Winnenden stammt. Foto: Gottfried Stoppel

Vor 50 Jahren ist Winnenden zur Großen Kreisstadt zusammengewachsen. Beim Neujahrsempfang berichtet ein früherer Oberbürgermeister von den damaligen Herausforderungen, der jetzige von den aktuellen.

Auch dieses Jahr wird ein herausforderndes werden. Daran hat Hartmut Holzwarth am Samstagabend beim Neujahrsempfang in der Winnender Hermann-Schwab-Halle keinen Zweifel gelassen. Man rechne mit weiteren Flüchtlingen aus der Ukraine aber auch aus anderen Regionen der Welt, was die Kommune „an die Grenzen des Machbaren“ bringen werde. Auch die Schaffung von 75 Plätzen für Straftäter in der klinischen Suchttherapie des örtlichen Zentrums für Psychiatrie beschäftigt die Kommune. Dem Gemeinderat sei zwar klar, dass diese Plätze dringend benötigt würden, allerdings gelte es nun „gute Rahmenbedingungen“ dafür zu schaffen. Die Stadt erwarte dazu als Gegenleistung eine feste Zusage zur dauerhaften Erhaltung des Polizeireviers Winnenden. Auch wolle man sich vom ZfP, soweit betrieblich möglich, eine Mitbenutzung der Sporteinrichtungen durch die Winnender Vereine und Schulen sichern.

B-14-Rückbau und Schulsanierung

Die aktuell größte Tiefbaumaßnahme der Stadt sei der Rückbau und die Umgestaltung der ehemaligen B 14 in der zentralen Waiblinger Straße. Der erste Abschnitt werde bis September fertig, dann solle weiter in Richtung Kronenplatz gebaut werden. Die größte Hochbaumaßnahme, die Generalsanierung des Lessing-Gymnasiums, die mit rund 20 Millionen Euro veranschlagt ist, laufe noch bis zum kommenden Jahr. Er hoffe, so Holzwarth, dass die Nachbarkommunen Leutenbach und Schwaikheim, die ja die Hälfte der Schüler auf die Winnender Gymnasien und Realschulen entsendeten, noch eine seit Jahren vorgeschlagene Vereinbarung für eine Mitfinanzierung abschließen würden. Unabhängig davon werde sich die Stadt Winnenden selbst in diesem Jahr „noch vertieft mit Finanzfragen beschäftigen müssen“.

Aber 2023 sei auch ein Jahr der Jubiläen. Nicht nur die Paulinenpflege und der SV Winnenden feiern ihr 200- beziehungsweise 175-Jahr-Jubiläum, auch die Kommune selbst blickt auf ein geschichtsträchtiges Datum zurück: Mit Wirkung vom 1. Januar 1973 wurde Winnenden zur jüngsten Großen Kreisstadt im neu entstandenen Rems-Murr-Kreis ernannt. Beim Neujahrsempfang hat der amtierende Landrat Richard Sigel das Ereignis der „Gesundheitshauptstadt des Kreises“ in einer Gastrede gewürdigt.

Eingemeindung nicht ganz unkompliziert

In einem Interview mit dem „Winnender Mädle“ Giuliana di Donna hat der frühere Oberbürgermeister und damalige Beigeordnete Karl-Heinrich Lebherz aber auch durchblicken lassen, dass die damit verbundene Eingemeindung der bis dato selbstständigen Kommunen Höfen, Baach, Bürg, Hertmannsweiler, Hanweiler, Breunings- und Birkmannsweiler keine ganz einfache Angelegenheit war. Insbesondere bei Letzteren drei hatten die Verhandlungen über die Eingliederung länger gedauert. In Birkmannsweiler wurde am Ende parallel zur offiziellen Eingemeindungsfeier auch ein Trauermarsch veranstaltet. In Hanweiler musste sich Karl-Heinrich Lebherz in Vertretung des damaligen Oberbürgermeisters Hermann Schwab Respekt verschaffen, indem er der Aufforderung nachkam, eine dreiviertel volle Flasche örtlichen Riesling in einem Zug auszutrinken. Sein Fazit zur Gebietsreform nach 50 Jahren insgesamt aber ist positiv: „S’isch ebbes Rechts g’worre.“