Mehrere Oscars schwer: Jan Pinkava. Foto: dpa

Die Filmakademie Baden-Württemberg hat den „Ratatouille“-Macher Jan Pinkava als neuen Leiter des Animationsinstituts gewonnen.

Er sei „happy, delighted and proud“, sagt der Filmakademie-Direktor Thomas Schadt am Mittwoch im Haus der Wirtschaft, als er den neuen Leiter des Ludwigsburger Animationsinstituts vorstellt – er hat allen Grund, glücklich, entzückt und stolz zu sein: Jan Pinkava ist ein internationales Schwergewicht. Er hat bei Pixar mit dem Kurzfilm „Geri’s Game“ einen Oscar gewonnen und mit dem Welterfolg „Ratatouille“ (2007) einen fürs beste Originaldrehbuch. Dass er bei der Bewegtbild-Konferenz FMX vorgestellt wird, ist kein Zufall: Pinkava war hier schon mehrfach zu Gast.

Blick in die Zukunft

„Die FMX ist der Grund, warum ich jetzt hier bin“, sagt er denn auch gleich zu Beginn seiner pointierten Einlassung. Die Konferenz, die auch der Jobvermittlung dient, sei „extrem wichtig für die Filmakademie und die Zukunft der Studierenden“. Dass viele nach dem Studium in die Welt hinausgingen, liege in der Natur der Sache: „Das Animationsinstitut produziert Weltklasse-Studierende“, sagt Pinkava, „und man hat mir gesagt, das wäre ein Problem: Sie sind so gut, dass sie weggehen.“ Nun gelte es abzuwägen, „was das Beste für die Region ist und was das Beste für die Studierenden“, um sie zur richtigen Zeit wieder zurücklocken zu können – „und sicherzustellen, dass sie hier alle Möglichkeiten finden“.

Über seine Zeit bei Pixar sagt Pinkava: „Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, wie dumm ich bin: Ich war einer von nur zwei Menschen, die dort nicht an ‚Toy Story‘ gearbeitet haben.“ Er verschweigt nicht, dass er während der Entstehung des Pionierwerks der Computeranimation von 1995 „Geri’s Game“ entwickelte – und mit dem gewitzten Schachspiel alter Männer im Park selbst Standards setzte.

„Der Film hat Eindruck hinterlassen, weil er unterhaltsam war, weil Leute ihn sehen wollten“, sagt Pinkava. Die Animation sei immer eine technische Disziplin gewesen, „weil wir unsere Bilder erfinden, haben wir die unglaubliche Möglichkeit zu tun, was wir wollen.“ Die Technik sei aber nur das Hilfsmittel: „Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, eine humanistische Perspektive zu haben. Schließlich geht es bei Kunst und Film um menschliche Werte – Sie sind doch alle Menschen, oder?“

Pixar, Google und Hochschulen sind seine bisherigen Stationen

Die Annahme, es könnten auch Aliens oder Androiden anwesend sein, löst große Erheiterung aus und passt thematisch sowohl zur FMX als auch zum Animationsinstitut. Eine Mischung aus britischem Humor und tschechischem Hintersinn schwingt da mit. Der Redner bestätigt die „große Vorfreude auf das, was da auf uns zukommt“, wie es einleitend Arne Braun formuliert hat, der Kunststaatssekretär und Aufsichtsratsvorsitzende der Filmakademie.

Pinkava wurde 1963 in Prag geboren, 1968 emigrierte die Familie nach der Niederschlagung des Prager Frühlings nach England, wo er aufwuchs. Nach seiner Zeit bei Pixar leitete er eine Zeit lang eine Animationsabteilung bei Google und hat immer wieder an Hochschulen unterrichtet. Zum Schluss seiner Vorstellung gibt der englische Muttersprachler „ein Versprechen, um Sie alle besser zu verstehen“, und sagt auf Deutsch: „Ich bin mir sicher, dass es für meinen Kopf noch nicht zu spät ist, Deutsch zu lernen.“