Trotz einer Demonstration und eines Gegenvorschlags der Bürgerinitiative hat sich der Gemeinderat für das Ende des Afrika-Hauses entschieden. Die Grünanlage und die Ausstellung sollen jedoch erhalten bleiben.
Am Ende war die Entscheidung eindeutig. Nur drei Freiberger Gemeinderäte stimmten während der Sitzung am Dienstagabend gegen den Vorschlag der Stadtverwaltung, der Rest willigte ein: damit steht fest, dass das Afrika-Haus abgerissen wird und das Gelände im Ortsteil Geisingen für den Bau von neuen Wohnungen genutzt wird. Und das, obwohl die Bürgerinitiative zuvor eine neue Zukunftsvariante für das Grundstück ins Spiel gebracht hatte.
Früher fanden im Afrika-Haus auch Seminare und Feste statt
Das Afrika-Haus wurde 1970 vom Freiberger Abenteurer und Schriftsteller Artur Benseler als Zentrum für afrikanische Kunst und Kultur mitten in seiner Heimatstadt gebaut. Neben der Dauerausstellung fanden dort regelmäßig Seminare und Feste statt. Nach Artur Benselers Tod im Jahr 2010 ging das Grundstück samt Haus und Ausstellung als Erbe an die Stadt über – und verlor an Anziehungskraft. Das Gebäude wurde zum Sanierungsfall, ein Rohrbruch im vergangenen Jahr beschädigt dann auch noch mehrere Kunstgegenstände.
Der neu gewählte Bürgermeister Jan Hambach sah sich gezwungen, eine Entscheidung herbeizuführen. „Der Gemeinderatsbeschluss war wichtig, damit wir endlich einen Fahrplan haben“, sagte Hambach nach der Entscheidung. Denn mit dem Beschluss wird nicht nur der Wohnungsbau angestoßen, sondern auch Schritte, um das Erbe von Artur Benseler zu erhalten. Die Ausstellungsgegenstände werden für rund 90 000 Euro restauriert und an einem sicheren Ort untergebracht. Zudem wurde beschlossen, dass das Geld aus dem Grundstücksverkauf für den Bau eines neuen Ausstellungsraums im künftigen neuen Zentrum der Stadt Freiberg gesteckt werden soll.
Enttäuschung bei Bürgerinitiative
Für die Bürgerinitiative „Pro Afrikahaus – Kunst und Park“ ist der Gemeinderatsbeschluss eine große Enttäuschung. Bis zuletzt haben die Freiberger versucht, das Grundstück vor einer Wohnbebauung zu retten und demonstrierten am Dienstag vor dem Rathaus für den Erhalt des Parks und der Kunst. „Ich finde es enttäuschend, wie der Gemeinderat so ein Projekt einfach abfertigt“, sagt Christine Radtke von der initiative.
Vergangene Woche erarbeitete die Bürgerinitiative einen Kompromissvorschlag und legte diesen der Stadtverwaltung um Jan Hambach vor. Das Haus müsse abgerissen werden, willigten die Bürger ein. Anstatt der Wohnbebauung solle jedoch ein Park entstehen, mit afrikanischer Kunst und der Möglichkeit, dort Veranstaltungen und Feste umzusetzen. Die Stadt müsse die Kosten nicht alleine tragen, so der Kompromissvorschlag. Ein Förderverein könnte Spenden sammeln und Arbeit auf ehrenamtliche Schultern verlagert werden.
Auf den Kompromissvorschlag habe sie keine Antwort erhalten, sagt Christine Radtke. Aus ihrer Sicht sind die kritischen Bürger einen großen Schritt auf die Stadt zugekommen, haben Forderungen gestrichen oder angepasst – einen Schritt der Stadt und der Gemeinderäte habe es jedoch nicht gegeben, so Radtke: „Es gab keine Gesprächsbereitschaft und kein Entgegenkommen, ein offener Dialog war nicht erwünscht.“
Hambach sagt, er habe dem Gemeinderat den Kompromissvorschlag der Initiative vorgelegt. Ein Gespräch mit Bürgern, Verwaltung und Gemeinderat gab es jedoch nicht. „Aus meiner Sicht sind viele Anliegen der Bürgerinitiative im Beschlussvorschlag enthalten“, sagt Hambach. Es gebe einen Zukunftsplan für die Kunstgegenstände, zudem soll ein städtebaulicher Entwurf sicherstellen, dass „möglichst viel Grün“ erhalten bleibt. Die Stadt wolle die Bürgerinitiative bei den kommenden Schritten einbeziehen, so der Bürgermeister.