Die immer gleiche Haltung beim Gaming und E-Sport macht zumindest dem Rücken der Spieler keine Freude. Foto: imago images//Dragos Condrea

Langes Sitzen, monotone Haltung – Gaming und E-Sport haben bewegungstechnisch nicht gerade den besten Ruf. Doch ist das virtuelle Spielen tatsächlich so gesundheitsschädlich?

Das Wort Gamer – bei vielen weckt das die Assoziation eines übergewichtigen jungen Mannes im Kapuzenpulli, der im Keller sitzt, mit der Controller in der einen und einer Chips-Tüte in der anderen Hand. Dieses Bild ist in der Wirklichkeit überholt: Gaming und das professionelle Pendant E-Sport sind Massenphänomene, die sich durch alle Schichten und Altersstufen ziehen. Die Szene kämpft dennoch mit verschiedenen Vorurteilen, unter anderem auch dem, dass Gaming dem Köper schadet. Forscher der Universität Köln, unter der Leitung des Sportwissenschaftlers Ingo Froböse, haben sich der Sache angenommen und sich in ihrer mittlerweile vierten Studie zum E-Sport mit dem Thema Schmerzen beschäftigt. Dabei haben sie den Fokus auf die Ergonomie gelegt.

Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse AOK entstanden ist, kommt zunächst zu einem positiven Fazit: Die 1180 befragten Gamer wiesen ihrer eigenen Einschätzung nach einen guten subjektiven Gesundheitszustand auf. Sie würden auch einem hohen Maß an körperlicher Aktivität nachgehen. Außerdem sei den Befragten bewusst, welche positiven Auswirkungen ein gesunder Lebensstil auf die Leistungsfähigkeit im E-Sport haben kann. Die Befragten waren ergonomisch gut ausgestattet – allerdings kann die Ausstattung nicht die Schäden des langen Sitzens ausgleichen. Laut der Wissenschaftler sei es wichtig, die Spielposition des Öfteren zu wechseln, und nicht zu lange in einer Haltung zu verharren. Hier sehen die Forscher noch Aufklärungsarbeit. Je höher die Sitzzeit, desto schlechter fühlten sich die Gamer.

Nacken und Rücken besonders betroffen

Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass körperliche Beschwerden bei Gamern vorkommen: Die von Schmerzen häufig betroffenen Körperregionen sind Nacken und Rücken. Dazu kommen weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen. Die Beschwerden ähneln denen der Personen, die eine sitzende Tätigkeit im Büro ausüben. Die Forscher zeigen sich alarmiert, da die Gamer die Schmerzen oft nicht mit dem Gaming in Verbindung bringen und die Beschwerden ignorieren. Das könne schwerwiegende Erkrankungen oder Verletzungen zur Folge haben.

Ebenso besorgniserregend seien die Ergebnisse hinsichtlich des psychischen Wohlbefindens: Knapp ein Drittel liegt unter dem Wert, „ab dem genauere diagnostische Verfahren bezüglich einer vorliegenden psychischen Depression angewendet werden sollten.“ Das psychische Wohlbefinden habe sich im Vergleich zur Studie verschlechtert. Die Wissenschaftler vermuten allerdings, dass die aktuelle Situation um die Corona-Pandemie dafür ausschlaggebend sein könnte.

Darüber hinaus bestehen Zusammenhänge zwischen der Spielzeit und dem BMI (Body-Mass-Index) und dem subjektiven Gesundheitszustand. Was bedeutet das? Je höher die Spielzeit und der BMI der Befragten waren, desto schlechter schätzten sie ihren Gesundheitszustand ein. Im Gegensatz dazu verhilft den Spielern eine höhere körperliche Aktivität zu einem besseren Wohlbefinden und Gesundheitszustand. Offen bleibt die Frage, ob das Gaming zur schlechteren Gesundheit der Befragten führt oder ob sich Menschen mit schlechterer Gesundheit mehr für das Gaming interessieren.