Der Vulkan auf La Palma hält die 85.000 Bewohner der Kanareninsel weiter in Atem. Die mehr als 1000 Grad heiße Lava zerstört immer wieder neue Flächen. Foto: AFP/HANDOUT

Das Gebiet um den vor gut drei Wochen auf La Palma ausgebrochenen Vulkan ist erneut von mehreren relativ starken Erdbeben erschüttert worden.

Palma - Der heftigste Erdstoß mit einer Stärke von 4,3 sei am Sonntag kurz vor Mitternacht registriert worden, berichtete der Fernsehsender RTVE am Montag unter Berufung auf die Behörden der Kanareninsel. Das sei der bisher stärkste seit dem Vulkanausbruch gewesen. Am Montag wurden derweil wegen der Gefahr giftiger Dämpfe erstmals nach mehreren Tagen wieder Ausgangssperren verhängt. Diese betreffen Orte mit insgesamt knapp 3000 Einwohnern.

Die Erdstöße seien auch von vielen der 85 000 Bewohner La Palmas gespürt worden, hieß es. Da sie in einer Tiefe von 39 Kilometern stattgefunden hätten, gebe es aber keinen Grund zu größerer Sorge. Bis Montagnachmittag habe es mindestens 40 Nachbeben gegeben.

Die von den neuen Ausgangssperren betroffenen Ortschaften befinden sich alle unweit des Industriegebietes Callejón de la Gata. Die Lava habe dort Zementfabriken und andere Industrieanlagen erreicht, und dabei seien potenziell giftige Gase entstanden, erklärte der Sprecher des Notfall-Komitees Pevolca, Miguel Ángel Morcuende. Es handele sich aber nur um eine „vorbeugende Maßnahme“, betonte er. Man wolle nun die Luftqualität im betroffenen Gebiet überprüfen.

525 Hektar von einer meterdicken Lava-Schicht bedeckt

Die jüngsten, stärkeren Erdstöße könnten darauf hindeuten, dass sich neues Magma unter dem Vulkan im Gebirgszug Cumbre Vieja im Süden La Palmas staue, sagte die Geologin Nieves Sánchez der Zeitung „El País“. „Es kann sein, dass der Vulkan gerade wieder stärkere Aktivität entwickelt“, so die 52-Jährige, die dem wissenschaftlichen Beobachtungsteam angehört. Der Vulkan werde sicher noch länger aktiv bleiben. „Das geht weder morgen noch übermorgen und auch nicht in einer Woche zu Ende“, meinte sie.

Auf der spanischen Atlantik-Insel vor der Westküste Afrikas wird nun erwartet, dass der neue Lavastrom, der sich am Samstag durch den Einsturz der Nordflanke des Vulkankegels gebildet hatte, wohl in wenigen Tagen das Meer erreicht. Seit der Vulkan am 19. September erstmals nach 50 Jahren wieder aktiv geworden war, hat die mehr als 1000 Grad heiße Lava bereits knapp 1300 Gebäude zerstört, wie die Behörden mitteilten.

525 Hektar waren am Montag von einer meterdicken Lava-Schicht bedeckt. Diese Fläche entspricht mehr als 700 Fußballfeldern. Rund 6000 Bewohner evakuierter Ortschaften waren weiter in Hotels oder bei Angehörigen untergebracht.