In Teilen von Marbach hat es unlängst heftig nach Abgasen gestunken. Verursacht wurde der unangenehme Mief von einer neuen Anlage der EnBW, die sich gerade in der Testphase befindet.
Die Fenster ließ man Mitte Juli vor allem im Hörnle, aber auch in Marbach-Süd besser geschlossen. Denn der Gestank, der phasenweise in der Luft hing, war offenbar kaum zu ertragen. „Das war schon widerlich“, sagt Melanie Oertel, die in einem der betroffenen Quartiere wohnt. Sie beschreibt den Geruch als „beißend und eklig“. Zwei oder drei Tage sei das so gegangen – ehe sie und die Anwohner wieder vernünftig durchatmen konnten.
Abgaswerte laut Bürgermeister noch nicht richtig eingestellt
Entsprechende Nachfragen zu dieser unschönen Episode sind dann auch beim Marbacher Bürgermeister Jan Trost eingegangen, wie er in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats berichtete. Und er klärte umgehend auf, was es damit auf sich hatte.
Der schlimme Mief habe daher gerührt, dass die neue Netzstabilitätsanlage der EnBW am Neckar momentan angefahren werde. „Dabei sind die Abgaswerte noch nicht richtig eingestellt“, erklärte Trost. Folglich habe es stark nach Abgasen gerochen, die drückende Wetterlage das Ganze begünstigt. Die EnBW habe aber versichert, dass die Einstellungsphase demnächst abgeschlossen und das Kraftwerk im Frühherbst einsatzbereit sei. Dann werde es auch keine Geruchsemissionen mehr geben.
Seit dem 8. Juli laufe an der Anlage der Prozess für die sogenannte heiße Inbetriebnahme, bestätigt Rashid Elshahed, Pressesprecher des Energiekonzerns. „Wie in einem solchen Prozess üblich, wird die Anlage sukzessive mit zunehmender Leistung gefahren, um sie einzustellen und zu testen“, fügt er hinzu. Gerade in der Anfangsphase dieses Vorgangs könne es vorübergehend zu Geruchsbelästigungen kommen. „Diese fallen, je nach Wind- und Wetterlage, unterschiedlich stark aus und sind an unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Zeitpunkten wahrnehmbar. Aufgrund des verwendeten Energieträgers Heizöl kann es dabei zeitweise nach Dieselabgasen riechen“, erläutert Elshahed.
Die gute Nachricht ist: Bis Mitte August sei dieser Teil des Inbetriebnahme-Verfahrens abgeschlossen. „Dann sind keine entsprechenden Belästigungen mehr zu erwarten – im Übrigen auch dann nicht, wenn die Anlage einmal im Betrieb ist“, beteuert der EnBW-Sprecher.
Das dürfte die Anwohner im Hörnle und Marbach-Süd beruhigen. Zumal teilweise die Sorge geäußert worden sei, dass die Emissionen womöglich sogar giftig sein könnten, wie Melanie Oertel berichtet. „Auch wenn die Emissionen geruchlich wahrnehmbar waren, geht von ihnen in dieser Konzentration kein erhöhtes Risiko aus“, stellt EnBW-Sprecher Rashid Elshahed indes klar.
Regierungspräsidium für die Kontrolle der Emissionen zuständig
Bürger im Marbacher Hörnle hätten sich allerdings auch erkundigt, ob vonseiten der Stadt in Zukunft kontrolliert werde, was von der Netzstabilitätsanlage in die Luft ausgeschieden wird, sagte Swantje Hammer von der CDU in der Gemeinderatssitzung. „Wir können das gar nicht kontrollieren“, erklärte daraufhin der Marbacher Bauamtsleiter Dieter Wanner. Dass die Werte eingehalten werden, dafür sei das Regierungspräsidium in Stuttgart zuständig.
Im Idealfall wird die Gasturbine in dem Kraftwerk aber ohnehin nur punktuell angeworfen. Wie der Name schon sagt, dient die Konstruktion in Zeiten der Energiewende dazu, die Netzstabilität zu gewährleisten und zum Beispiel dann Strom zu produzieren, wenn andere Quellen ausfallen. Im Herbst solle das Kraftwerk in Betrieb gehen, erklärt Rashid Elshahed.
Zwei Jahre hinter dem Zeitplan
Damit verpasst die EnBW den ursprünglich anvisierten Eröffnungstermin um rund zwei Jahre. Die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg hatten zu Lieferverzögerungen und Materialengpässen geführt, ein Defekt am Haupt-Transformator den Zeitplan vollends durcheinandergerüttelt.