Dampf kommt aus dem Kühlturm (Mitte) von Block 2 des Kernkraftwerks Neckarwestheim, daneben sind Block 1 (links) und Block 2 (rechts) zu sehen. Foto: dp/Marijan Murat

Die Atommeiler Neckarwestheim II und Isar 2 bleiben potenziell bis April 2023 am Netz. Die EnBW sieht keine Probleme für den Weiterbetrieb – vor allem aus einem Grund.

Wirtschaftsverbände und Handelskammern im Land haben den möglichen Weiterbetrieb des baden-württembergischen Kernkraftwerks Neckarwestheim II und des bayerischen Meilers Isar 2 bis Mitte April begrüßt. Das ergibt eine Umfrage unserer Zeitung. Die Entscheidung erhöhe die Versorgungssicherheit „gerade in Süddeutschland erheblich“, betonte Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertags (BWIHK). Zustimmung kommt auch von den Verbänden Chemie- und Pharmaindustrie Baden-Württemberg (Chemie.BW). Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sprach von einem „signifikanten Beitrag“ zur Energieversorgung.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Dienstagabend erklärt, dass er einen Weiterbetrieb der beiden Akw über das Jahresende hinaus bis ins erste Quartal 2023 erwartet. Er habe sich mit den Betreibern der Meiler auf Eckpunkte zur Umsetzung der Einsatzreserve verständigt.

Die Wirtschaftsvertreter drängen die Bundesregierung zu weiteren Maßnahmen. Was die bundesweit benötigten Strommengen betreffe, sei der Streckbetrieb der beiden Kernkraftwerke „kein Game-Changer“, betonte der VDMA-Energieexperte Matthias Zelinger. „Auch die Wirkung auf die Strompreise wird begrenzt sein.“ Chemie.BW sagte, man müsse für die Stromerzeugung jede Alternative nutzen, ob erneuerbare Energien, Kohle oder Kernkraft – eine Forderung, die auch bereits der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erhoben hatte.

Die EnBW sieht sich für einen möglichen Weiterbetrieb von Neckarwestheim II bis Mitte April gut aufgestellt. Die Anlage sei in einem hervorragenden Zustand und der Weiterbetrieb kein Problem, hieß es am Mittwoch aus Unternehmenskreisen. Außerdem zahle es sich aus, dass man Fachpersonal gehalten habe, da dieses ursprünglich den Rückbau begleiten sollte. Derzeit beschäftige man in Neckarwestheim noch rund 650 Mitarbeiter, dazu kommen 100 bis 200 Beschäftigte anderer Firmen.

Auch zu den Kosten gibt es bereits grundsätzliche Regelungen. So werden der EnBW Verluste beim Vorhalten des Meilers oder bei möglichen Mindereinnahmen ersetzt. Erzielt die EnBW Gewinne, muss sie diese für Maßnahmen der Energiewende verwenden.

Die FDP bringt eine grundsätzliche Laufzeitverlängerung ins Spiel

Unterdessen gießt die FDP im Streit mit den Grünen über die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken in Deutschland weiteres Öl ins Feuer. Das Präsidium der Liberalen sprach sich am Mittwoch dafür aus, die Laufzeiten aller drei noch am Netz angeschlossenen AKW zu verlängern und neue Brennstäbe zu bestellen. Neben Neckarwestheim II und Isar 2 beträfe das auch den Meiler Emsland in Niedersachsen.