Landrat Roland Bernhard zu Gast beim Zunftmeisterempfang in Weil der Stadt Foto: Simon Granville

Beim Zunftmeisterempfang in Weil der Stadt gibt es Prominenz, viele Emotionen und noch mehr Spaß.

Wenn es um ihre Fasnet geht, ist mit den Weil der Städtern nicht zu spaßen. Sollten die Finanzbeamten im Landratsamt den Haushalt des Städtles nicht genehmigen, so droht Frank Gann unverhohlen, dann wird Weil der Stadt eine Narrensteuer einführen. „Und das kann für einige teuer werden.“

Der Chef der Narrenzunft AHA weiß, wovon er spricht. Denn dass einige Vertreter des Landratsamtes sehr gerne und sehr lange Gäste bei der Fasnet sind, das hat sich in einschlägigen Kreisen herumgesprochen. So auch beim Zunftmeisterempfang am Sonntagmorgen. Landrat Roland Bernhard, diesmal als Leichtmatrose unterwegs, schaut unschuldig in die Luft. Das Klösterle ist voll. Stets vor dem großen Umzug lädt die AHA die eigenen Gruppen, Vertreter der befreundeten Zünfte und viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft ein.

Frank Gann und Daniel Kadasch haben im Rathaus die Macht übernommen

Narrenchef Gann kann übrigens ohne weiteres neue Steuern erheben. Gemeinsam mit dem AHA-Zunftmeister Daniel Kadasch hat er im Rathaus die Macht übernommen. Bürgermeister Christian Walter ist abgesetzt und fristet jetzt als „schmaler Chris“ ein kärgliches Dasein. Kein Wunder, dass er sich lieber im Gewand von Harry Potter unters feiernde Volk mischt, diesmal sogar mit Krawatte. In dieser Aufmachung kann ihn wirklich niemand mehr erkennen.

Der andere starke Mann im Rathaus, Jürgen Katz, ist freilich auch weg vom Fenster. Der Beigeordnete tarnt sich im Gewand des Direktors der Hexenschule, Albus Dumbledore. Gemeinsam singen sie als Rathausrocker vom „harten Brot zu zweit an der Spitze der Stadt“. Wobei Jürgen Katz bemerkenswerte Qualitäten als Rockgitarrist zeigt.

Das Publikum johlt – die Luftrettung im Raum Leonberg ist gesichert!

Doch im Lichte der neuen Macht sonnen können sich die neuen Machthaber in Weil der Stadt nicht. Sie bekommen gleich eine weitere Aufgabe zugewiesen. Für des Staatssekretärs Wilfried Klenk „saudoofe Idee, der Rettungshubschrauber Christoph 41 kommt weg von Leonberg zur Tübinger WG“ ,hat Hans Dieter Scheerer einen reizvollen Alternativvorschlag. Der FDP-Landtagsabgeordnete aus Weil der Stadt, wie der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn mit Propeller-Mütze ausgestattet, will Daniel Kadasch als Piloten einsetzen und Frank Gann als Notarzt. Das Publikum johlt, die Luftrettung im Raum Leonberg ist gesichert!

Das Problem ist nur: Ein neuer Landeplatz kostet jede Menge Geld. Und das hat das Städtle bekanntermaßen nicht. „Im Klösterle waren einst die Kapuzinermönche“, erinnert der abgesetzte Bürgermeister an die Ursprünge des Ortes. „Und das war ein Bettelorden.“ Gebettelt werden muss aber nicht, um die großen Löcher in der Weiler Stadtkasse zu stopfen. Da haben die „Alten Säcke“ der AHA um Michel Borger bessere Ideen. Ein brillanter Vortrag!

Ehrung von Michael Borger als emotionaler Höhepunkt

Emotionaler Höhepunkt des Zunftmeisterempfangs ist eine Ehrung der besonderen Art: Michael Borger, langjähriger Chef der Narrenzunft, bekommt vom Landrat die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Borger, ein Fasneter aus tiefstem Herzen, dazu Stadtrat, Landwirt und Hansdampf in allen Gassen, ist seit Jahrzehnten auf allen Ebenen umtriebig und sich für keine Aufgabe zu schade. Zuletzt steuerte er beim Leonberger Pferdemarkt den Traktor des AHA-Wagens.

„Die Ehrennadel“ so meint Roland Bernhard augenzwinkernd, „wird tief in der Brust verankert.“ Das wäre im Prinzip sogar möglich, ist sie doch sehr klein. So klein, dass der abgesetzte Bürgermeister dem Michel noch eine Lupe schenkt. So viel Lob und Ehre, das ist dem sympathischen AHA-Macher fast zu viel: „Es ist grandios, mit einem tollen Team hier etwas zu bewegen.“ In Richtung seiner Familie blickt Borger nur kurz: „Sonst muss ich heulen.“ Das Publikum steht, der Applaus will gar nicht mehr enden.