Fantast des Archivs: Gerhard Roth Foto: dpa/Herbert Neubauer

Mit Thomas Bernhard und Peter Handke bildete Gerhard Roth das Dreigestirn der österreichischen Gegenwartsliteratur. Mit 79 Jahren ist der Autor in seiner Heimatstadt Graz gestorben.

Stuttgart - „Bücher sind so etwas wie die Länder meiner Kopfreisen, sie haben mich vor der Realität gerettet, indem sie mir die Augen über sie geöffnet haben“, bekannte der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth einmal. Insofern wäre der 1942 in Graz Geborene eine Art Reiseschriftsteller. Und das Gebiet, das er seit dem Roman „Der Stille Ozean“ von 1980 erkundet hat, liegt in mehreren monumentalen Romanzyklen kartografiert vor: Es ist die Geschichte Österreichs stellvertretend aber auch für die Mitteleuropa. Die je sieben in den „Archiven des Schweigens“ und „Orkus“ zusammengefassten Romane bilden ein gewaltiges Massiv, durchbohrt von Erinnerungen, bewohnt von realen und fiktiven Gestalten, unterspült von dem finsteren Quellgrund des Nationalsozialismus.