Die Nachricht war mit Spannung erwartet worden. Jetzt ist es offiziell: Neuer Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird Prälat Klaus Krämer, ein gebürtiger Stuttgarter mit ausgeprägtem weltkirchlichem Profil.
Wechsel an der Spitze der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Prälat Klaus Krämer, aktuell Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators Clemens Stroppel, übernimmt das Bischofsamt. Das gab Stroppel am Mittwoch im vollbesetzten Rottenburger Dom bekannt. Der 60-Jährige wird damit Nachfolger von Bischof Gebhard Fürst, der der Diözese 23 Jahre vorgestanden hatte und im Dezember 2023 im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden war.
Vorausgegangen war die Wahl durch das Rottenburger Domkapitel und die Ernennung Krämers durch Papst Franziskus. Er wird damit 12. Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die mit rund 1,6 Millionen Mitgliedern drittgrößte Diözese in Deutschland ist. Der genaue Termin für die Bischofsweihe und die Amtseinführung von Krämer wurde nicht genannt. Sie soll jedoch noch in diesem Jahr erfolgen. Mit der Amtsübernahme endet dann auch die nunmehr zehnmonatige Vakanz in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zum Ernennungsprozedere gehört, dass Krämer vor dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten einen im Reichskonkordat vorgeschriebenen Treueeid ablegt.
„Respekt, Demut – und Freude“
Nach der Bekanntgabe seiner Berufung verriet Krämer in einer kurzen Rede, dass er die Wahl „mit einer etwas zitternden Stimme“ angenommen habe. Er freue sich auf die neue Aufgabe, sehe ihr allerdings auch mit Respekt und Demut entgegen. Die Diözese sei ihm seit drei Jahrzehnten vertraut, sagte Krämer. Er schätze sie „wegen ihres theologischen und pastoralen Profils“. Ebenso wegen ihrer „gelebten Synodalität“, also der Haltung, in Gesprächsprozesse ohne vorgefertigte Vorstellungen zu gehen. Damit sei man „am Puls der Zeit“. Krämer betonte auch das weltkirchliche Profil der Diözese Rottenburg-Stuttgart, das sich in einem großen Netzwerk von Beziehungen zu Gemeinden in allen Kontinenten ausdrücke: „Dieses weltkirchliches Engagement ist etwas vom Wertvollsten, was wir haben.“ Als langjähriger Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio kann er hier reichlich Erfahrung einbringen.
Offen sprach Krämer die „großen Herausforderungen“ an, vor denen die Kirche insgesamt steht. Durch die „unsäglichen Missbrauchsfälle und den unangemessenen administrativer Umgang damit“ habe man „einen enormen Vertrauensverlust“ erlitten. Das belastet uns schwer“, sagte er. Gleichzeitig führe der Trend hin zur säkularen Gesellschaft zu schwindenden Mitgliederzahlen und Ressourcen: „Vieles müssen wir anpacken, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden.“ Krämer äußerte sich jedoch auch optimistisch: „Unsere Botschaft hat nichts an Kraft und Stärke verloren.“ Die Kirche könne ein Zeichen der Zuversicht setzen in einer Zeit wachsender Mutlosigkeit. Sie sei eine „Hoffnungsgemeinschaft“. Krämer betonte: „Ich baue auf die Kraft der frohen Botschaft.“ Humor bewies der Fürst-Nachfolger bei dieser Gelegenheit auch. „Ich habe vergessen mein Handy auszustecken“, sagte er schmunzelnd unter allgemeinem Gelächter, als sich in seine Rede ein lautes Piepsen mischte.
Mitorganisator des Katholikentag 2022 in Stuttgart 2022
Krämer wurde am 14. Januar 1964 in Stuttgart geboren. Die Priesterweihe empfing er 1993 in Neresheim. Von 1994 bis 1997 war er Bischöflicher Sekretär des damaligen Bischofs Walter Kasper. Nach seiner Promotion an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau wurde er 1999 Domkapitular in Rottenburg und Leiter der Hauptabteilung Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat. Von 2004 an arbeitete er zusätzlich als Bischofsvikar für die Ausbildung der pastoralen Berufe.
Von 2008 bis 2019 war Krämer als Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio in Aachen tätig. Seit 2010 war er auch für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zuständig. 2020 kehrte er als Domkapitular in die Rottenburger Diözesanleitung zurück und organisierte von dort aus maßgeblich den 102. Katholikentag im Mai 2022 in Stuttgart mit. Neben der Leitung der Hauptabteilung Kirchliches Bauen übernahm er 2023 das Amt des Kanzlers der Bischöflichen Kurie. Zuletzt war Krämer auch Ständiger Vertreter von Diözesanadministrator Clemens Stroppel, der ihn jetzt als neuen Bischof präsentierte.