Diverse Stimmen kritisieren die Aktion des Nationalspielers. Foto: dpa/Sebastian Christoph Gollnow

Der türkische Fußball-Nationalspieler Merih Demiral feiert bei der EM mit dem sogenannten Wolfsgruß. Dies stößt auf deutliche Kritik.

Menschenrechtler haben den Jubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral mit dem sogenannten Wolfsgruß scharf kritisiert. „Seit Jahren bekomme ich von Anhängern der Grauen Wölfe, einer der größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland, Morddrohungen. Dass Merih Demiral hier den rechtsextremen Wolfsgruß zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer“, schrieb Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal bei X. „So bitter für die türkischen Fans.“

Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und Symbol der „Grauen Wölfe“ geformt. Als „Graue Wölfe“ werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Demiral hatte erklärt, es habe mit seiner „türkischen Identität zu tun“, wie er gefeiert habe.

Journalistin Tekkal forderte die Europäische Fußball-Union UEFA zum Handeln auf. „Auch beim Rassismus und Faschismus in Teilen der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte darf die Gesellschaft nicht wegsehen! Es gilt alle Formen der Menschenverachtung und Verfassungsfeindlichkeit zu bekämpfen! Alles andere ist Makulatur.“ 

Kritik von allen Seiten – UEFA soll reagieren

Der türkische Exiljournalist und Autor Can Dündar schrieb auf X: „Glückwunsch, Merih!Mit einem einzigen Zeichen hast du die 100-prozentige Freude auf 5 Prozent verringert.“

Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker rief die UEFA auf, das Zeigen des Wolfsgrußes nicht zu dulden. „Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal“, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. „Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren.“

Vor 30 Jahren hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller, Sänger und Intellektuelle aufhielten. In den Flammen kamen 37 Menschen ums Leben, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei.

Die Türkei spielt am Samstag in Berlin um den Einzug ins Halbfinale der EM gegen die Niederlande.