Eltern suchen über die verschiedensten Wege nach einem Babysitter für ihre Kinder. Foto: imago images

Der Missbrauchsfall in Wermelskirchen verunsichert Mütter und Väter. Was Experten – auch aus Stuttgart – sagen, worauf Eltern bei der Wahl eines Babysitters achten sollten.

Das kaum Vorstellbare ist Realität geworden: Wie am Montag bekannt wurde, hat ein 44-jähriger Babysitter aus Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) offenbar jahrelang seine kleinen Schützlinge sexuell missbraucht. Zwischen 2005 und 2019 soll der Mann zwölf Kinder missbraucht haben. Am Montag berichteten die Ermittler von 73 Verdächtigen und 33 Opfern, die bislang identifiziert worden sind.

Solche Nachrichten können verunsichern. Manche Eltern fragen sich nun womöglich, wie sie bei der Suche nach einem Babysitter noch besser aufpassen können. Eine Umfrage unter Experten gibt Richtlinien, worauf man achten kann.

Das zeichnet qualifizierten Babysitter aus

Einen qualifizierten Babysitter erkennt man laut Ümit Yüzen, der Referentin für Familien und Kinderhilfe beim Deutschen Roten Kreuz, zum Beispiel an den Fragen, die dieser beim ersten Treffen mit der Familie stellt. Fragt der Babysitter die Eltern beispielsweise nach den Interessen oder Gewohnheiten des Kindes? Oder erkundigt er sich danach, wo wichtige Sachen für das Kind im Haus zu finden sind?

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Aber auch anhand von Zertifikaten lasse sich erkennen, über welche Qualifikationen ein Babysitter verfügt. Optimalerweise sollte der Kinderbetreuer über eine Babysitterausbildung verfügen und an einem Erste-Hilfe-am-Kind-Kurs teilgenommen haben. Denn „ein guter Babysitter sollte wissen, was im Notfall zu tun ist“, sagt Yüzen.

Die Referentin merkt an, dass auch Ehrlichkeit einen guten Babysitter auszeichne. Beispielsweise wenn er etwas nicht wolle oder könne, beispielsweise den Kindern beim Baden helfen. Absolut verboten sei dagegen ein enger körperlicher Kontakt, wenn dieser nicht vom Kind ausgehe. Spätestens, wenn sie davon erfahren, sollten bei den Eltern die Alarmanlagen angehen, sagt Yüzen. Aber auch Unkonzentriertheit und Desinteresse an den Kindern sollten als Signal verstanden werden, dass der Babysitter vielleicht nicht der richtige ist.

Mit Vermittlungsdienst Babysitter finden

Finden könnten Familien qualifizierte Babysitter unter anderem über die Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes. Auch die Kreisverbände des Deutschen Kinderschutzbundes bieten eine Vermittlung an. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Internetplattformen sowie Unternehmen, die Babysitter an Familien vermitteln.

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So zum Beispiel die Agentur Mary Poppins aus Stuttgart. Ihre Inhaberin Melanie Ostheimer erklärt: „Bevor wir einen Babysitter an eine Familie vermitteln, setzen wir uns zunächst ausführlich mit dem Bewerber auseinander.“ Neben einem Lebenslauf verlange die Agentur von jedem Bewerber zudem ein polizeiliches Führungszeugnis.

So läuft Babysitter-Vermittlung ab

Ostheimer legt großen Wert darauf, jeden Babysitter ihrer Agentur persönlich kennenzulernen. Daher lädt sie jeden Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch in Präsenz ein. In diesem geht es um die Qualifikationen der Bewerber sowie deren Erfahrungen im Umgang mit Kindern.

Eine Ausbildung, wie sie vom Deutschen Roten Kreuz oder dem Deutschen Kinderschutzbund angeboten wird, setzt die Agentur von ihren Babysittern nicht voraus. Wichtig seien Tugenden wie „Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein sowie Freude am Umgang mit Kindern“, erklärt Ostheimer.

Um herauszufinden, welcher Babysitter zu welcher Familie passt, führt die Agentur mit jeder Familie ein Bedarfsgespräch. In diesem werden die Eltern zu den spezifischen Anforderungen an die Betreuung ihrer Kinder befragt. Auf dieser Grundlage erstellt der Vermittlungsdienst dann ein Familienprofil, auf das sich interessierte Babysitter bewerben können. Hat die Familie Interesse an einem der sich Bewerbenden, wird ein Treffen vereinbart. So lasse sich für jede Familie ein geeigneter Babysitter finden.

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