Ein Flugzeug von Ryanair war von Belarus zur Notlandung gezwungen worden. Dann nahmen Sicherheitskräfte den regimekritischen Blogger Roman Protassewitsch fest. (Archivbild) Foto: dpa/Uncredited

Nicht nur weil das Land eine Ryanair-Maschine zur Landung gezwungen hat, hat die EU Sanktionen gegen einige der Verantwortlichen aus Belarus verhängt. Sie bekommen Einreiseverbote und ihre Vermögen werden gesperrt.

Brüssel - Die EU-Staaten haben weitere Sanktionen gegen Belarus wegen der erzwungenen Landung eines Ryanair-Flugzeugs beschlossen. Wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus EU-Kreisen erfuhr, belegt die EU wegen des Vorfalls sieben Verantwortliche mit Einreise- und Vermögenssperren. Darüber hinaus beschlossen die EU-Botschafter, wegen der Unterdrückung der Opposition gegen 71 weitere Vertreter aus Belarus Sanktionen zu verhängen.

Belarus hatte Ende Mai eine Ryanair-Maschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Dort wurden der im Exil lebende Oppositionelle Roman Protassewitsch und seine aus Russland stammende Freundin Sofia Sapega festgenommen. Die EU-Staaten haben deshalb bereits ein Flugverbot für Maschinen aus Belarus beschlossen.

Auch Wirtschaftssanktionen sind im Gespräch

Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom August 2020 und des gewaltsamen Vorgehens gegen die Opposition hatte die EU bereits Sanktionen gegen 88 Belarussen verhängt, darunter Präsident Alexander Lukaschenko selbst. Im Dezember wurden zudem sieben staatsnahe Unternehmen auf die EU-Sanktionsliste gesetzt. Zu einem Kurswechsel brachte dies Lukaschenko nicht.

Die nun beschlossene Aufnahme von insgesamt 78 weiteren Verantwortlichen soll am Montag am Rande des Treffens der EU-Außenminister in Luxemburg abschließend beschlossen werden. Dies gilt laut Diplomaten aber als Formalie, eine Diskussion dazu findet nicht mehr statt.

Beraten wollen die Außenminister aber über gleichfalls geplante Wirtschaftssanktionen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte Ende Mai als Möglichkeit auf ein Verbot der Ausgabe von belarussischen Staatsanleihen in der EU verwiesen. Darüber hinaus könnten demnach auch Unternehmen aus dem für das Land wichtigen Kali- und Phosphatbereich mit Sanktionen belegt werden.