Vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht findet der Prozess gegen den 62-Jährigen statt. (Archivbild) Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Im Februar eskaliert eine Polizeikontrolle im Schwarzwald. Dabei fährt ein mutmaßlicher „Reichsbürger“ einen Polizisten an. Vor Gericht hat nun das Opfer seine Aussage gemacht.

An die entscheidenden Sekunden einer dramatischen Verkehrskontrolle eines mutmaßlichen „Reichsbürgers“ im Schwarzwald kann sich ein damals schwer verletzter Polizist nach eigener Aussage kaum noch erinnern. Er wisse nur noch, dass er bei dem Zwischenfall aus seinem Streifenwagen ausgestiegen und auf das stehende Auto des nun angeklagten Mannes zugelaufen sei, sagte der 40 Jahre alte Polizeihauptkommissar am Mittwoch vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht. Dort muss sich ein 62-Jähriger aus dem Kreis Lörrach wegen versuchten Mordes verantworten.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Deutschen vor, den Polizisten im Februar absichtlich umgefahren zu haben. Es ist die erste Anklage, die die Bundesanwaltschaft gegen einen „Reichsbürger“ erhoben hat. Zu Prozessbeginn hatte der 62-Jährige keine Angaben zur Sache gemacht. Sogenannte Reichsbürger und „Selbstverwalter“ leugnen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland und ihres Rechtssystems, sie sprechen Politikern und Staatsbediensteten die Legitimation ab und verstoßen immer wieder gegen Gesetze.

Die Bundesanwaltschaft zeigt sich überzeugt, dass der Mann nach einer gescheiterten Verkehrskontrolle und einer Verfolgungsjagd absichtlich angefahren und dabei „seine persönliche Freiheit über das Leben des Polizeibeamten“ gestellt hat. Der Beamte war damals schwer verletzt, er kann nicht mehr als Polizist arbeiten. „Ich bin charakterlich ein anderer Mensch geworden“, sagte er. Er habe sein Selbstvertrauen verloren, sei emotional abgestumpft und gereizter. „Nachts habe ich regelmäßig Träume von Scheinwerfern, die auf mich zukommen.“