Die konkreten weiteren beruflichen Pläne Reichelts sind nicht öffentlich bekannt. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Der Medienkonzern Axel Springer hatte Julian Reichelt vor rund drei Monaten von seinen Aufgaben entbunden. Jetzt meldet sich der frühere Bild-Chefredakteur in der Öffentlichkeit zurück.

Wals bei Salzburg - Der Fernsehsender Servus TV aus Österreich hat den früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt als Gast in einer Talksendung angekündigt. Sein erster TV-Auftritt nach dem Aus bei der Boulevardzeitung im Oktober sei für Sonntag (16. Januar) in der Talkrunde „Links. Rechts. Mitte - Das Duell der Meinungsmacher“ geplant, die in Deutschland um 22.15 Uhr ausgestrahlt werde, teilte der Sender, der zum Red-Bull-Konzern gehört, am Freitag mit. In der Sendung gehe es um die Themen Impflicht, Omikron und die Frage, ob Politiker und Medien auf die falschen Experten hörten.

Der Medienkonzern Axel Springer hatte Reichelt vor rund drei Monaten von seinen Aufgaben entbunden. Der 41-Jährige stand davor mehrere Jahre an der Spitze von Deutschlands größtem Boulevardblatt. Dem Abgang Mitte Oktober waren ein internes Verfahren gegen den Journalisten und zuletzt auch Presserecherchen vorausgegangen. Reichelt hatte sich dann erstmals im Dezember in einem veröffentlichten Zeitungsinterview zu Wort gemeldet, in der Wochenzeitung „Die Zeit“ seine Sicht geschildert und an mehreren Stellen seine Enttäuschung über Springer-Chef Mathias Döpfner ausgedrückt.

Was plant der frühere Chefredakteur?

Die konkreten weiteren beruflichen Pläne Reichelts sind nicht öffentlich bekannt. In dem Zeitungsinterview hatte er angekündigt, er wolle „auf jeden Fall weitermachen“. Reichelt ergänzte: „Wenn es keinen passenden gibt, hat man in einem freien Land ja die Möglichkeit, sich diesen Job selber zu schaffen.“ PR wolle er nicht machen, „sondern Journalismus für die Massen. Ich liebe es, Millionen Menschen eine starke Stimme zu geben“.

Der Medienkonzern Axel Springer, zu dem die Marken „Bild“ und „Welt“ gehören, hatte im Frühjahr 2021 das interne Verfahren gegen Reichelt angestoßen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz. Der Konzern kam zum Schluss, dass Reichelt eine zweite Chance bekommen sollte. Die US-Zeitung „New York Times“ hatte dann im Oktober einen Bericht über Reichelt und den Konzern veröffentlicht. Zudem hatte ein Investigativ-Team bei der Ippen Mediengruppe monatelang recherchiert. Die Ergebnisse flossen zum Teil in einen „Spiegel“-Bericht ein.

So begründete Springer das Reichelt-Aus

Das Ende der Zusammenarbeit mit Reichelt hatte Springer im Oktober so begründet: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat.“