Eltern müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen, wenn ihr Kind die Musikschule Marbach-Bottwartal besucht. Die Räte in Marbach sehen einen dringenden Reformierungsbedarf bei der Finanzierung der Einrichtung.
Die MusikschuleMarbach-Bottwartal hat einen ausgezeichneten Leumund, gilt als ergiebige Talentschmiede. Sie steht aber auch im Ruf, vergleichsweise üppige Preise zu verlangen. Zum nächsten Schuljahr müssen die Eltern sogar nochmals tiefer in die Tasche greifen. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost verkündete am Donnerstagabend im Gemeinderat, dass die Gebühren im Schnitt um zehn Prozent erhöht würden. Doch auch die Stadt pumpt mehr Geld in die Einrichtung, erklärt sich bereit, fortan einen Abmangel von bis zu 132 000 Euro zu übernehmen. Zuletzt war der Betrag auf 86 700 Euro gedeckelt.
Gründe für die geringe finanzielle Unterstützung
All das rührt freilich nicht daher, dass die Musikschule nicht umsichtig nach hanseatischer Kaufmannsart wirtschaften würde. Das Dilemma liegt an der Finanzierungsform der Einrichtung. Denn alleinige Träger sind bis dato Marbach und Steinheim. Andere Kommunen wie Erdmannhausen, Benningen oder Murr beteiligen sich je nach Gusto. Sämtliche Versuche, die Nachbargemeinden dauerhaft stärker einzubinden, sind bislang gescheitert. Wobei die jeweiligen Bürgermeister ebenfalls nachvollziehbare Argumente ins Feld führen, warum sie sich so zugeknöpft zeigen. Die einen wollen beispielsweise den örtlichen Musikvereinen, die sich ebenfalls in der Instrumentalausbildung engagieren, nicht vor den Kopf stoßen, andere zieren sich vor einem höheren Obolus, weil sie private Musikschulen am Ort haben.
Die Konsequenz daraus ist aber eben, dass die Kosten in größerem Maß als oft anderswo der Fall auf die Mütter und Väter umgelegt werden. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Susanne Wichmann untermauerte das mit Zahlen. „Der Anteil, den Eltern an der Finanzierung einer Musikschule beitragen, liegt in Baden-Württemberg bei etwa 45 Prozent. In der Musikschule Marbach-Bottwartal tragen die Eltern die Hauptlast der Finanzierung mit fast 70 Prozent“, konstatierte Wichmann, die im Vorstand des Trägervereins sitzt. Für sie steht deshalb fest: „Unsere Musikschule ist dringend reformbedürftig.“
Hoffnung auf Klausur
Eine Meinung, die Konsens im Gemeinderat ist. „Die Finanzierung kann so nicht weitergeführt werden“, betonte beispielsweise auch Michael Herzog von den Freien Wählern. Marbach könne angesichts der angespannten Haushaltslage nicht dauerhaft für die Unkosten anderer Kommunen aufkommen. „Im Zweifelsfall muss man mit der Keule drohen“, sagte Herzog und meinte damit, Kinder aus solchen Gemeinden vom Unterricht auszuschließen, die sich partout nicht adäquat beteiligen wollen.
Im Unterschied zu früheren Zeiten, als die mangelnde Zahlungsbereitschaft der Nachbarorte ebenfalls moniert wurde, scheint nun tatsächlich Bewegung in die Sache zu kommen. Nach der Sommerpause möchte man in einer Klausurtagung über ein tragfähiges Zukunftsmodell für die Musikschule Marbach-Bottwartal sprechen. Mit am Tisch sollen im September oder Oktober neben den Räten aus der Schillerstadt und Steinheim Fachleute vom Dachverband der Musikschulen sitzen, kündigte Bürgermeister Jan Trost an. „Ich denke, da wird es hoffentlich neue Impulse geben, wie wir aus dieser Situation herauskommen“, sagte er. Das Treffen hinter verschlossenen Türen hätte bereits stattgefunden haben sollen, sei allerdings aus Krankheitsgründen geplatzt.
Lehrerinnen sollen nach Tarif bezahlt werden
Definitiv nicht rütteln wollen die Räte an der tariflichen Bezahlung der Lehrkräfte, auch wenn die gestiegenen Personalkosten mit ursächlich für den zuletzt höheren Abmangel sind. „Die Musiklehrer müssen anständig bezahlt werden. Das ist doch klar“, sagte Hendrik Lüdke von Puls und sprach damit offenbar den Ratskollegen aus der Seele.