Der untere Teil der Fassade wird geöffnet zugunsten einer attraktiven Eingangshalle. Foto: krü

Luftiger, heller, offener, so soll das Herrenberger Stadtmuseum im ehemaligen Getreidespeicher künftig aussehen. Dazu wurde eine Himmelsleiter gebaut. Außerdem kommt neues Leben ins alte Gemäuer.

Herrenberg - Der Fruchtkasten soll nach Jahrzehnten des Dornröschenschlafes wieder mit Leben gefüllt werden – dieses Ziel ist erneut ein Schritt näher gerückt. In seiner Sitzung am Dienstagabend hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit dem Vorentwurf des Stuttgarter Büros „Atelier Brückner“ zugestimmt.

Der Entwurf sieht eine multifunktionale Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes vor, das 1683/84 errichtet wurde. Im Erdgeschoss, in dem auch ein romanisches Steinhaus aus dem 13. Jahrhundert integriert ist, sollen ein Café, die Touristeninformation und ein Regionalmarkt untergebracht werden. Ein Veranstaltungsraum ist im ersten Obergeschoss vorgesehen.

Blick über die Dächer

Im zweiten Obergeschoss soll es Platz für einen Multifunktionsraum und für Sonderausstellungen geben. Raum für eine Dauerausstellung wird das erste Dachgeschoss bieten. Im zweiten Dachgeschoss werden unter anderem Mitarbeiterbüros und Lager Platz finden. Außerdem wird es eine Lounge geben, die den Ausblick über Herrenberg und das Gäu möglich machen soll. Dieser öffentlich zugängliche Bereich ist die größte sichtbare Neuerung gegenüber dem Wettbewerbsentwurf. Ansonsten seien die „drei zentralen Elemente“ beibehalten worden, hatte Eberhard Schlag vom Atelier Brückner bei der gemeinsamen Vorberatung von Technischem und Verwaltungsausschuss vor zwei Wochen erläutert.

Eines dieser prägenden Elemente ist die sogenannte „Himmelsleiter“. Diese zentrale Erschließungstreppe, die Besucher auf geraden Weg von Geschossebene zu Geschossebene führen wird und so die Größe des Gebäudes erlebbar macht, wird nun die Lounge als ihren Endpunkt haben.

Die Heizung steht im Stadtgraben

Die Himmelsleiter wird über alle Stockwerke von einem Kubus begleitet werden. Dieses in Längsrichtung eingestellte Element wird alle dienenden Funktionen wie Toiletten und Lagerräume aufnehmen. Das dritte architektonische Hauptelement ist die großzügige Öffnung der Fassade im Eingangsbereich im Norden Richtung Tübinger Straße. Die Fassade soll mit Glas und vertikalen Holzlamellen über zwei Stockwerke gestaltet werden.

Anpassungen bei den Planungen gab es nach Gesprächen mit Fachplanern, dem Landesamt für Denkmalschutz, Brandschutzexperten und Nachbarn unter anderem bei der Haustechnik. Unterm Dach des Gebäudes wird demnach nur noch die vergleichsweise leichte raumlufttechnische Anlage aufgestellt. Die eigentlich Heizzentrale wird unterirdisch südlich des Fruchtkastens im Bereich des zugeschütteten Stadtgrabens untergebracht.

Ins Bundesprogramm aufgenommen

Im Herbst soll die Entwurfsplanung vorliegen. Der Gemeinderat Dieter Haarer (CDU) erinnerte in diesem Zusammenhang an den Grundsatzbeschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2018. Dieser besagt, dass das auf elf Millionen Euro geschätzte Projekt nur umgesetzt wird, wenn insgesamt Fördermittel von mindestens 40 bis 45 Prozent fließen. Oberbürgermeister Thomas Sprißler zeigte sich optimistisch, dass dies bis zum Baubeschluss gelinge. Schließlich sei Herrenberg mit dem Fruchtkasten als eine von 24 Städten bundesweit im das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ vertreten. Vier Millionen Euro fließen allein aus diesem Topf.