Die Familie war von einem Balkon im schweizerischen Montreux gestürzt. Foto: AFP/FABRICE COFFRINI

Eine fünfköpfige französischen Familie hat sich am Donnerstag von ihrem Balkon im siebten Stock eines Wohnhauses in Montreux in die Tiefe gestürzt. Die Hintergründe.

Nach dem Sturz einer französischen Familie von einem Balkon im schweizerischen Montreux geht die Polizei von einem gemeinschaftlichen Suizid aus. Die Ermittlungen deuteten darauf hin, „dass alle Opfer nacheinander vom Balkon gesprungen sind“, erklärte die Polizei im Kanton Waadt am Dienstag. Von den fünf Familienmitgliedern hatte nur ein 15-jähriger Junge den Sturz schwer verletzt überlebt. Er liegt immer noch im Koma.

Die fünf Mitglieder einer französischen Familie hatten sich am vergangenen Donnerstag von ihrem  Balkon im siebten Stock eines Wohnhauses in Montreux in die Tiefe gestürzt. Der 40-jährige Vater, seine 41-jährige Frau, deren Zwillingsschwester sowie die achtjährige Tochter des Ehepaares starben. Der 15-jährige Sohn wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Nach Angaben der Polizei hatte die Familie sehr zurückgezogen gelebt

Nach Angaben der Polizei stürzten die fünf Menschen innerhalb von fünf Minuten nacheinander aus einer Höhe von mehr als 20 Metern in die Tiefe. Nichts deute auf einen Kampf hin, erklärten die Ermittler. Kein Zeuge habe vor oder während des Vorfalls Geräusche oder Schreie aus der Wohnung oder vom Balkon gehört. Auf dem Balkon entdeckten Polizisten eine Trittleiter.

Kurz vor dem Sturz hatten zwei Polizisten die Wohnung der Familie in Montreux aufgesucht, um einen Haftbefehl gegen den Vater zu vollstrecken. In dem Verfahren ging es darum, dass der 15-Jährige nicht zur Schule ging, sondern zu Hause unterrichtet wurde. Weil niemand die Tür öffnete, waren die beiden Polizisten aber wieder gegangen.

Nach Angaben der Polizei hatte die Familie sehr zurückgezogen gelebt. Nur die Schwester der Mutter arbeitete außerhalb der Wohnung. Weder die Mutter noch das achtjährige Mädchen waren bei den Behörden in Montreux gemeldet. 

Auch das Mädchen ging nicht zur Schule. Weil sie nicht gemeldet war, fiel das aber nicht auf. Die Familie habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie sehr für Verschwörungstheorien und Überlebensstrategien interessiert und offenbar „Angst vor einer Einmischung der Behörden in ihr Leben“ gehabt, erklärte die Polizei.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/