Welche Auswirkungen haben erdverlegte Stromkabel? Foto: dpa/Roland Weihrauch

Transnet-BW, Netzbetreiber der Stromtrasse Suedlink, plant einen Modellversuch mit der Universität Hohenheim. Dabei erhofft man sich Erkenntnissen zum Bau und Betrieb erdverlegter Stromkabel.

Stuttgart - Suedlink gilt als Hauptschlagader der Energiewende: Über die lange umstrittene Stromtrasse soll von 2025 an der Strom der vielen Windräder im Norden Deutschlands in die Industriegebiete des Südens geleitet werden. Mit der Entscheidung, die 700 Kilometer lange Stromautobahn unter die Erde zu legen, haben die Netzbetreiber Tennet (nördlicher Trassenabschnitt) und Transnet-BW (südlicher Trassenabschnitt) das Zehn-Milliarden-Euro-Projekt weitgehend befriedet – und massiv verteuert. Kosten, die an die Stromkunden weitergegeben werden. Daher sind vertrauensbildende Maßnahmen gefragt, wie Transnet-BW offen kommuniziert.

Mit den Erkenntnissen zum Bau und Betrieb erdverlegter Stromkabel erhoffe man sich „eine breitere Akzeptanz“ in der Öffentlichkeit sowie bei Grundstückseigentümern und Landwirten.

Versuchsfelder in Baden-Württemberg

Für den vier Jahre währenden Langzeitversuch wurden entlang des geplanten Leitungsverlaufs an vier Standorten in Süddeutschland Versuchsfelder eingerichtet: In Baden-Württemberg bei Großrinderfeld und Boxberg (beide Main-Tauber-Kreis) und Kochendorf (Kreis Heilbronn) sowie im bayerischen Güntersleben. Die Untersuchungsfläche je Standort entspreche mit 0,6 Hektar etwa der Größe eines Fußballfelds, so Transnet-BW. Die Versuchsfelder – ausgewählt wurden repräsentative Bodentypen wie beispielsweise Keuper-Tongesteine, Kalksteinbraunlehm aus Muschelkalk oder Parabraunerde aus Löss - würden weiterhin landwirtschaftlich bewirtschaftet und in der üblichen Fruchtfolge bearbeitet. Mit den Flächen würden 76 Prozent der in Baden-Württemberg vorkommenden Bodentypen abgedeckt. Transnet-BW versichert: „Alle zusätzlich entstehenden Aufwendungen und mögliche Schäden bekommen die Landwirte vergütet.“

So ist die Versuchsanordnung aufgebaut: In jedem Versuchsfeld befinden sich drei 1,3 bis 1,5 Meter tiefe Kabelgräben. In zwei der Gräben simulieren die Wissenschaftler mit Heizstrahlern, die wie die Erdkabel dimensioniert und isoliert sind, deren Wärmeabgabe in den Untergrund; im dritten Graben erfassen sie die Situation ohne Wärmezufuhr. „Im späteren Betrieb werden direkt am Kabel Temperaturen im Schnitt von 40 Grad auftreten“, erklärt Transnet-BW-Sprecher Alexander Schilling. „Da die Kabel in 1,3 bis 1,5 Metern Tiefe verlegt werden, wird die Temperaturerhöhung direkt an der Oberfläche erfahrungsgemäß im Bereich täglicher Schwankungen liegen.“

Förderung durch Umweltministerium

Ziel des Projekts sei es, „eine bodenschonende Bauweise“ weiterzuentwickeln. Das baden-württembergische Umweltministerium fördert mit knapp einer Million Euro zwei Doktoranten des Fachgebiets für Biogeophysik und der Arbeitsgruppe Anbausysteme und Modellierung der Universität Hohenheim, die den Versuch wissenschaftlich begleiten. Im Ministerium erhofft man sich insbesondere Erkenntnisse, wie sich eine höhere Erdwärme auf das Wachstum von Pflanzen auswirkt. Eine Frage, die auch hinsichtlich des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf die Bodentemperatur relevant sei.