Produkte testen? Bei der „Speis und Trank“ ist das ausdrücklich erwünscht. Foto: Gottfried Stoppel

Bei der Messe „Speis und Trank“ in der Alten Kelter in Fellbach sind Genießerinnen und Genießer auf ihre Kosten gekommen. Wir haben uns am Wochenende durchprobiert – und haben dabei manche Besonderheit entdeckt.

Dubai-Schokolade mit Pistazien- und Sesammousse, hergestellt in Winnenden, London Dry Gin aus Ludwigsburg verfeinert mit sizilianischen Blutorangen. Salzige und süße Cremes aus Piemonter Nüssen, Wildspezialitäten vom Jäger aus dem Schwarzwald, fair gehandelter Kaffee aus Kolumbien, Rohmilchkäse von der Alb oder hausgemachte Nudeln aus Urbach: Die „Kathedrale des Weins“ in Fellbach ist am Wochenende zum Tempel der Genüsse geworden. Bei der „Speis & Trank“ in der Alten Kelter wurden den Besucherinnen und Besuchern handverlesene und handgemachte Köstlichkeiten kredenzt.

Jeder Bissen und jeder Schluck ist purer Genuss gewesen, weil hinter den Spezialitäten Menschen mit Liebe und Leidenschaft stehen. Wie Christian Hübner aus Laupheim (Kreis Biberach), der Gewürzsoßen nach den Rezepten seiner jetzt 96-jährigen Oma Hilde in Flaschen füllt. Angefangen habe alles damit, dass es für ein Grillfest keine Currysoße mehr im Supermarkt zu kaufen gab, erzählt er. Kurzerhand habe er das selbst gemachte fruchtige Ketchup seiner Großmutter verfeinert: Die „Wilde Hilde Currysoße Original“ war geboren. Seitdem köchelt Christian Hübner basierend auf dem Ketchup-Urrezept von Oma Hildegard seine Würzsoßen namens „Bestchup“ oder „Dicke Lippe“, ohne Konservierungs- und Farbstoffe oder Verdickungsmittel.

Süße Grüße aus der Backstube

Backwerk für eine Taufe Foto: Gottfried Stoppel

Luca Salvatore vom Veranstalter Messebau & Service hat bei der Auswahl der insgesamt 80 Aussteller viel Geschmack bewiesen. Manufakturen, Kleinbetriebe, junge Start-ups, kreative Küchenmeister, Winzer und Brenner haben den Gästen wahre Geschmacksexplosionen aufgetischt – und die haben sich ungeniert den Genüssen in fester und flüssiger Konsistenz hingegeben.

Dubai-Schokolode ist – auch dank medialer Präsenz in Internetkanälen – in aller Munde. Ulli Maurer von Ulli’s Confiserie in Winnenden und Fellbach hat die begehrte und kostspielige Süßware im Programm – made im Rems-Murr-Kreis. „Ich habe mir das Rezept einfach herausgeschmeckt, ich bin doch Konditorin“, sagt Ulli Maurer mit einem Lächeln und reicht ein Stück zum Probieren. Ihre anderen süßen Kreationen, alle mit Schweizer Schokolade, stehen dem aktuell gehypten Naschwerk in nichts nach. „Mir ist es ein Anliegen, dass jeder Zugang zu guter Schokolade hat“, sagt Ulli Maurer.

Ihre gut sortierte süße Auswahl mit Sorten wie „Innere Stärke“, Zartbitterschokoladenkuvertüre mit einer Prise Kardamom, „Feuertaufe“ mit geriebenem Chili oder „Rosenrot“ mit kandierten Rosenblättern sind sicher nicht für einen Spottpreis zu haben, aber verglichen mit der Dubai-Schokolade preiswert. „Und wer einmal meine Dominosteine gegessen hat, will keine anderen mehr“, meint die Pralinenmacherin.

Auch das tägliche Brot gibt es bei der Genießer-Messe in Fellbach, die Bäckerei Schmid hat das Grundnahrungsmittel als variantenreiche Spezialität im Angebot. Grundlage sei eine lange Teigruhe, erklärt Lubomir Hrusks, Bäcker beim Brot-Sommelier aus Gomaringen. „Einige unserer Teige ruhen bis zu zwei Tage“, sagt er und schneidet eine Scheibe vom „Tussi-Baguette“ zum Probieren ab. Das Baguette sei aus Dinkelmehl, verfeinert mit Rote-Beete-Saft, erzählt er vollmundig. „Und unsere ‚Macho-Stange’ wird aus Schweizer Ruchmehl mit Holzkohlerauchöl gemacht, die schwarze Farbe kommt vom Sepia, dem Tintenfisch.“

Optisch und geschmacklich auffallend ist auch das lilafarbene Getränk namens „Esprit de Provence“ mit französischen Lavendelblüten, Kräutern, einem Hauch Vanille und leichter Zitrusnote. Veronika und Constantin Ebert aus Stuttgart haben den Aperitif kreiert und vor drei Jahren auf den Markt gebracht. Den Franzosen sei die Mischung zu modern, erzählt Constantin Ebert, „aber in Deutschland, der Schweiz und Österreich kommt der Drink super an.“

Kostbares zum Probieren

Frisch geriebener Trüffel Foto: Gottfried Stoppel

Viele Fans hat auch der London Dry Gin aus Ludwigsburg, der mit Moro-Blutorangen, besser gesagt mit deren schockgefrosteten Schalen, aromatisiert wird, wie Thomas Neff erläutert. Nicht nur der Orangen-Gin, den er und seine Kompagnons brennen, ist beliebt, auch andere hochprozentige Spezialitäten des Labels Satoshi Spirits, darunter der „Noble Curaçao Liquer“, der ohne blauen Farbstoff auskommt, haben ihre Anhänger. Mutter und Tochter aus Rechberghausen sind jedenfalls enttäuscht, als sie von Neff erfahren, dass die mit Himbeere verfeinerte Sonder-Edition bereits vergriffen ist.

Die Essenzen von Rosebottel, einer Limonadenmanufaktur aus Ulm, bestehen aus 100 Prozent natürlichen Zutaten. Alles habe damit angefangen, erzählt Miterfinder Michael Eising, dass sie vor mehr als zehn Jahren die Bar Rosebottel, der Name ist vom niederländischen Wort für Hagebutte abgeleitet, in der Domstadt eröffnet haben. „Wir wollten keine herkömmlichen Gin Tonics für unsere Cocktails. Also haben wir angefangen, unsere Limonaden selbst herzustellen.“ Die gibt es seit 2014 in schöne Apothekerflaschen abgefüllt auch für den Genuss zuhause. Eine der beliebtesten Limonaden sei die „Ulmer Tonic Essence“ nach Hildegard von Bingen mit Bergamotte, Enzian, Galgant und Löwenzahn, verrät Eising. „Der Saft ist gesund und schmeckt auch noch lecker.“