E-Bikes mit 100 Kilometern Reichweite oder mehr vergrößern den Aktionsradius von älteren Menschen heute ganz erheblich – der Messestand war gut besucht Foto: Stefanie Schlecht

Viele Menschen nutzen die Messe Consenio im Sparkassenforum Böblingen, um sich über Fragen des Älterwerdens zu informieren. Ein aktiver Lebensstil ist heute immer selbstverständlicher – auch dank des technischen Fortschritts.

Der Entertainer Harald Schmidt weiß womöglich nichts von seinem Glück. Ungewollt stand der 65-Jährige am Wochenende Pate für die fünfte Auflage der Consenio-Messe im Sparkassenforum. In einem Interview sagte er kürzlich: „Ich möchte keine Sekunde jünger sein und finde es fantastisch. Ich kann mir selber raussuchen, wie aktiv ich noch bin.“ Mit diesem Zitat eröffnete Uwe Reichert als Leiter der Regionalen Koordination unserer Zeitung am Samstagvormittag die Messe. Schmidt hätte kaum ein besseres Motto für die zwei Tage liefern können.

Großer Radius Wie aktiv viele Menschen im Alter sind, war etwa auf dem Stand der „Radgeber“ aus Ehningen zu beobachten, die kurz hinter dem Foyer der Kreissparkasse auf Besucher warteten. „Derzeit am meisten gefragt sind SUVs, das sind die Alleskönner unter den E-Bikes“, sagt die Geschäftsführerin Katja Kaczmarczyk. Mit geländegängigen Reifen, Federgabeln und Gepäckträger erlauben die E-Zweiräder Fahrten auf den Markt genauso wie ausgedehnte Radtouren. „Mit 500 Wattstunden sind Reichweiten von bis zu 100 Kilometer gut möglich“, sagt Kaczmarczyk.

Stationen zum Ausprobieren

Per Pedes Der Spreizfuß sei eine der häufigsten Fehlstellungen des Gehapparats, sagt Marc Banzhaf am Stand von Schaible Sanitär. Am Skelett zeigt er die Symptome dieses Volksleidens: „Die Mittelfußknochen weichen auseinander, wodurch der Vorfuß breiter wird und der große Zeh wieder nach innen gedrückt wird. Das kann zum schmerzhaften Hallux Valgus führen, dem Ballenzeh.“ Was hilft: frühzeitig mit stützenden Einlagen dagegenhalten. „So lässt sich der Fuß länger stabilisieren“, sagt Banzhaf. Beliebt an seinem Stand: Die digitale Fußvermessung. Banzhaf: „Eine Bodenplatte mit Sensoren erkennt Fehlhaltungen, sodass wir gezielt unterstützen können.“

Ein ganzes Leben Mit einem neuartigen Angebot ist die Autorin und Historikerin Dagmar Schenk aus Rottenburg auf der Consenio vertreten. Unter der Marke Schenk Biografie hält sie auf Wunsch die gesamte Lebensgeschichte eines Menschen in Buchform oder als Podcast fest. „Die Interviews dauern gern mal sechs Stunden oder länger“, sagt sie. Aus den Aufnahmen entsteht die Geschichte eines ganzen Lebens, angereichert mit historischen Bildern aus dem Familienfundus. „Das Tolle in einem Podcast ist, dass auch die Stimme des Menschen zu hören und somit für immer gesichert ist“, sagt Schenk. Für jedes Projekt nimmt sie sich viel Zeit: „Das dauert schon mal ein halbes Jahr, um es fertigzustellen.“

Dauerthema Wohnen Am Stand des Immobilienservice Bärbel Bahr zeigt Makler Tobias Bertsch die vielen Projekte des Unternehmens. „Natürlich sind die gestiegenen Zinsen ein Riesenthema“, sagt er. Der Beratungsaufwand in der Vermittlung sei deutlich gestiegen, auch ließen sich Immobilienkäufer häufig mehr Zeit. Gleichwohl sei der befürchtete Preissturz auf dem Immobilienmarkt bisher ausgeblieben, sagt auch Frank Fausel, der bei der Kreissparkasse Böblingen den Geschäftsbereich Böblingen und Sindelfingen leitet: „Der Markt ist in einer neuen Findungsphase.“ Denn während die Zinsen wieder in Richtung vier Prozent geklettert seien, hätte sich auch das Bauen deutlich verteuert. „Somit können die Bauträger die Immobilien nicht günstiger anbieten“, sagt er. Manch einer verschiebe die Bauprojekte, dadurch bleibt das Angebot knapp. Die Kreissparkasse präsentierte vor allem Wohnformen für Kunden im fortgeschrittenen Alter, darunter das Service-Wohnen.

Volle Vorträge

Vorträge gut besucht Großer Beliebtheit erfreuten sich wie in den Vorjahren die Vorträge, die parallel zur Messe angeboten wurden. So klärten Polizisten über die verschiedenen Betrugsmaschen auf, die vor allem auf Senioren abzielen. Derzeit komme es häufiger zum sogenannten Polizistentrick, bei dem die Anrufernummer 110 auf dem Display erscheint, was einen Anruf der Polizisten suggeriert. „Wir würden Sie nie von dieser Nummer aus anrufen“, sagt einer der Beamten. Gut besucht waren ebenfalls die beiden Vorträge des Kreisseniorenrats zu den Themen Patientenverfügung und Smartphone-Nutzung.

Viele Gespräche Bei bestem Messewetter – wechselhaft und regnerisch – freuten sich die Aussteller über viele Gespräche an den beiden Messetagen: Die Besucher strömten ins Forum der Sparkasse.