In Sindelfingen sind Werke von Karlsruher Meisterschülern zu sehen. Sie können damit für die frei schaffende Praxis üben. Aber auch dem Publikum bietet sich damit eine Chance.
13 Akademie-Schüler und Schülerinnen sind es insgesamt an der Zahl, die in der Ausstellung „Top_0025“ ihr vielfältiges Schaffen vorstellen. Alle wurden für ein Meisterstudium ausgewählt, was bedeutet, dass sie nach dem Studium noch für zwei bis drei Semester die Ateliers nutzen können, um ihre künstlerische Position zu festigen.
Währenddessen bereiten sie – was einzigartig im Land ist – gemeinsam mit Professoren und Kuratoren eine Ausstellung in einem großen Museum und ein Portfolio in der Werkstatt für Digitale Medien vor.
Viel Platz zum Ausprobieren
Meisterschüler und Schülerinnen der Akademie Karlsruhe waren in den vergangenen 24 Jahren schon in Mannheim, Ulm, Heidelberg und Basel zu sehen. Wohl kaum ein Museum bietet dabei derart viel Platz zum Ausprobieren wie das Schauwerk – was einige für sich zu nutzen wussten.
Fiona Marten etwa hat in einer Wandmalerei mit weißer Farbe auf Grau die Historie der vergangenen Ausstellungen vergegenwärtigt. Überall, wo Spuren der vorigen Hängungen sichtbar waren, hat sie die Bereiche weiß kenntlich gemacht. Ein QR-Code führt ins Archiv des Schauwerks.
Auch Thomas Morgan hat ein großformatiges Bild mit Pigmenten auf Leinwand geschaffen. Er ließ sich dabei von Kindheitserinnerungen an die Laubfärbung und Lichteffekte in der Krone eines Kirschbaums inspirieren. Das Bild wird von baumähnlichen Skulpturen aus verknoteten und getrockneten Leinwänden begleitet.
Kakteen und Delikatessen
Auch die Acryl- und Ölarbeiten von Catalena Janitz nehmen Raum ein und bringen die Körper von ebenbürtigen Ringerinnen, die ambivalente Zustände zwischen Offensive und Defensive und Hingabe und Schmerz ausdrücken, einprägsam zur Geltung.
Ambivalent wirken auch Ye Qians Ölbilder in einem unbestimmten Raum zwischen Innen und Außen mit Kakteen und Wurst-Delikatessen. Die Marken-Labels auf Mauerwerk und Wurstpellen verweisen auf die im chinesischen öffentlichen Raum allgegenwärtigen Werbungen für Luxus-Marken, die gleichsam zu Landschaft werden.
Ungewöhnliches verbindet außerdem Lucia Mattes: Ihre gefilzten Handarbeiten mit Manga-Figuren sind wie Memes und Instagram-Seiten dargestellt und treffen auf wissenschaftlichem Diagramme. Darin geht es etwa um den Kunstbegriff und um manipulative Beziehungen.
Eine Kurve, die Kreativität mit dem Stresslevel in Verbindung bringt, lässt sich bei Paul F. Millet finden. Er kombiniert in seinen archäologischen Arbeiten Aluminiumgüsse (aus Werkzeugen oder organischen Objekten, die dann verbrennen) mit Holzkästen und Grafiken.
Eine Portion Medienkunst
Vielleicht eine allzu große Portion René Magritte ist in Mirko Lassalles surrealistischen Ölbildern zu entdecken. In ihnen steht die Stimmung und Rezeption der mysteriös beleuchteten Gebäude und Landschaften im Zentrum.
Feministisch durchdrungen sind die Multimedia-Installationen von Rayen Breitenbücher: In „Schutzkleidung / How much space“ geht es um die erzwungenen oder freien Sitz-Positionen, die man abhängig von geschlechtlich kodierter Kleidung einnehmen kann. „Die 5. Phase“ vergegenwärtigt die Erlebnisse von Opfern, die emotionaler Gewalt ausgesetzt sind und mehrere Phasen der Verschlechterung durchlaufen, ehe sie den Zirkel durchbrechen können.
So ergänzt die Aktivistin Breitenbücher die Schau noch mit einer Position der Medienkunst.
Die Ausstellung ist bis zum 29. Juni zu sehen, mittwochs bis sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr. Weitere Infos gibt es online unter www.schauwerk-sindelfingen.de