Die Weltklassegeigerin Patricia Kopatchinskaja Foto: SWR/Marco Borggreve

Das Philharmonia Orchestra unter Santtu-Matias Rouvali und die Geigerin Patricia Kopatchinskaja haben im Beethovensaal gespielt.

Sie macht den Klassikzirkus lustvoll mit, sucht aber stets nach Wegen, seinen Wiederholungszwang und seine in Konventionen erstarrte Form zu durchbrechen: Konzerte mit Patricia Kopatchinskaja bieten immer Überraschungen, nicht nur interpretatorisch.

Im Russ-Meisterkonzert, wo die Geigerin jetzt gemeinsam mit dem Philharmonia Orchestra aus London zu hören war, beginnt Beethovens Violinkonzert wie eine theatrale Szene: Die Solistin tritt schon in der langen Orchesterexposition in Aktion, indem sie Beethovens Einfälle mimisch und körperlich kommentiert und sich immer wieder neugierig den Musizierenden zuwendet. Klanglich ist sie an der Neuen Musik geschult.

Klar, dass sie auch in diesem Violinkonzert ungewöhnliche Farben findet: mal fein und zart, mal druckvoll und schmutzig, dann fahl bis ins Nichts. Spektakulös die erste Solokadenz: Kopatchinskajas eigene Version – locker inspiriert von Beethovens Kadenz für die Klavierfassung samt Paukensolo. Aus dem üblichen Virtuosengehabe steigt die Solistin hier aus, indem sie noch mehr Orchesterinstrumente einbindet: erst die Cello-Fraktion, später den Konzertmeister. Auch für die Zugabe geht’s nicht ohne kollegialen Battle: Diesmal kriegt der Soloklarinettist seinen Auftritt. Dass der unkonventionelle Zugriff am Ende nicht allen gefällt, kommentiert Kopatchinskaja mit einem Lachen: „Danke für das Buh. So muss es sein.“

Für den dramaturgischen Zusammenhalt des Werks sorgte am Dirigierpult der Finne Santtu-Matias Rouvali, derzeit Chefdirigent gleich dreier Orchester. Ein athletischer, feingliedrig und genau dirigierender Mann, der seine Laufbahn einst als Perkussionist begann. Hörbar wird das in Dvoráks siebter Sinfonie, in der das Zusammenspiel aus Melodik und metrisch-rhythmischem Fluss vorbildlich gelingt und das Philharmonia Orchestra sich mit einer kaum zu toppenden Brillanz in Szene setzen kann. Perfekt gerät insbesondere die Balance zwischen Streichern und Bläsern, die Voraussetzung ist für den erzählerisch-dramatischen Drive dieser Sinfonie. Großartig!