Die Stände auf dem Kunsthandwerkermarkt sind ein echter Blickfang. Foto: Jürgen Bach

Der Kunsthandwerkermarkt Weil der Stadt lockt mit einem bunten Angebot bei zahlreiche Neugierige in die Innenstadt. Auch bei Spass uff dr Gass ist jede Menge geboten.

Schon vor der Stadtmauer duftet es lecker nach herzhafter Dinnede, sanfte Harfentöne dringen ans Ohr und die ersten kräftig bunten Keramikwaren ziehen die Blicke der Besucher auf sich. Auf den Wiesen vor dem Königstor präsentieren Künstler Skulpturen und zauberhafte Windspiele, die vielleicht schon bald so manchen heimischen Garten schmücken. Und das ist erst der Auftakt des 37. Kunsthandwerkermarktes, den Jutta Klinger und Thomas Hahn-Klinger erneut auf die Beine gestellt haben. Rund 70 Ausstellende präsentierten sich zwei Tage mit ihren Produkten in einer großen Bandbreite, von Schmuck, Keramik und Taschen über Spiele und Holzartikel, Naturseifen bis zu kleinen Kunstwerken aus Papier, Steinen, Filz und Metall.

Die musikalische Untermalung zum Schauen und Shoppen kommt von der keltischen Folkharfe von „Monica von Silberschatten“, einer Stuttgarter Musikerin, die mit eigenen Werken, aber auch mit traditionellen Weisen die Besucher dezent unterhält. „Ich halte mich bewusst etwas zurück, schließlich soll das Kunsthandwerk im Mittelpunkt stehen“, sagt sie. Dennoch bleiben immer wieder Leute stehen, um den Klängen zu lauschen.

Schmuck aus Mammut-Elfenbein

In der Altstadt geht es entlang der Badtor- und der Hermann-Schnaufer-Straße bis zur Stadtmauer dann kunsthandwerklich zur Sache. Karin Schneider aus Rangendingen bietet an ihrem Stand nur Bernsteinschmuck an. Das Material sei früher aus dem russischen Kaliningrad gekommen, inzwischen beziehe sie es aus Litauen, von der Kurischen Nehrung. Das zartbunte Papier aus Pflanzenfasern, mit dem Gisela Schmidt-Hellerau aus Sindelfingen in aufwendiger Kleinarbeit Schachteln, Sammelkästen und Karten in allen Größen verziert, stammt aus Japan und Nepal. „Alles ist selbst gemacht“, betont sie.

Das gilt auch für Silberschmuck in Muschelform, der sich neben historisch anmutendem Schmuck, Fibeln und grazilen Tierfiguren aus Messing, Silber und Eisen präsentiert. Und dann gibt es Schmuck der etwas anderen Art. Der Tübinger Marek Thomanek stellt ihn aus Mammut-Elfenbein her. „Das wird in Sibirien in großen Mengen gefunden und ist einige tausend Jahre alt“, sagt er, während er an einem Messer aus Feuerstein arbeitet, das so scharf sei, dass man Fleisch damit schneiden könne. Bei Ausgrabungen auf der Schwäbischen Alb habe er eine 40 000 Jahre alte Vogelfigur aus Elfenbein gefunden, die heute im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren zu sehen ist.

Fundstücke aus dem Bodensee

Ebenfalls mit Fundstücken arbeitet Beate Schilling-Lepold aus Rutesheim. Ihre sind allerdings nicht ganz so alt und stammen aus dem Bodensee: Sie sammelt Treibholz, das sie zusammen mit Kreationen aus Filz zu kleinen Skulpturen verarbeitet. Rote weiche Herzen bilden einen spannenden Kontrast auf dem grau-ausgewaschenen Holz. „In der Coronazeit habe ich meine Arbeiten, zu denen auch Bilder aus Filz gehören, zeitweise im Leo-Center ausgestellt“, erzählt sie.

Ganz im Hier und Heute knüpfen Kinder im Innenhof von Atrio kunstvolle Schlüsselanhänger aus Wolle und stellen mithilfe von Feuer kleine Kunstwerke aus Drahtgeflecht her. Ein vielleicht zehnjähriger Bub zeigt seine herzförmigen Werke. „Eines ist für meine Mutter und eins bekommt die Oma“, verkündet er. Direkt daneben präsentiert das Kreativwerk Höfingen, das zu Atrio Leonberg gehört, die Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern mit Beeinträchtigung. Im Bürgertreff nebenan gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern dort sind auch auch Bilder von Künstlerinnen der Kreativwerkstatt zum Thema „Frau sein“ zu sehen.

Wen es nach etwas Deftigerem zur Stärkung verlangt, wird auf dem Viehmarkt fündig. Währenddessen sägen, hämmern und feilen Kinder beim Viehmarktbrunnen unter den Kastanien an hölzernen Booten, die bei dem schönen Wetter vielleicht schon bald auf der Würm zu Wasser gelassen werden. Zeitgleich mit dem verkaufsoffenen Sonntag gab es für Kinder Sport- und Spielaktionen unter dem Motto „Spass uff dr Gass“ mit den örtlichen Vereinen.