Jan Trost hofft, dass die Pläne für den Gesundheitscampus umgesetzt werden. Foto: Werner Kuhnle

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost will alle Energie in einen Neubau stecken und gibt außerdem bekannt, dass bei einer umstrittenen Personalie nun Klarheit herrscht.

Kaum ein Thema ist in den vergangenen Jahren in Marbach so heiß diskutiert worden wie die dauerhafte Schließung des Hermann-Zanker-Bads. Bürgermeister Jan Trost äußert sich im Interview dazu ebenso wie zur Zukunft des Krankenhausareals, der Belebung der Altstadt und der Lage beim Gewerbe – wo sich eine für die Schillerstadt erfreuliche Entwicklung anbahnt.

Das Hermann-Zanker-Bad hat 55 Jahre auf dem Buckel. Der schlechte bauliche Zustand war lange bekannt. Im Sommer wurde dann wegen Sicherheitsmängeln die Schließung verfügt – ohne Alternative in der Hinterhand. Warum hat sich die Stadtverwaltung nicht besser auf den Tag x vorbereitet?

Wir haben im Einvernehmen mit dem Gemeinderat andere Projekte mit höherer Priorität vorangetrieben wie den Bau der Sporthalle Lauerbäumle oder die Schaffung von Kindergartenplätzen. Unsere finanziellen und personellen Ressourcen sind endlich. Wir sind, trotz der bekannten Mängel, davon ausgegangen, dass das Bad noch einige Jahre genutzt werden kann. Dann hat uns der Zustand des Bads samt der Sicherheitsmängel schlicht überrollt. Wir erarbeiten jetzt unter Hochdruck mithilfe der Expertengruppe „Die Bädermeister“ bis zum Frühjahr 2023 ein Konzept für ein neues Hallenbad.

Das bis wann betriebsbereit sein könnte?

Das hängt von mehreren Faktoren ab. Schneller würde es zum Beispiel gehen, wenn wir auf Fertigmodule setzen würden, was aber im Vergleich zur klassischen Bauweise teurer wäre. Außerdem sind wir abhängig von Zuschüssen. Frühestens 2024 könnte ein neues Förderprogramm aufgelegt werden. Bis dahin müssen wir auf jeden Fall eine fertige Planung in der Tasche haben, um uns für Zuschüsse bewerben zu können.

Dazu müssen Sie sich zunächst mit Schulen, Räten und Vereinen auf Standards für das Bad einigen.

Der springende Punkt wird sein, ob man sich schnell darauf verständigen kann, dass das Bad künftig nicht mehr von der allgemeinen Öffentlichkeit genutzt werden kann. Ich könnte mir vorstellen, dass in dieser Hinsicht der eine oder andere Stadtrat noch Diskussionsbedarf sieht. Wobei jedem klar sein muss: Die Chancen auf eine finanzielle Förderung sind bei einem öffentlichen Bad äußerst gering, dies hat der Vertreter der Gruppe „Die Bädermeister“ so kommuniziert. Und ohne Förderung werden wir uns ein neues Bad meiner Meinung nach finanziell nicht leisten können.

Wenn sich keine schnelle Lösung für den Neubau abzeichnen sollte: Plädieren Sie dann doch für eine Instandsetzung des alten Hermann-Zanker-Bads, damit man dort noch einige Jahre schwimmen kann?

Nein. Ich finde, wir müssen unsere ganze Energie in die Realisierung des Neubaus stecken, um weder personelle noch finanzielle Ressourcen durch eine Instandsetzung zu binden. Außerdem würde das Bad als mit Abstand größter Energieverbraucher bei den städtischen Liegenschaften aktuell extrem hohe Unterhaltskosten verursachen. Der Gaspreis wird sich für uns im Jahr 2023 fast verachtfachen, wenn die Gaspreisbremse für Kommunen nicht gelten sollte.

Das klingt dramatisch. Zumal die Etatsituation ohnehin angespannt ist. Können Sie in naher Zukunft wenigstens auf ein Plus bei der Gewerbesteuer hoffen?

Durch unsere kleine Markungsfläche sind wir bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete eingeschränkt. Doch angesichts dieser Voraussetzungen sind wir schon sehr gut aufgestellt. Was die Steuerkraft angeht, sind wir erstmals unter den Top Ten aller Kommunen im Landkreis Ludwigsburg angesiedelt. Außerdem haben wir mit der Firma Jetter ein potentes Unternehmen gewinnen können, dessen Neubau Ende 2023 fertig wird. Egetrans und Leopold erweitern zudem gerade ihre Firmensitze in Marbach. Darüber hinaus ist geplant, dass die Firma Häffner vollends von Asperg nach Marbach umzieht. Das würde uns weitere knapp 100 Arbeitsplätze bringen.

Stillstand scheint dagegen beim anvisierten gemeinsamen Gewerbegebiet mit Erdmannhausen zu herrschen. Wo klemmt es da?

Wir müssen ein letztes Detail im gemeinsamen Vertrag zwischen Erdmannhausen und Marbach ausarbeiten. Die Ver- und Entsorgung soll über Marbacher Gemarkung erfolgen, während das Areal selbst komplett auf Erdmannhäuser Grund und Boden liegt. Es muss also sauber geklärt werden, wer die Leitungen und die Straßen bauen wird, damit alles aus einem Guss entwickelt werden kann.

Und welche Firmen werden sich dort ansiedeln?

Es ist ja bekannt, dass die Firma Hainbuch erweitern möchte. Kein Geheimnis ist auch, dass das Autohaus Bühler ein neues Gebäude auf dem jetzigen Firmensitzgrundstück und im neuen Gewerbegebiet zwischen Marbach und Erdmannhausen bauen will. Alles Weitere muss man abwarten.

Wesentlich weiter ist man bei der Fußgängerzone. Wann wird die Sanierung dieses für die Innenstadt elementaren Bereichs abgeschlossen sein?

Ende 2023 müssten die Bagger wieder abrücken können. Wir liegen damit sechs bis acht Wochen hinter dem ursprünglichen Zeitplan, was für ein Vorhaben dieser Dimension aber nicht ungewöhnlich ist.

Die Sanierung ist das eine, die Belebung mit Geschäften das andere. Haben Sie keine Sorge, dass die Marktstraße trotz Verschönerung verwaist?

Die größte Gefahr sehe ich darin, dass die Menschen 2023 inflationsbedingt weniger Geld in der Tasche haben und sich h mit Einkäufen zurückhalten könnten. Ansonsten sieht man, dass es die Leute nach Corona wieder zu Veranstaltungen in die Städte zieht. Insofern müssen wir zur Belebung der Innenstadt weitere Events auf die Beine stellen. Wir sind zudem optimistisch, dass die Verschönerung die Attraktivität steigert. In der Marktstraße stehen aktuell nicht viele Geschäfte oder Restaurants leer, im Prinzip nur Winklers Menü und das i-Dipfele, für die beide Nachmieter gesucht werden. Der Laden, in dem früher der Juwelier Schmid war, muss zunächst saniert werden. In den Teeladen wird Birger Laing seinen Laden aus der Niklastorstraße verlagern, um dann in der Marktstraße sein Antiquariat zu betreiben und Tee zu verkaufen. Schön wäre es natürlich, wenn auch noch der Goldene Löwe in der Niklastorstraße wiedereröffnet würde.

Ein wichtiger Ansprechpartner für die Händler sollte die Citymanagerin Heike Büttner sein, die allerdings krankheitsbedingt lange ausfiel und deren Wirken ein Teil der Räte schon zuvor kritisch gesehen hatte. Dann präsentierte die Stadt mit Andrea Hahn und Fabian Friedl ein Duo als Interimslösung. Wird diese Zwischen- zur Dauerlösung?

Ich kann mich nicht zu den Details äußern. Tatsache ist aber, dass sich Frau Büttner neuen Aufgaben außerhalb der Stadt Marbach stellen wird. Sie ist nicht mehr bei unserer Stadt beschäftigt. Frau Hahn, Herr Friedl und zu einem kleinen Stundenanteil Frau Christina Wahl, die sich um verwaltungstechnische Aufgaben kümmert, haben beim Citymanagement offiziell das Ruder übernommen und teilen sich die Ganztagsstelle.

Klarheit hätten Sie wahrscheinlich auch gerne endlich zur Zukunft des ehemaligen Krankenhausgeländes. Haben Sie Zweifel, dass die Pläne für den Gesundheitscampus umgesetzt werden?

Ich bin optimistisch, aber die Würfel sind noch nicht endgültig gefallen. Entscheidend wird sein, dass der Kreistag 2023 beschließt, das städtebauliche Konzept umzusetzen, also unter anderem den Bau einer neuen Pflegeschule samt Wohnheim. Das muss dringend passieren. Der Pflegenotstand gefährdet unser aller Gesundheit. Mit der abgewirtschafteten Pflegeschule in Ludwigsburg holen Sie keinen jungen Menschen mehr hinter dem Ofen hervor.

Seit zehn Jahren am Ruder

Werdegang
 Jan Trost ist seit 2013 Bürgermeister der Schillerstadt. Der 47-Jährige kommt ursprünglich aus Steinheim, baute sein Abitur am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium. Er absolvierte ein Studium zum Diplom Verwaltungswirt (FH) und ein berufsbegleitendes Studium zum Master Public Management.

Freizeit
 Trost ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Die Freizeit verbringt er am liebsten mit der Familie, geht aber auch gerne wandern oder steigt aufs Rad.