Schauen und Stöbern ist beim Markt im Rathausinnenhof möglich gewesen. Foto: Simon Granville

Das Märzklopfen und das erste Blüba-Wochenende fallen zusammen. Ludwigsburg füllt sich, aber wegen des durchwachsenen Wetters in Maßen.

Noch scheint die Sonne an diesem Sonntag um 13 Uhr, doch eine dunkle Wolkendecke macht sich langsam, aber sicher über Ludwigsburg breit. Es wird doch wohl nicht...? Immerhin, die Parkplatzsuche verläuft auf Anhieb erfolgreich. Beim Landratsamt jede Menge freie Stellplätze. Sogar in der Fasanenstraße unweit der Bärenwiese bietet sich für den Autofahrer das ein oder andere freie Refugium. So geht es dann zu Fuß zur Innenstadt weiter: zum Märzklopfen, dem ersten großen Stadt-Event, an dem die Geschäfte geöffnet sind und Vereine Flagge zeigen können.

Autofahrer haben es nicht leicht, wenn in der Kreisstadt zwei publikumsintensive Ereignisse zugleich stattfinden. Das Märzklopfen ist traditionell ein solcher Publikumsmagnet. Zugleich lockt an diesem Sonntag das Blühende Barock, das erst am Freitag eröffnet wurde. Das Blüba zieht vor allem Familien an, die mit dem Auto kommen – was die Situation rund um die Bärenwiese mit seinen großen Parkplätzen nicht einfach macht und bei den Verkehrsplanern der Stadt Ludwigsburg regelmäßig für Stirnrunzeln sorgt.

Mit seiner Familie ist Sebastian Mannl, der für die Mobilität zuständige Bürgermeister, an diesem Sonntag in der City unterwegs. „Die Stadt ist gut besucht, aber die Parkplätze sind nicht überfüllt.“ Als Gründe sieht Mannl das instabile Wetter an, aber auch das neue Parkleitsystem sei eine große Hilfe gegen die Autoflut. Das Blüba habe nun ein VVS-Ticket im Online-Verkauf – langfristig wolle die Stadt weitere Parkplatzkapazitäten, etwa beim Landratsamt und den Kliniken, in das Leitsystem integrieren. Natürlich sei für die Ludwigsburger auch der ÖPNV-Takt ein Faktor, das Auto stehen zu lassen.

Der Gang über einige Parkplätze beim Blüba zeigt: Sie sind nicht restlos belegt. Die Auslastung dürfte bei 80 Prozent liegen. In der Stadt sind zahlreiche Menschen unterwegs. Zum Beispiel Anne und Siggi Steinacker. Das Ehepaar aus Marbach ist viel in der Natur unterwegs. „Wir wollen diesmal in der Stadt etwas erleben“, sagt Anne Steinacker und zeigt auf das Bekleidungsgeschäft schräg gegenüber. „Da kriege ich meinen Mann sonst nicht hin.“ Er schmunzelt und nickt, und schon geht es weiter.

Mancher Papa schnallt sich immer noch nicht an

Noch hält das Wetter, die Sonne traut sich hervor – ein bisschen Flair wie an den Pariser Straßencafés kommt auf, wenn an den Tischchen auf dem Ludwigsburger Marktplatz die Gäste das Geschehen verfolgen. Eine lange Schlange hat sich vor dem Bobby-Car-Parcours der Kreisverkehrswacht gebildet. Ohne Gurt und Helm geht hier nichts, stellt Jutta Kuhn klar. Die geschäftsführende Vorsitzende ist immer wieder überrascht, wie viele Kinder erzählen, „dass Papa sich beim Autofahren nicht anschnallt“.

Interessierte Fragen am Stand des Wünschewagens

Tatsächlich haben sich einige Familien auf dem Marktplatz eingefunden. Gut besucht ist auch der Court des Hockey-Clubs Ludwigsburg. Kleine Kinder können dort zum ersten Mal einen Hockeyschläger in die Hand nehmen und ein Gefühl für den Schlag entwickeln. „Wir wollen mit unserer Randsportart präsent sein“, sagt Michael Thum, Öffentlichkeitsarbeiter im Vorstand des Vereins mit rund 500 Jugendlichen.

Ein paar Meter weiter steht der Dienst am alten Menschen im Mittelpunkt. Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes ist ausgestellt. Der Wagen, mit dem kranken Menschen Erlebnisse ermöglicht werden, wird von Sigrid Hornberger betreut. Die ehemalige Rektorin der Oßweiler Grundschule blickt auf 145 Wunschfahrten in den fünf Jahren, in denen es das Angebot in Ludwigsburg gibt. „Viele hier beim Märzklopfen sind erst erstaunt, dann fragen sie mich, ob sie selbst es auch in Anspruch nehmen könnten, wenn sie im Krankenhaus sind.“

In der Fußgängerzone sind einige Besucher unterwegs. Sie nutzen die Möglichkeiten des verkaufsoffenen Sonntags. Im Bekleidungsgeschäft Oberpaur beobachtet die Verkäuferin Simone Reinhardt „entspannte“ Kunden, auf der Suche nach frischen Farben und neuer Kleidung. Ihr Chef Christoph Sprenger sieht das Märzklopfen als erste große Gelegenheit, sich im Frühling mit neuer Ware zu präsentieren. „Als ich um 13  Uhr aufschloss, standen schon 40 Kunden vor der Türe – das hat mich gefreut.“

Virtuell in die Luft mit der Brille der Touristinfo

Blicke durch Virtual-Reality-Brillen können die Gäste der Touristinfo werfen. „Wir stellen sie heute zum ersten Mal vor – man kann mit ihnen Ludwigsburg aus der Luft erleben“, sagt Elmar Kunz, stellvertretender Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Tourismus & Events Ludwigsburg.

Der ersten Regen fällt gegen 14 Uhr, Wind fegt durch die Staubmobs am Stand mit den Haushaltswaren im Rathausinnenhof. An den etwa 50 Ständen des Kunst- und Genussmarkts ist Abwechslung geboten. Wohl dem, der einen Regenschirm dabei hat.

Was ist das Märzklopfen?

Ursprung
 Das Stadtfest zum Frühlingsbeginn wird seit 2004 in der Ludwigsburger Innenstadt gefeiert. Passend zum Beginn der 50. Saison des Blühenden Barocks habe der Verein Ludwigsburger Innenstadt (LUIS) eine Veranstaltung ins Leben gerufen, „die den Frühling mit all seinen Farben und positiven Stimmungen begrüßt: das Ludwigsburger Märzklopfen“.

Entwicklung
 In den Anfangsjahren des Stadtfestes gehörte laut LUIS ein Innenstadt-Flohmarkt zum festen Bestandteil des Programms. „Schaulustige und Sammler konnten hier in aller Ruhe schmökern und um Preise feilschen.“ Früher wie heute schlenderten viele Besucher vor oder nach dem Ludwigsburg-Bummel durch die Gärten des Blühenden Barocks. Das Märzklopfen habe sich im Laufe der Zeit immer wieder neu gewandelt. Der ursprüngliche Flohmarkt sei in Anlehnung an das Kastanienbeutelfest durch einen Kunst- und Genussmarkt ausgetauscht worden.