Neugierig und mit geschickten Pfötchen: so entdecken kleine flauschige Katzen die Welt. Ein Mädchen in Australien fühlt sich dieser Lebensweise verbunden. Foto: imago stock&people/imago stock&people

In Melbourne unterstützt eine Schule offenbar ein Mädchen, das sich als Katze identifiziert. Es ist wohl nicht der erste Fall in Australien. Was steckt hinter dem Trend?

Eine Schule in Melbourne hat sich dazu entschieden, ein Mädchen zu unterstützen, das sich als Katze identifiziert. Die Schülerin der achten Klasse ist nonverbal und wird von der Schule als hochintelligent bezeichnet. Der Fall, über den die lokale Zeitung „Herald Sun” zuerst berichtete, scheint in Verbindung mit der sogenannten „Furry“-Subkultur zu stehen, die in den vergangenen Jahren weltweit Anhänger gefunden hat. Der Ansatz der Schule sei es, alles zu unterstützen, solange es nicht störend für den Schulbetrieb sei. Vonseiten der Schule versuche man, das Verhalten des Teenagers zu normalisieren. „Inzwischen identifizieren sich immer mehr Menschen mit dem, womit sie sich identifizieren wollen, dazu gehören eben auch ‚Furries‘“, sagte ein Bekannter des Mädchens der australischen Zeitung.

„Du sitzt auf meinem Schwanz“

Obwohl die Schule den Bericht nach Rückfrage des australischen Nachrichtenmediums News.com.au nicht offiziell bestätigen wollte, so hieß es von ihrer Seite, dass es bei ihrem Ansatz stets um die psychische Gesundheit gehe. Es werde individuell auf die Schülerinnen eingegangen und ihr Wohlbefinden berücksichtigt. Der Fall in Melbourne scheint zudem nicht einzigartig zu sein. Vor Kurzem berichtete auch die australische Tageszeitung „Courier Mail“ dass einige Schülerinnen einer renommierten Privatschule in Brisbane ebenfalls begonnen hatten, tierähnliche Neigungen auszudrücken.

„Als ein Mädchen sich an einen freien Schreibtisch setzte, schrie ein anderes Mädchen sie an und sagte, sie säße auf ihrem Schwanz“, berichtete eine Mutter der Zeitung. Das Mädchen hätte zudem einen Schlitz in die Uniform geschnitten, wo angeblich ihr Schwanz sein sollte. Mädchen, die sich als Katzen identifizieren, würden sich wie eines der Felltiere putzen, sich die Handrücken lecken und mit zum Boden geneigten Armen herumlaufen, als ob sie auf allen Vieren wären.

Die oben genannten Vorfälle mögen sich auf den ersten Blick befremdlich anhören, doch sie fügen sich in eine Subkultur ein, die es bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt. In dieser sogenannten „Furry“-Subkultur werden Tieren menschliche Eigenschaften verliehen.

Solche fiktiven anthropomorphen Tierfiguren finden sich häufig in Kunst und Literatur. Ein klassisches Beispiel für ein anthropomorphes Wesen wäre die fiktive Figur des Werwolfs. Aber auch Disney-Filme lieben anthropomorphe Protagonisten wie Mickey Maus oder Bugs Bunny beispielsweise. Anhänger der Subkultur schlüpfen selbst auch gerne in Pelzanzüge, sogenannte „Fursuits“, die über den Kopf, teilweise aber auch den gesamten Körper getragen werden. Dabei geht es den meisten Anhängern um die Idee, die Identität eines anderen Wesens anzunehmen. Es handelt sich nicht um einen sexuellen Fetisch.

In den USA hat die Bewegung seit Jahrzehnten Zulauf

Ein Kongress für „Furries“ Die Subkultur soll sich in den 1970er bis 80er Jahren in den USA gebildet haben. Ihre Anhänger waren allesamt Fans anthropomorpher Tierdarstellungen. Das Wort „Furry“ kommt aus dem Englischen: Es ist das Adjektiv zum Nomen „fur“, dem Pelz oder Fell eines Tieres. In den USA hat die Bewegung seit Jahrzehnten Zulauf: Beispielsweise gibt es bereits seit 1997 eine jährliche „Furry Convention“ namens Anthrocon. Der Kongress, der mehrere tausend Besucher anzieht, findet jedes Jahr im Juni oder Juli in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania statt.

Ein Pendant dazu in Europa hat eben in Berlin stattgefunden. Die sogenannte Eurofurence hat ihre Anfänge in den 1990er Jahren. Damals startete sie als privates Treffen von 19 europäischen „Furry“-Fans, die sich im Internet trafen. Über sich selbst schreiben die Organisatoren des europäischen Events auf ihrer Webseite „Wir sind eine Sammlung von Künstlern, Animatoren, Schriftstellern, Kostümbildnern, Puppenspielern und ganz normalen Fans, die Zeichentricktiere und anthropomorphe Charaktere aller Art mögen.“