Bei der kleinen Sause lassen Gäste den Abend ausklingen. Foto: Jürgen Bach

In der Ludwigsburger Industriebrache können Besucher im Sommer chillen und ausgefallene Aktionen erleben. Und bald schon soll das Gelände dauerhaft eine Art Wiedergeburt erfahren.

Miniröcke und Shorts mussten bei schattigen 15 Grad doch eher im Kleiderschrank bleiben, sommerliche Gefühle machten sich am Freitagabend bei der Wiedereröffnung des „Hi.Francky“ nach der Winterpause auf dem Ludwigsburger Franck-Areal dennoch breit. Dafür sorgten unter anderem der chillige Sound aus der Bar, eine bunte Palette an Cocktails, aus denen Besucher wählen konnten, und natürlich das Mobiliar, das im besten Sinne altmodischen Eisdielencharme versprühte.

Ein Fotoatelier als Hingucker

Entsprechend gelöst war die Stimmung bei den Gästen auf der gut gefüllten Freifläche, die nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt liegt. Auf ihre Kosten kamen hier auch sportliche Besucher, die beim Stand der MHP Riesen auf einen Basketballkorb zielen konnten, oder versuchten, bei der Station der Bietigheimer Steelers einen Puck durch die Löcher einer Torwand zu dreschen. Lohnenswert war auch ein Abstecher ins Haus 23, wo sich interimsweise Kunstateliers, ein Tattoo-Studio oder eine Schmuckdesignerin angesiedelt haben, die zur Comeback-Party des „Hi.Francky“ ihre Pforten geöffnet hatten. Ein echter Hingucker ist speziell das riesige Fotoatelier unterm Dach.

Das Event am Freitag war freilich nur der Auftakt für einen Reigen an weiteren, teils ausgefallenen Aktionstagen, die im Sommer auf dem Areal geplant sind. So dürften bei der Silent Disco am Samstag, 27. Mai, schräge Szenen garantiert sein. Das Publikum schwoft zu Songs, die per Kopfhörer eingespielt werden, also von den Umstehenden nicht gehört werden können. Performances und Installationen erwarten die Besucher dagegen Ende Juli, wenn das Motto „I love Troja“ lautet. Gesetzt ist zudem donnerstags die Afterwork-Party von 17 bis 22 Uhr.

Stadt will das übernehmen, was sich bewährt

Für die Stadt ist all das, was gerade auf der Industriebrache passiert, auch ein Versuchsballon. „Wir wollen schauen, was funktioniert und was vielleicht nicht so gut funktioniert“, sagt Baubürgermeisterin Andrea Schwarz. Denn auf Sicht soll das rund ein Hektar große Gelände in kommunaler Hand dauerhaft wiederbelebt und umgestaltet werden – ohne dabei seinen einzigartigen, industriellen Charakter einzubüßen. Und bei diesem Prozess möchte man Konzepte, die sich bis dato bewährt haben, übernehmen, oder Firmen, die prosperieren, halten. Oberbürgermeister Matthias Knecht denkt dabei zuvorderst an die beiden Start-ups im Haus 23, die sich auf 3D-Laserdruck und Hochwasser-Monitoring spezialisiert haben.

In einer ersten Stufe auf dem Weg dahin können sich Teams aus Investoren und Architekten bewerben, die das Gelände in die Zukunft führen wollen. Fünf Kooperationspartner werden dann ausgewählt, bekommen feste Vorgaben an die Hand, auf deren Basis sie ein Konzept entwickeln können. „Bis Frühjahr 2024 soll das Wettbewerbsverfahren umgesetzt sein“, sagt Andrea Schwarz. Mitte 2025 sei ein möglicher Baubeginn. Abgerissen werden wohl das Haus 23 und das Gebäude, auf das man direkt zuläuft, wenn man von der MHP-Arena kommt. Das soll Platz für ergänzende Bauten – und für Neuordnungen schaffen. Denn die Stadt will zum Beispiel eine zweite Unterführung beim Bahnhof realisieren.

Auch ein Musikclub steht auf der Wunschliste

Man sei insgesamt an einer Lösung mit „hoher Qualität“ interessiert, betont Schwarz. „Wir wollen auf dem Gelände einen Mix aus Gastronomie, Gewerbe, Start-ups und kulturellen Nutzungen sowie eine Mobilitätsdrehscheibe mit Fahrradabstellplätzen“, erklärte sie. Ein Musikclub soll ebenfalls etabliert werden. Bei einer Führung durch die brachliegenden früheren Werksräume wurde deutlich, dass für so ein Angebot geradezu paradiesische Voraussetzungen herrschen: in den hohen, schummrigen Hallen könnte in hauptstadtähnlichem Flair zu fetten Beats die Nacht zum Tage werden. Bis es so weit ist, kann man sich einen Longdrink bei „Hi.Francky“ genehmigen.