Der Plan sieht an der katholischen Kirche (derzeit verhüllt) nur noch Lieferverkehr und Behindertenparkplätze vor. Foto: Simon Granville

Mangelnde Beteiligung der Stadträte, der Geschäftsinhaber und Geldverschwendung in Zeiten leerer Kassen – die Vorwürfe gegenüber der Ludwigsburger Stadtverwaltung sind heftig.

Das hatte sich die Stadtverwaltung leichter gedacht. Über den Plan, das Stück Eberhardstraße an der katholischen Kirche samt den seitlichen Sackgassen zur Fußgängerzone zu machen, wollte man den Mobilitätsausschuss des Gemeinderats nur informieren und nicht abstimmen lassen – eine Vorgehensweise, die einigen Räten sauer aufstieß. Bürgermeister Sebastian Mannl argumentierte, man baue ja nicht um, und die Kosten seien gering. Auf Nachfrage bezifferte er diese auf 150 000 Euro – was angesichts der leeren Kassen und dringenderer Projekte einigen Stadträten zu viel war. „Wir diskutieren seit Wochen, wo wir sparen können“, so Stadträtin Margit Liepins (SPD). „Und jetzt sind auf einmal 150 000 Euro Peanuts?“ Mehrheitlich folgten die Stadträte einem Antrag der Freien Wähler: Der Gemeinderat soll noch in diesem Jahr über die Pläne entscheiden können.

Die Stadt verspricht sich von der Umgestaltung eine Steigerung der Aufenthaltsqualität und eine Verbesserung des Stadtklimas in der zentralen Innenstadt. Insgesamt 21 Parkplätze würden wegfallen, statt dessen sollen links und rechts der Kirche jeweils drei Bäume gepflanzt werden. Wer vom Lotter-Parkhaus kommt, müsste dann in die Bärenstraße abbiegen, der untere Teil der Eberhardstraße soll über die Alte Gasse erreichbar sein, die schmal und eine Anliegerstraße ist. Laut Stadtverwaltung basiert die Planung auf „dem Wunsch der Politik zur Schaffung von mehr Grün, schattigen Plätzen und zusätzlichen Fahrradabstellplätzen in der Innenstadt.“ Auch Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen und der Ludwigsburger Innenstadtverein Luis seien mit dem Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung und einer Aufwertung dieses Stadtbereichs auf die Stadtverwaltung zugekommen.

Widersprüchliche Aussagen und Unmut

Das stimmt allerdings so nicht, betonte die CDU-Stadträtin und Luis-Vorstandsmitglied Edith Klünder. Bei den Anträgen für mehr Grün habe ihre Fraktion an bestehende Fußgängerzonen gedacht. Und auch Luis sei „mitnichten mit diesem Wunsch auf die Verwaltung zugekommen“. Der Luis-City-Manager Markus Fischer sagt, angesichts der geplanten Veränderung habe man lediglich darum gebeten, die Akteure vor Ort dabei mitzunehmen. Dazu habe Luis drei Informationstermine angeboten. „Und da hat niemand etwas dagegen gesagt“, betont Fischer. Allerdings, räumt er auf Nachfrage ein, seien nur die Vereinsmitglieder informiert worden – „mit der Bitte, die anderen zu informieren; die sind ja untereinander vernetzt“.

Anita Prontzas, die Inhaberin des Teeladens, sagt jedoch, sie habe erst am Donnerstag über einen Stadtrat von den Plänen erfahren. Und sie hat zwei Hauptkritikpunkte: wegen ihrer häufig älteren Kunden den Wegfall der Parkplätze – und die Kosten. „Man muss in Zeiten der leeren Kassen nicht so das Geld rausschmeißen.“ Außerdem diene dieses „Stückwerk“ nur wieder der Gastro; die kleinen Geschäfte könnten sehen, wo sie blieben. Auch Marion Seitel von Thabeas Blumenladen kritisiert den Wegfall der Parkplätze. „Wir verkaufen nicht nur Blumensträuße, sondern auch schwere bepflanzte Gefäße.“

Der Fischhändler Andreas Seybold könnte mit seinem Gastrobetrieb Kleine Auster zwar profitieren, aber er sagt: „Die Küche kann gar nicht mehr leisten.“ Zudem könnte man nicht mehr wie bisher direkt vor seinem Geschäft kurz halten. Auch sein Verkaufswagen dürfte dort nicht mehr stehen, sondern nur auf der südlichen Seite der Bärenstraße. Dort jedoch fehle der Stromanschluss. „Die Stadt hat angeboten, die Straße aufzureißen und Strom zu verlegen. Dann könne man auch eine E-Ladesäule installieren“, sagt Andreas Seybold. Aber die Straße sei ja erst neu gemacht worden.