Versteckt und verlassen im Wald einer Anhöhe liegt die Anlage des Cyberbunkers, in dem Kriminelle von 2013 bis 2019 ein illegales Rechenzentrum betrieben hatten. Foto: dpa/Harald Tittel

Erst Bundeswehr-Bunker, dann Darknet-Zentrum von Cyber-Kriminellen – und künftig? Der Cyberbunker an der Mosel bei Traben-Trabach war einst das Zentrum von millionenschweren illegalen Internet-Geschäften. Doch was und wer könnte jetzt in die Anlage einziehen? Einige kuriose Ideen gibt es bereits.

Die Zukunft des Cyberbunkers in Traben-Trarbach an der Mosel ist weiter ungewiss. Nach der zwischenzeitlichen Absage der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die Anlage zu übernehmen, suche das Land Rheinland-Pfalz als Eigentümer nun nach einem Käufer, teilte das zuständige Landesamt für Steuern in Koblenz mit. Bislang hätten sich mehrere Kaufinteressenten unverbindlich gemeldet. Favorisierte potenzielle Käufer gebe es aktuell nicht, teilte das Amt mit.

Illegales Rechenzentrum im Bunker

Im Herbst 2019 war der 5526 Quadratmeter große Bunker als illegales Rechenzentrum für millionenschwere illegale Geschäfte von Cyber-Kriminellen im Darknet aufgeflogen. In einem der bundesweit größten Prozesse gegen Cybercrime wurden die Betreiber des Bunkers im Jahe 2021 verurteilt.

Der Cyberbunker war zunächst von der Generalstaatsanwaltschaft beschlagnahmt worden. Seit September 2023 ist das Land Eigentümer des insgesamt 13 Hektar großen Geländes, zu der neben der Bunkeranlage über fünf Ebenen auch zwei überirdische Gebäude gehören.

Verkaufspreis noch unklar

Ziel sei es, die gesamte Anlage „zum vollen Wert“ zu verkaufen, sagt die Sprecherin des Amtes. Den Zuschlag bekomme grundsätzlich der, der das beste Kaufangebot unterbreite. Wie hoch die Verkaufssumme sein soll, sei aber noch unklar. Die Bewertung einer solchen „Spezialimmobilie“ wie der Bunkeranlage, die aus einer militärischen Vornutzung stamme, sei schwierig und müsse mit einem noch zu erstellenden Gesamtnutzungskonzepts erfolgen.

Die Zufahrt zum Cyberbunker bei Traben-Trabach. Foto: dpa/Harald Tittel

Der Verkauf solle „in enger Abstimmung“ mit der Kommune ablaufen. Es sei wünschenswert, „dass eine Anschlussnutzung des Bunkers, samt Anlage mit Gebäuden, auch dem Interesse der Stadt sowie der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach entspricht“, teilt das Amt weiter mit. Gut wäre es zudem, wenn ein neuer Eigentümer dazu beitrage, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und so die regionale Wirtschaft zu fördern.

Käselager oder Bunkerhotel?

Nach früheren Angaben der Stadt hatte es zuvor bereits Anfragen für die Nutzung des Bunkers gegeben: Sie reichten von einem Käselager über ein Weindepot bis zu einem Bunkerhotel. Angestrebt werde „eine zeitnahe Veräußerung der Immobilie“, erklärt das Amt. Zu dem Zeitfenster könne derzeit keine Aussage gemacht werden.

Früher war in dem unterirdischen Schutzbau, der auf dem Bergrücken Mont Royal oberhalb von Traben-Trabach liegt, das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr untergebracht. Foto: dpa/Thomas Frey

Die zwei Gebäude auf dem Gelände seien teils stark sanierungsbedürftig und im aktuellen Zustand nicht nutzbar. Im Bunker werde dafür gesorgt, dass die Feuchtigkeit herausgepumpt werde. Zudem werde derzeit die Elektroinstallation erneuert.

Von der Bundeswehr-Kaserne zum Darknet-Bunker

  • Bunker: Der Bunker auf dem früheren, insgesamt 13 Hektar großen Gelände der Bundeswehr-Kaserne Mont Royal liegt rund 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum von Traben-Trabach in Rheinland-Pfalz entfernt auf dem Bergrücken Mont Royal. 500 Meter westlich der Liegenschaft ist der Flugplatz Traben-Trarbach/Mont Royal. Das unterirdische Bauwerk verfügt über fünf Ebenen (sogenannte Sohlen) und 5526 Quadratmetern Nutzfläche. Er ist bis zu 25 Meter tief und hat eine Grundfläche von 50 mal 50 Metern.
  • Gebäude: Das ältere Bürogebäude mit 1673 Quadratmetern Nutzfläche wurde im Jahr 1933 errichtet, das neuere Bürogebäude mit 2686 Quadratmetern Nutzfläche im Jahr 1975.
  • Kaserne: Von 1975 bis 1979 nutzte das das Amt für Wehrgeophysik aus der Luftwaffenkaserne in Köln die Kaserne. Zum 1. Oktober 2003 wurde das Amt für Wehrgeophysik in das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr integriert. 2007 wurde die Schließung der Liegenschaft bekannt gegeben. Am 17. April 2013 erfolgte die Übergabe von der Bundeswehr an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
  • Cyberbunker:  Am 26. Juni 2013 kaufte der Niederländer Herman Johann Xennt, damasl Eigentümer der Firma CyberBunker, das Gelände für 450 000 Euro. Xennt hatte CyberBunker 1996 als kommerziellen Internet Service Provider in den Niederlanden gegründet. Das Unternehmen betrieb von 2000 bis 2002 ein privates Rechenzentrum in einem ehemaligen Nato-Kommandobunker in der Gemeinde Kloetinge in der niederländischen Provinz Zeeland sowie von 2013 bis 2019 den Cyberbunker in Traben-Trabach. Daneben soll es ein Rechenzentrum in Amsterdam sowie weitere Rechenzentren an „geheimen“ Orten gegeben haben.
  • Darknet-Server: Die kriminelle Vereinigung hatte in Traben-Trabach rund 400 Server betrieben, über die fast 250 000 Straftaten im Darknet abgewickelt wurden – Drogendeals, Datenhehlerei, Computerangriffe, Kinderpornografie und Falschgeldgeschäfte.
  • Durchsuchung und Prozess: Im September 2019 wurde Xennt festgenommen, das Gelände von der Polizei durchsucht und die Server beschlagnahmt. Vom Cyberbunker aus sollen der „Wall Street Market“ und andere „Darknet-Webseiten“ betrieben worden sein. Ende 2021 wurden sieben Männer und eine Frau vom Landgericht Trier wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Sie erhielten Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewährung bis hin zu fünf Jahren und neun Monaten.