Erwin Markowsky, Berufshacker, war vergangene Woche in Leonberg zu Gast. Foto: /Simon Granville

Mit Live-Hacking-Aktionen zeigte Profi-Hacker Erwin Markowsky in der Leonberger Stadthalle, wie schnell man im Netz zur Zielscheibe werden kann – und wie wichtig digitale Wachsamkeit ist.

Erwin Markowsky hat einen Beruf, den man eher aus Hollywoodfilmen kennt – im echten Leben begegnet man Menschen wie ihm jedoch selten. Er ist Hacker. Genauer gesagt: ein sogenannter „White-Hat-Hacker“, ein „Hacker mit dem weißen Hut“. Diese besonderen IT-Experten setzen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nicht für kriminelle Zwecke ein, sondern arbeiten im Auftrag von Unternehmen, Organisationen oder Behörden. Ihr Ziel: Schwachstellen in digitalen Systemen aufzuspüren, bevor sie von sogenannten „Black-Hat-Hackern“ – also Cyberkriminellen – ausgenutzt werden können. Während Letztere mit ihren Angriffen auf Daten und Netzwerke oft immensen Schaden anrichten und dabei vor allem auf finanziellen Gewinn aus sind, leisten die „White-Hats“ einen wertvollen Beitrag zur Cybersicherheit.

Markowsky war vergangene Woche zu Gast in der Stadthalle von Leonberg, um vor mehreren hundert Schülerinnen und Schülern über ein Thema zu sprechen, das für die junge Generation immer relevanter wird: Cyberkriminalität. Eingeladen wurde er von der Initiative Sparda Surf Safe – einem Projekt der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Seit über zehn Jahren verfolgt die Initiative das Ziel, Jugendliche für Gefahren im Netz zu sensibilisieren und ihnen praktische Tipps an die Hand zu geben, wie sie sich sicher und selbstbestimmt im digitalen Raum bewegen können.

Ein Thema, das für die junge Generation immer relevanter wird

Auch Markowskys Anliegen war klar: Den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern zu vermitteln, wie wichtig es ist, sich der eigenen digitalen Spuren bewusst zu sein – und diese aktiv zu schützen. Denn: „Viele Menschen glauben, ihre Passwörter seien sicher, doch sie unterschätzen, wie schnell diese heutzutage geknackt werden können“, so der Experte. Um das zu demonstrieren, nutzte er ein handelsübliches Programm, das bereits für rund 200 US-Dollar im Internet erhältlich ist. Damit zeigte er eindrucksvoll: Eine einfache, zehnstellige Zahlenkombination ist in gerade einmal 0,009 Sekunden entschlüsselt – schneller, als man blinzeln kann. Ein komplexeres 14-stelliges Passwort, das Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen kombiniert, hält zwar etwas länger stand – etwa 23 Minuten. „Aber auch das ist für einen Profi kein großer Aufwand“, erklärte Markowsky. Sein Rat an die Jugendlichen: Vermeidet einfache Wörter, kombiniert Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen – und verwendet für jeden Account ein anderes Passwort. Nur so lässt sich das Risiko minimieren.

Der Höhepunkt des Nachmittags war zugleich einer der eindrucksvollsten Momente: Zwei Schülerinnen wurden auf die Bühne gebeten und sollten sich gegenseitig eine SMS schreiben. Kurz darauf erschien in ihrem Chatverlauf eine Nachricht, die sie beide nicht geschrieben hatten: „Mein Akku ist alle. Kannst du mich um 16 Uhr beim Spielplatz abholen?“ Der Absender? Edwin Markowsky selbst. Damit bewies er live, wie einfach es ist, digitale Kommunikation zu manipulieren. „Nur weil der Name vertraut aussieht, heißt das nicht, dass die Nachricht tatsächlich von eurer Freundin stammt“, warnte er. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer staunten – und waren erschrocken, wie leicht sich Absender fälschen und Identitäten vortäuschen lassen.

Veranstaltung hinterlässt bleibenden Eindruck

Die Veranstaltung hinterließ bleibenden Eindruck. „Ich dachte, ich wüsste schon einiges, aber wie schnell und einfach das alles geht, hat mich echt überrascht“, meinte der 16-jährige Leon Tod vom Beruflichen Schulzentrum Leonberg. Auch seine Mitschülerin Bahia Bennis war nachdenklich: „Sobald ich zu Hause bin, werde ich als erstes alle meine Passwörter ändern.“