Sara Heizmann-Leutenecker (34), Anja Beer-Leutenecker (40) und Nina Reiff (37) sind alle Quereinsteigerinnen. Foto: Leutenecker Hof/Rebecca Conte

Die Leutenecker-Schwestern aus Remseck/Neckar (Kreis Ludwigsburg) setzen auf Vegan. Dass fleischlos nicht gleich geschmacklos ist, wollen sie bei einem Hoffest zeigen.

Früher gab es auf dem Hof der Leuteneckers in Remseck (Kreis Ludwigsburg)  auch Schweine und Rinder. Da waren Sara, Anja und Nina noch Kinder – oder gar nicht auf der Welt. Zuletzt hielt die Familie noch Hühner. Aber auch die sind seit gut drei Jahren Geschichte.

Konventionelle Tierhaltung passe einfach nicht mehr in die Zeit, sagt Anja, die älteste der drei Leutenecker-Töchter – und sie war auch nicht mit den Idealen der nächsten Landwirt-Generation vereinbar. Bekehren wollen Sara Heizmann-Leutenecker und Anja Beer-Leutenecker aber niemanden. Bei der eigenen Schwester haben sie es auch nicht getan. Nina Reiff ist die einzige der drei, die Fleisch isst. „Jeder darf, wie er möchte“, sagt Anja Beer-Leutenecker.

An diesem Wochenende veranstaltet das Trio gemeinsam das erste vegane Hoffest auf dem Leutenecker-Hof zwischen Remseck und Ludwigsburg. Dabei zielen die Veranstalterinnen auch auf Menschen ab, die dem fleischlosen Essen kritisch gegenüberstehen oder sogar Fleischfans sind – diejenigen, die darauf verzichten, dürften ohnehin kommen. „Wir wollen einen Weg aufzeigen“, sagt Sara. „Wenn es jemandem nicht schmeckt, dann kann und soll er uns das ganz offen sagen.“ Nur: Wer überhaupt nichts probiere, der lerne auch nichts Neues kennen.

Viele Vorurteile gegenüber der fleischlosen Ernährung

Veganismus sei immer noch mit vielen Vorurteilen behaftet, „beispielsweise, dass man auf Geschmack verzichten muss“, sagt Anja Beer-Leutenecker. Das müsse man aber nicht. Gleichwohl sei die Umstellung schon eine „krasse Veränderung“. Sara ernährt sich vorwiegend vegan, Anja seit drei Jahren komplett – am schwersten sei es ihr gefallen, auf Käse zu verzichten. „Man fängt komplett neu an zu kochen“, erzählt die 40-Jährige. „Da muss man sich erst mal reinfuchsen.“ Ihre Ernährung sei vielfältiger geworden. Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte: die pflanzliche Welt sei unglaublich reich.

„Vitamin B12 muss man zuführen, alles andere kann man substituieren“, stellt Beer-Leutenecker fest. Insofern sei die Erzählung, das Veganern grundsätzliche wichtige Nährstoffe fehlen eine Mär. Aber klar, auch als Veganer könne man sich ungesund ernähren: „Wenn man immer nur Pommes isst, dann ist das natürlich auch nichts.“

Dass oft ein kleiner Anstoß reicht, sehen die Schwestern etwa an den Hochzeitstorten. Feste und Tagungen auf dem Hof sind ein wichtiger Teil ihres Geschäfts. Und wenn werdende Brautpaare vorab zum Probieren kommen, werden die veganen Torten nicht extra ausgezeichnet. „Das merkt kaum jemand“, sagt Sara Heizmann-Leutenecker. „Aber wenn wir es erwähnen würden, wäre es wahrscheinlich für manchen ein K.o.-Kriterium.“ Bei Tagungen auf ihrem Hof bieten die Remseckerinnen mit Ausnahme eines Gerichts ausschließlich vegane Speise an. Auch darüber beschwert sich kaum jemand.

Gulasch geht auch ohne Fleisch

Für die Produktentwicklung ist vor allem Anja verantwortlich. Was sie kreiert, können die Gäste auf dem Hoffest probieren: Schmorgulasch, Semmelknödel mit Pilzragout und Tofuspeck, frittierte Currywurst und jede Menge Süßspeisen – und das alles mit regionalen Produkten, versprechen die Schwestern. Die Kreationen verkaufen sie ansonsten an vier Tagen in der Woche auf Märkten in Cannstatt und dem Stuttgarter Marienplatz sowie in ihrem Hofladen.

Das Familienunternehmen mit seiner 60-jährigen Geschichte auf vegane Produkte auszurichten, diese Entscheidung haben die Leutenäcker-Töchter, die allesamt Quereinsteigerinnen sind und den Betrieb nun gemeinsam managen, vor einiger Zeit getroffen. „Wir wissen, wie schwer sich Veränderungen anfühlen können“, sagt Nina Reiff. Das gilt auch für das Thema Ernährung.

Wann findet das Hoffest statt?

Das vegane Hoffest auf dem Leutenecker-Hof, Hohe Anwand 1 in Remseck, findet diesen Freitag, 27. Januar, von 15 bis 21 Uhr und am Samstag, 28. Januar, von 12 bis 20 Uhr statt. Weitere Infos im Netz: www.hof-leutenecker.de