Parissa Tayebi und Barbara Ottmüller mit Elizabeth Weischede (von links) sind als Hebammen im Raum Weil der Stadt/Leonberg in Zeiten von Corona besonders gefordert. Sie freuen sich über die Entscheidung, einen hebammengeführten Kreißsaal in der Leonberger Klinik zu etablieren. Foto: Archiv/Frühauf

Die Leonberger Geburtshilfe wird mit der Richtungsentscheidung des Aufsichtsrates der Kreiskliniken für einen hebammengeführten Kreißsaal gestärkt.

Leonberg - Das Leistungsspektrum der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Leonberg wird erweitert. Der Aufsichtsrat der Kreiskliniken Böblingen gGmbH stimmte in seiner Sitzung Ende Juli der Etablierung eines hebammengeführten Kreißsaals zu.

Klares Bekenntnis für den Klinikstandort und Hebammen

„Das ist ein klares Bekenntnis des Landkreises Böblingen als Träger für den Geburtsstandort Leonberg“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Landrat Roland Bernhard. „Wir erhoffen uns dadurch in den kommenden vier bis fünf Jahren einen Geburtenzuwachs von 30 bis 40 Prozent.“ Damit würde nicht nur rund 77 Millionen Euro in die laufende Sanierung der Leonberger Gebäude investiert, sondern auch das Angebot weiterentwickelt.

Alternative zur Hausgeburt und Klinikgeburt

„Ein hebammengeführter Kreißsaal stellt eine Alternative zwischen der Hausgeburt beziehungsweise dem Geburtshaus sowie einer Klinikgeburt dar und passt bestens nach Leonberg“, erläutert Chefärztin Dr. Monica Diac das Konzept. „Dies bietet eine familiäre Atmosphäre, viel Privatsphäre, eine kontinuierliche Eins-zu-eins-Hebammenbetreuung sowie minimale Intervention und dennoch die Sicherheit einer Klinikgeburt, da eine ärztliche Übernahme im Geburtsverlauf bei Bedarf jederzeit möglich ist“.

Gute Erfahrungen am Standort Herrenberg gesammelt

2009 etablierte der Klinikverbund in Herrenberg bereits das Geburtskonzept eines hebammengeführten Kreißsaals. „Sehr erfolgreich“, betont Martin Loydl, kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest. Ist dann Leonberg nicht ein Standort zu viel? „Die Analyse des Krankenhausmarktes im Umkreis sowie der Gynäkologie der beiden Krankenhäuser ergab, dass sich die Marktgebiete der beiden Standorte bislang nicht überschneiden“, erläutert Loydl. Von dem zusätzlichen Angebot am Standort Leonberg versprechen sich die Verantwortlichen eine Stärkung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und vor allem mehr Strahlkraft in die Region Stuttgart-Ludwigsburg. „Sowohl was die Patienten- als auch Mitarbeiterattraktivität angeht.“

Hoffnungen auf steigende Geburtenzahlen

Am Krankenhaus Leonberg verzeichnete man im Jahr 2020 rund 700 Geburten, im Verbund kommen jährlich bis zu 5500 Neugeborene zur Welt. Das Leonberger Hebammenteam, die ärztliche Belegschaft der Gynäkologie, das Klinikverbund-weite Fachzentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie das Direktorium sprachen sich bereits im Vorfeld unisono für die Einrichtung eines hebammengeführten Kreißsaals am Krankenhaus Leonberg aus. Neben Herrenberg gibt es dieses geburtshilfliche Angebot in der Region bislang nur in Bietigheim sowie Bad Cannstatt.