Immer mehr Grundschüler wollen auch nachmittags betreut werden. Foto: Bernd Weißbrod/picture alliance/dpa

Der Stadt Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) fehlen aktuell 46 Betreuungsplätze. Bis zum Herbst soll die Warteliste abgebaut sein.

Die Warteliste war schon länger, ist aber noch immer relativ lang: 46 Plätze fehlen der Stadt Leinfelden-Echterdingen aktuell in der Schulkindbetreuung. 22 Familien, deren Kinder die Ludwig-Uhland-Schule besuchen, haben noch keine Zusage. An dieser Schule gibt es laut Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell mit mehr als 140 Kindern die größte Schulkindbetreuungseinrichtung. In den vergangenen Wochen seien Vorstellungsgespräche geführt worden, teilt der Bürgermeister mit. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Warteliste bis zum Herbst abbauen können“, sagt er. Vorausgesetzt die bewilligten Stellen könnten mit qualifiziertem Betreuungspersonal besetzt werden.

Denn das sind die guten Nachrichten für Eltern schulpflichtiger Kinder: Die Stadt Leinfelden-Echterdingen wird ihr Betreuungsangebot für Grundschulkinder am Nachmittag um 90 Plätze erweitern. Das hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien „ trotz äußerst schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen“, wie Kalbfell betont, beschlossen. „Die Plätze werden entsprechend der tatsächlichen Nachfrage der Eltern nach und nach mit Fachkräften besetzt“, sagt er.

Bürgermeister: „Eltern erwarten ein Angebot von der Stadt“

SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels hatte mit diesem Votum nicht gerechnet, schließlich hatte es im Sozialausschuss noch Diskussionen darüber gegeben, ob die Schulkindbetreuung eine Pflichtaufgabe der Stadt ist, oder eher eine Freiwilligenaufgabe. „Die Kapazitäten werden den Erfordernissen angepasst. Das hätten wir schon viel früher machen sollen“, sagt sie unserer Zeitung. Und freut sich.

In den meisten Familien arbeiten mittlerweile beide Eltern mehr als halbtags. Außerdem ist der Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz für Grundschüler mittlerweile auch im Sozialgesetzbuch verankert. Er gilt vom Schuljahr 2026/2027 an. Die Landkreise müssen ein ausreichendes Betreuungsangebot anbieten. „Die Landkreise ziehen die Gemeinden zur Erfüllung des Rechtsanspruchs heran“, erklärt Kalbfell. Und: „Faktisch erwarten die Eltern von der Stadt ein Betreuungsangebot.“

In Leinfelden-Echterdingen gibt es sechs Grundschulen

840 Kinder werden in Leinfelden-Echterdingen ganztags betreut Foto: Sven Hoppe/dpa

Um die 90 neuen Plätze auch besetzen zu können, haben die Fraktionen 1,3 zusätzliche Stellen für Betreuungskräfte bewilligt. Weil mehr Betreuungsplätze auch mehr Koordinationsaufgaben für die Stadtverwaltung bedeuten, soll auch die städtische Abteilung Schulen um eine Vollzeitkraft wachsen. Die oder neue Mitarbeiter soll sich insbesondere um die Abstimmung mit Schulen, Kooperationspartnern und Eltern kümmern. Staatliche Fördermittel und Zuschüsse soll sie oder er beantragen. Eine halbe Stelle wird in der Personalabteilung geschaffen. „Auf Grund der Betreuungszeiten in der Schulkindbetreuung arbeiten wir mit zahlreichen Teilzeitbeschäftigten“, erklärt Kalbfell. Das bedeute mehr Arbeit für die Personalabteilung. Die jährlichen Personalkosten der Stadt werden damit um 187 000 Euro steigen. Zusätzliche Einnahmen aus Betreuungsgebühren und Zuschüssen von rund 130 000 Euro werden erwartet.

In Leinfelden-Echterdingen gibt es sechs Grundschulen, die 1370 Mädchen und Jungen besuchen. 840 Kinder werden davon ganztags betreut, ist in einem Papier der Stadt nachzulesen. Sie besuchen Hortgruppen, die flexible Nachmittagsbetreuung oder die Ganztagsklassen der Echterdinger Zeppelinschule. 61 Prozent der Grundschüler in Leinfelden-Echterdingen werden nachmittags betreut und damit mehr als durchschnittlich in Baden-Württemberg.