Die 25 Jahre alte Konstanze Klosterhalfen gewinnt Gold über 5000 m. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Buerke/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Als erste Deutsche hat Konstanze Klosterhalfen EM-Gold für Deutschland über 5000 Meter geholt. Und das obwohl sie sogar noch überlegt hatte, ob sie überhaupt starten soll.

Konstanze Klosterhalfen breitete die Arme aus, als sie unter dem tosenden Jubel der Zuschauer im Münchner Olympiastadion ins Ziel lief. Dann schnappte sie sich eine deutsche Fahne und rannte gleich weiter - auf ihre Ehrenrunde. Als erste Deutsche kürte sich die 25-Jährige zur Europameisterin über die 5000 m. „Ich habe noch nie einen Titel gewonnen, ich habe vorher noch nicht einmal dran geglaubt, eine Medaille zu gewinnen. Ich bin unfassbar glücklich“, sagte sie in der ARD.

Beinahe wäre es gar nicht so weit gekommen. „Wir haben ernsthaft überlegt, ob ich überhaupt laufe“, sagte Klosterhalfen, die über 10.000 m als Vierte weit am Podest vorbeigelaufen war und entkräftet gewirkt hatte. Umso überwältigter war sie nun nach dem Coup über die halbe Distanz. „Das war das Letzte, womit ich gerechnet habe. Das ist wunderbar, ich habe keine Worte. Ich kann es nicht glauben.“

In einem packenden Rennen hatte sich auf regennasser Bahn zunächst hatte sich zunächst Yasemin Can aus der Türkei sechs Runden vor Schluss leicht abgesetzt. Doch Klosterhalfen ließ sich nicht entscheidend abschütteln - im Gegenteil: 650 Meter vor dem Ziel ging sie an der Europameisterin über 10.000 Meter vorbei und baute ihren Vorsprung angetrieben von den Zuschauern immer weiter aus. „Ich bin nicht alleine gelaufen, es war Wahnsinn. Es ist unbeschreiblich“, sagte sie.

Erste Medaille für eine deutsche Läuferin über die Distanz

Nach einer starken Vorstellung siegte Klosterhalfen (Leverkusen) in 14:50,47 Minuten ganz deutlich vor Can aus der Türkei (14:56,91) und Eilish McColgan aus Großbritannien (1:59,34), die über die 10.000 m Zweite geworden war. Die goldene Medaille für Europas neue Beste über die 5000 m war zugleich die erste für eine deutsche Läuferin über diese Distanz.

Über die 10.000 Meter hatte es noch so ausgesehen, als habe Klosterhalfen in den vergangenen Woche zu viel Kraft gelassen. Ende Juni hatte sie sich mit dem Coronavirus infiziert - bei der WM in Eugene war sie schon entkräftet im Vorlauf über 5000 m ausgeschieden.

Die deutsche Rekordhalterin glaubte allerdings, im Training einen Aufwind verspürt zu haben. Tatsächlich wurde die Form wurde wieder besser, beim Diamond-League-Meeting in Chorzow vor einer Woche überzeugte sie über 3000 m und sammelte Selbstvertrauen für München. Für die 10.000 m reichte das allerdings noch nicht.

Tatsächlich kann sie nun mit einem Lächeln abreisen

„Ich bin allgemein in einer besseren Situation als vor der WM, wo ich auch nochmal eine Trainingspause einlegen musste“, hatte Klosterhalfen vor der EM voller Zuversicht gesagt: „Es wird hart und anspruchsvoll. Aber ich hoffe, dass ich mit einem Lächeln wieder abreisen kann.“

Das Lächeln wird nun ganz breit sein - ein bisschen mulmig war Klosterhalfen dennoch: „Ich hab ein bisschen Angst, weil ich mit meinen Emotionen gar nicht umgehen kann. Das ist so schön.“