Mit Lego-Steinen lässt sich fast jedes Szenario nachbauen, hier eine Demo. Foto: Gottfried Stoppel

Ganoven, Raubritter, Fußball-Promis und den Bösewicht Darth Vader kann man nun alle an einem Ort im Rems-Murr-Kreis treffen: Das Museum Remshalden lädt ein in die kunterbunte Lego-Welt.

Im Museum Remshalden tobt das Leben: Ein Dieb steigt gerade durch eine Dachluke in ein Gebäude ein, das mitten in New York stehen könnte. Nicht weit davon entfernt überfallen Räuber einen Geldtransporter, während nebenan ein Demonstrationszug vorbeimarschiert. Die Aktivisten bei der Demo sind ein buntes Völklein – vom Bauarbeiter bis zum Ritter, aber auch ein Mensch im Hasenkostüm, ein Skelett und Darth Vader, der Bösewicht aus den Star-Wars-Filmen, sind mit von der Partie.

Willkommen in der Welt der kunterbunten Lego-Steine, wo so etwas möglich ist. Schon im Treppenhaus des Museums in Grunbach leuchtet das allseits bekannte Logo, vier Buchstaben auf knallrotem Grund. Das Schild hängt sonst im Zuhause von Roland Birkle, aus dessen Sammlung alle Stücke der Ausstellung „Mehr als nur Stein auf Stein – Lego-Schätze“ stammen.

Wie viele Legosteine er im Laufe seines Lebens gekauft hat, das kann der 74-Jährige nicht beziffern. Es sind aber so viele, dass der Sammler aus Althütte im Museum nur einen Teil davon zeigen kann, weshalb die Ausstellung in zwei Teile gespalten wurde. Die erste Folge ist unter dem Oberbegriff „Stadt & Land“ bis zum 26. März zu sehen. Die zweite Runde unter dem Titel „Technik & Abenteuer“ wird dann von 2. April an gezeigt.

Mit einer Spritzgussmaschine begann die Erfolgsgeschichte

Roland Birkle weiß auch noch genau, welche Packung zu den ersten gehörte, die er als ungefähr zehnjähriger Bub im Jahr 1958 geschenkt bekommen hat. Die Schachtel zeigt drei lächelnde Kinder, zwei Mädchen bauen fleißig Hochhäuser, ein Junge, weißes Hemd und Fliege, arbeitet an einer Burg. „Das sind die Enkel des Firmengründers“, sagt Roland Birkle. Der Däne Ole Kirk Christiansen war eigentlich Schreiner, begann dann aber auch Holzspielzeug zu produzieren. „Leg godt“ – „spiel gut“ war das Motto, aus dem der Firmenname entstand. „Sein Sohn hat dann eine Spritzgussmaschine gekauft“, schildert Roland Birkle den Weg vom Holz- zum Kunststoffspielzeug. Ein heute fast vergessenes Produkt der Anfangsjahre waren kleine Modellautos, ein weiteres die Bausteine. Den Stein an sich hätten weder Firmengründer Christiansen noch sein Sohn erfunden, sagt Roland Birkle. Sie seien die Idee einer englischen Firma gewesen, welche die Dänen erst kauften und später patentieren ließen. Die ersten Steine waren aus Celluloseacetat, was sich als nicht optimal erwies: „Das Material hat sich im Lauf der Zeit verzogen.“ Die Christiansens tüftelten weiter, versahen die komplett hohlen Steine an der Unterseite mit Röhren und fügten Verstrebungen hinzu, die für Stabilität sorgten. Statt Celluloseacetat wurden Lego-Steine von etwa 1964 an aus robustem Acrylnitril-Butadien-Styrol hergestellt und sind seitdem fast unzerstörbar.

Die ersten Lego-Menschen hatten keine Arme und kein Gesicht

Die Entwicklung der Lego-Welt ist im Museum gut nachvollziehbar. Das recht grobschlächtige Design der frühen Jahre, in denen es keine abgeschrägten Dachsteine gab und Fenster aus Glasbausteinen bestanden, wurde mit der Zeit immer filigraner und raffinierter. Fensterscheiben und Türen, die sich öffnen und schließen ließen kamen ins Sortiment und die Lego-Menschen bekamen Gesichter und Arme – die fehlten nämlich anfangs komplett. Mittlerweile stecken die Bausätze voller Details, es gibt vieles zu entdecken. Im Museum reicht die Palette von Flughäfen und Feuerwachen über Baufahrzeuge bis hin zu Burgen inklusive der Harry-Potter-Schule Hogwarts. Genaues Hinschauen lohnt, es gibt viel zu entdecken. „Ich will Geschichten erzählen und die Leute zum Schmunzeln animieren“, sagt Roland Birkle.

Das Museum Remshalden, Schillerstraße 48, ist sonntags von 14 bis 17 Uhr offen.