Mit dieser Maschine konnten Lebensmittel in Dosen verpackt werden. Foto:  

Wie melkt man eine Kuh? Wie war Schule vor rund 100 Jahren? Antworten darauf gibt es in der Pfarrscheuer in Burgstetten, die im Januar zum „Lebendigen Museum“ mit zwölf Stationen wird.

Wie ist eine Schulstunde Anfang des 20. Jahrhunderts abgelaufen? Welche Arbeitsschritte brauchte es, um ein Paar Schuhe herzustellen? Mit welchen Handgriffen melkt man eine Kuh? Wie reinigte die Hausfrau die Wäsche zu einer Zeit, in der die Ortschaften noch gar nicht an die Stromversorgung angeschlossen waren? Antworten darauf gibt es diesen Monat in der Pfarr- und Zehntscheuer in Erbstetten.

Das Gebäude, das aus dem Jahr 1622 stammt, dient dem Historischen Verein Burgstetten seit 20 Jahren als Ort, an dem er seine Sammlung präsentieren kann. „Seit 15 Jahren haben wir hier Anfang des Jahres Sonderausstellungen veranstaltet“, sagt Jochen Elzmann vom Verein. In diesen ging es mal um Kleidung aus dem 19. Jahrhundert, mal um alte Küchengeräte, um Spiel- und Gebrauchsgegenstände aus Blech oder um historische Bibeln und Stundenbücher. Die Exponate stammten stets aus der Bürgerschaft, die zu Spenden aufgerufen worden war.

An zwölf Stationen wird gewerkelt

Für dieses Jahr, in dem er sein 25-jähriges Bestehen feiert, hat der Verein ein neues Konzept gesucht – und gefunden. Unter dem Motto „Das lebendige Museum“ zeigen die Mitglieder an zwölf Stationen, wie unsere Altvorderen den Alltag ohne Strom gemeistert haben. Dank Erbschaften kann der Verein aus dem Vollen schöpfen: von der Werkstatt des Schuhmachers Christian Holz über einen Friseursalon, die Werkstätten eines Kürschners, Wagners, Schmieds und Schreiners bis zum Klassenzimmer der Schule Erbstetten ist alles an einem Ort versammelt.

Die Schätze der Dauerausstellung seien bei den Sonderausstellungen in den Hintergrund gerückt und von den meisten Besuchern gar nicht so recht wahrgenommen worden, vermutet Jochen Elzmann. Für die diesjährige Aktion haben sich die Beteiligten kundig gemacht und können nun zeigen und erklären, wie der Wagner ein Rad herstellte, der Schuster Schuhe fertigte, die Hausfrau ihr Gemüse in Blechdosen haltbar machte und Flachs zu Garn spann oder wie der Herr Lehrer seinen Schülerinnen und Schülern einst das Lesen und Schreiben beibrachte.

Furchteinflößende Brennscheren und ein drehbares Sitzpolster

So dürfte selbst diejenigen, die schon im Museum waren, an den zwölf Stationen, die Einblicke in das Leben und die Gesellschaft von anno dazumal geben, der ein oder andere Aha-Effekt erwarten. Zumal hier, anders als in den meisten Museen, die Exponate angefasst werden dürfen. Der Friseursalon, dessen aus Holz und Glas angefertigte Theke aus dem Jahr 1895 stammt, erwartet Gäste mit furchteinflößend aussehenden Brennscheren und einem wenig vertrauenerweckenden Rasierapparat. Jochen Elzmann geht zum mit Leder bezogenen Friseurstuhl und betätigt ein Pedal am Stuhlbein – schwupps dreht sich das Sitzpolster um 180 Grad. „So musste die Kundschaft nicht auf einem vorgewärmten Stuhl sitzen.“

Leder spielt auch an anderer Stelle eine Rolle: in der Werkstatt des Kürschners, der an verschiedenen Nähmaschinen beispielsweise jene Lederhosen anfertigte, welche noch in den 1940er und 50er Jahren die fast unverwüstliche Alltagskleidung vieler (Laus-)Buben waren. Und auch beim angeblich schönsten Tag des Lebens, dem Hochzeitstag, war Leder unverzichtbar, erklärt Jochen Elzmann und zeigt einen aus Leder gefertigten Behälter aus dem Jahr 1835. „Jeder, der heiraten wollte, musste solch einen Eimer vorweisen.“ In der Schuhmacherwerkstatt von Christian Holz wird Leder Schritt für Schritt zu Schuhen verarbeitet.

Auch eine lebensgroße Kuh gehört zur Ausstellung, nebst dem Modell eines Euters. Daran hätten einst Knechte und Mägde das Melken gelernt, berichtet Elzmann: „Wir werden daran vorführen, wie man die Milch aus dem Euter herausbekommt.“

Die Ausstellung „Das lebendige Museum“ ist an zwei Tagen geöffnet: am 6. Januar von 11 bis 17 Uhr, am 22. Januar zwischen 13 und 17 Uhr. Das Museum in der Pfarr- und Zehntscheuer Erbstetten findet man in der Friedhofstraße 21 in Burgstetten-Erbstetten.