Kultusministerin Susanne Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. (Archivbild) Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Corona, Wirtschaft, Bildung - bei der Elefantenrunde wird nochmal so mancher Graben zwischen den Spitzenkandidaten deutlich. Ein ganzes Fass an Themen, viele Argumente, wenig Zeit - und einige Sticheleien.

Stuttgart - Beim letzten großen Showdown kurz vor der Landtagswahl haben sich die Spitzenkandidaten der Parteien nochmal voneinander abgegrenzt und um die großen Themen der Zukunft gestritten. Munter wurde in der Elefantenrunde im SWR debattiert über die stockende Impfkampagne, über die Ökobilanz von Elektroautos und die Koalitionswünsche. Die Kandidaten schenkten sich dabei nichts. Vor allem CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann (CDU) kassierte viel Kritik in der Runde.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verteidigte den holprigen Impfstart im Land. Man verwalte eben den Mangel, es gebe zu wenig Impfstoff, sagte der 72-Jährige. Eisenmann warf dem Koalitionspartner vor, nicht rechtzeitig Strukturen fürs Testen und Impfen aufgebaut zu haben. Alle waren sich einig, dass es schneller gehen muss mit dem Impfen - und wagten auch einen Blick in die Glaskugel, wann aus ihrer Sicht die Pandemie vorüber ist. Kretschmann rechnet unter gewissen Bedingungen mit einer Rückkehr in die Normalität zum Ende des Sommers - vorausgesetzt es verbreiten sich keine weiteren Mutanten. „Davor bewahre uns Gott“, sagte er. Auch Eisenmann sagte, sie hoffe, dass die Corona-Krise dann vorbei sei. AfD-Spitzenkandidat Bernd Gögel betonte, dass man mit Corona weiterleben müsse.

Kretschmann will Eisenmann keine Note 6 geben

Eisenmann wurde streckenweise so hart angegangen von SPD und FDP, dass Kretschmann die Schulpolitik der grün-schwarzen Koalition sogar verteidigte - wenn auch eher halbherzig. Der Grünen-Politiker verwahrte sich dagegen, dass SPD-Chef Andreas Stoch der Ministerin die Note 6 gegeben hatte. Er sei ja auch Lehrer gewesen und könne sich nicht daran erinnern, „dass ich mal eine 6 verteilt hätte. Ein bisschen was kann jeder“. Stoch und FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke hatten kritisiert, in der Corona-Krise habe es keine verlässliche Schulpolitik gegeben. Während Eisenmann Vorkämpferin für offene Schulen gewesen sei, habe Kretschmann eher gebremst. Es sei wie bei einer „Wundertüte“, keiner wisse, was komme, sagte Rülke.

Die CDU-Spitzenkandidatin wiederum hielt ihrem Vorgänger im Kultusministerium, Stoch, vor, in der Wahlperiode bis 2016 Lehrerstellen abgebaut und nicht dafür gesorgt zu haben, neue Pädagogen ausbilden zu lassen. „Wer mit Noten um sich wirft, muss selber gucken, was er geleistet hat“, sagte Eisenmann an die Adresse des SPD-Spitzenkandidaten.

Autoindustrie und Zulieferer im Land

Rund 500.000 Arbeitsplätze hängen im Land an der Autoindustrie und den Zulieferern. Aber wie kann die Transformation gelingen, ohne dass Monteure zu Tausenden auf der Straße landen? FDP-Mann Rülke und CDU-Kandidatin Eisenmann warfen den Grünen eine Verengung auf die batteriebetriebene Elektromobilität vor. Die sei gar nicht so grün sei wie immer behauptet, meinte Rülke. Er sprach von „staatlichem Hochdirigismus“. Seine Lösung: Wasserstofftechnologie. Außerdem dürfe der Verbrenner nicht verboten werden, sondern müsse klimafreundlich gemacht werden. Kretschmann beteuerte, eine technologieoffene Politik zu machen. Aber der Markthochlauf finde eben bei den Elektroautos statt. Es gehe auch nicht nur um den Antrieb, sondern um die Technologie im Auto der Zukunft. Die Pferdekutsche habe man bei der Erfindung des Autos auch nicht retten können, sagt der Regierungschef. Es sei eine irre Vorstellung, Monteure in IT-Fachleute umwandeln zu können, antwortet Eisenmann.

Zum Schluss sollten die Kandidaten ihre Wunschkoalitionspartner nennen. AfD-Kandidat Gögel sieht die größten Schnittmengen mit der CDU, mit der FDP nicht mehr, weil die ja nun den „Ökosozialismus“ unterstütze. Rülke meinte daraufhin, er sei zum ersten Mal in seinem Leben als Ökosozialist bezeichnet worden. Er wolle seine Inhalte durchsetzen. Eisenmann sah keinerlei Schnittmengen mit der AfD. Kretschmann, der vermutlich ab Sonntag die Qual der Wahl hat, ließ alles offen. Das seien „beliebte Sandkastenspiele vor der Wahl“, sagte er, aber zunächst würden die Wähler entscheiden. Manchmal müsse man sich finden, auch wenn man sich nicht gesucht habe. Er hoffe, dass niemand an den Grünen vorbeiregieren könne. Stoch lieferte ein klares Bekenntnis: Die größten Schnittmengen hätten die Sozialdemokraten mit den Grünen, etwa beim Wohnungsbau und Klimaschutz. Und die Linke? Würde einfach gerne in den Landtag einziehen, um ein „Garant für soziale Gerechtigkeit“ zu sein, sagte die Spitzenkandidatin Sarah Mirow.