Schwangerschaftsabbrüche per Telemedizin werden teilweise schon praktiziert. Foto: PantherMedia //Khunkorn Laowisit

Die grün-schwarze Regierung will länderübergreifend erörtern lassen, ob Schwangerschaftsabbrüche daheim sinnvoll sind.

Auch in Baden-Württemberg könnten Frauen künftig nach einer Online-Beratung einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch daheim selbst vornehmen. Die Medikamente würden Frauen dann zugeschickt. Dieses telemedizinische Angebot, das bereits im Ausland und in einigen Bundesländern angeboten wird, soll nach dem Willen der schwarz-grünen Landesregierung in einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe der Sozialminister diskutiert werden. Das geht aus einer Beschlussvorlage für die Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister der Länder hervor, die an diesem Donnerstag in Hamburg beginnt. Sie liegt unserer Zeitung vor.

Unabhängig vom Ergebnis dieser Prüfung halte man es für sinnvoll, in diesem Bereich klare gesetzliche Regeln zu treffen, teilte ein Sprecher des Sozialministeriums auf Anfrage mit. Zudem fordert das Land, dass Frauen zukünftig zuverlässig und transparent die Information erhalten, an wen sie sich für eine Abtreibung wenden können.

Im Südwesten könne momentan jede betroffene Frau entweder im eigenen oder in mehreren angrenzenden Landkreisen einen Abbruch vornehmen lassen, sagte Staatssekretärin Ute Leidig. „Ob oder inwieweit die Telemedizin zur Versorgung beitragen kann, muss – da bereits entsprechende Angebote entstanden sind – diskutiert werden.“ Klar sei: Telemedizin könne die persönliche Betreuung in einer Praxis nicht ersetzen.

Die Landesregierung fordert zudem, Frauen, die Hartz IV oder ein geringes Einkommen beziehen, kostenfreie Verhütungsmittel – darunter auch Pille oder Spirale – zur Verfügung zu stellen.

Eine Umfrage des Ministeriums unter niedergelassenen Gynäkologen hatte zuletzt ergeben, dass nur etwa jeder zwölfte Frauenarzt im Land Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Organisationen wie pro familia kritisieren, dass Frauen vor allem in ländlichen Gebieten teils lange Anfahrtswege für einen Abbruch zurücklegen müssen. Derzeit gebe es einen Generationswechsel unter Ärzten. Viele Medizinerinnen und Mediziner, die Abbrüche aus ideologischen Gründen angeboten hätten, hörten auf, so pro familia. Junge Ärztinnen und Ärzte wollten diese Leistung häufig nicht anbieten. Ideen, um dem Ärztemangel in diesem Bereich zu begegnen, waren in den letzten Jahren unter anderem, das Thema Abbruch stärker im Medizinstudium zu verankern und beispielsweise große Kliniken zu verpflichten, Abbrüche anzubieten.