Ob ein Flugzeug besonders laut oder leise ist, hängt nicht von seiner Größe ab, sondern von den Motoren. Foto: picture alliance / dpa/Julian Stratenschulte

Derzeit gibt es wieder etwa 8500 Starts und Landungen im Monat am Stuttgarter Flughafen. Das sind nur etwa halb so viele wie in Vor-Corona-Zeiten, aber um einiges mehr als 2020 und 2021.

Jeden Monat veröffentlicht der Flughafen Stuttgart einen Lärmbericht. Im Juli steht da etwa als erste Überschrift vor den mehr als 20 Seiten: „Unser Ziel: Fluglärm reduzieren“. Denn natürlich interessiert diese Broschüre vor allem jene, die ziemlich nah oder etwas weiter weg vom Flughafen leben. Die sind besonders daran interessiert, wie Flugbewegungen verlaufen, wie das Nachtflug-Verbot eingehalten wird, welche Flugzeugtypen unterwegs sind, wie der Flughafen besonders lärmarme und umweltfreundlichere Flugzeuge unterstützt.

Kontrollieren und beobachten

Das ist die eine Seite: Das Bemühen, das Unvermeidliche in der Nähe eines Flughafens zu messen, zu kontrollieren, zu beobachten, um auf dieser Grundlage eine Dynamik beschreiben zu können, die Besserung verspricht. Oder um zumindest zu demonstrieren: Wir beobachten das, wir kümmern uns.

Und es gibt die andere Seite: Die subjektive Wahrnehmung der Bürger, die von all diesen Starts und Landungen mehr oder weniger direkt betroffen sind. Etwa eine Leserin unserer Zeitung: „Seit Monaten ist hier der Fluglärm in Filderstadt-Plattenhardt mehr als belastend. Ich bin da seit Monaten im Austausch mit unserem Gemeinderat“, schreibt sie. Und weiter: „Es nützt uns nichts, wenn abgewiegelt und gesagt wird: „Wir könnten froh sein, so humane Nachtflugzeiten zu haben. Das ändert nichts und ist nur eine Beschwichtigung. Wir fühlen uns von der Politik in Stich gelassen.“

In acht Gemeinden wird der Lärm gemessen

Auf der rein sachlichen Ebene gibt der Fluglärm-Bericht dazu Auskunft: Die Grundlage dafür sind acht Außenmessstellen. Sie sind in Berkheim, Neuhausen, Bernhausen, Stetten, Steinenbronn, Echterdingen und Denkendorf. Hinzu kommt eine neunte mobile Anlage. In Plattenhardt sei diese aber noch nicht gewesen oder schon lange nicht mehr, da dieser Bereich von der Stelle Bernhausen exemplarisch abgedeckt werde, so eine Flughafen-Sprecherin. Dafür gebe es normierte Verfahren.

Auf sachlicher Seite muss festgehalten werden: Derzeit gibt es monatlich wieder an die 8500 Starts und Landungen. Im Juli 2021 waren es etwa 6700, im Juni 2021 knapp 5000. Und im Sommer 2020 ruhte der Flugverkehr einige Wochen komplett wegen Erneuerung der Start- und Landebahn. Und nun der Blick in die Vor-Corona-Zeiten: Im Juli und Juni 2019 fanden monatlich fast 14 000 Starts und Landungen statt. Auch im Regierungspräsidium wird der Flugverkehr und die damit verbundene Lärmentwicklung beobachtet, auch hier gehen entsprechende Beschwerden ein. Dazu eine Sprecherin des Regierungspräsidiums: „Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich während der Corona- Pandemie an ein minimales Flugaufkommen gewöhnt. Der derzeit wieder aufkommende und ansteigende Flugverkehr wird daher nun verstärkt wahrgenommen.“

Leise Flugzeuge werden belohnt

Ein schwacher Trost für jene, die mehr oder weniger direkt in den Flugschneisen leben. Ihnen bleibt nur der Blick nach vorne: Start- und Landeentgelte orientieren sich auch am Lärmpegel der Maschinen. Bei der günstigsten Kategorie eins liegt das Entgelt bei 25 Euro, bei den lautesten Fliegern der Kategorie zwölf mit 93 Dezibel und mehr kostet dies 1400 Euro. Etwas mehr als 2000 Maschinen waren im Juli der günstigsten Kategorie zugeordnet, die meisten bewegten sich im Mittelfeld in den Kategorien fünf bis sieben (120 bis 180 Euro), in die Kategorien zehn bis zwölf war keine Maschine ausgebucht. „Das ist kein starres System“, so die Flughafen-Sprecherin, „das wird stets den aktuellen Entwicklungen angepasst. Da fließen auch andere Aspekte rein: Wenn es etwa einmal synthetisches Kerosin gibt, wirkt sich dessen Verwendung auch sehr günstig auf die Start- und Landegebühren aus“.

Die Motoren machen den Lärm

Ein Irrtum ist aber, dass größere Flugzeuge mehr Lärm verursachen. „Der Lärm hängt vor allem von den Motoren ab, die verwendet werden“, so die Flughafen-Sprecherin: „Als das Großraumflugzeug Airbus 380 in Stuttgart landete vor einigen Jahren, geschah das überraschend leise. Hinsichtlich des Lärms war das jedenfalls kein herausragendes Ereignis.“