Umbauarbeiten in der Galerie Stihl in Waiblingen und die damit verbundene ausstellungsfreie Zeit haben den Förderverein Freunde der Galerie dazu bewogen, zum Thema Papier ein Herbstfestival zu organisieren – auch eine Kirche ist Schauort.
Aufgefächertes, gerissenes Papier hängt derzeit in der denkmalgeschützten Waiblinger Michaelskirche von der Decke. Eine Premiere und ein ambitioniertes Unterfangen. Die Idee dazu hatte der Förderverein Freunde der Galerie. Grund sind die Bauarbeiten in der Galerie Stihl in Waiblingen und die damit verbundene, temporäre Schließung der Ausstellungsfläche. Auftrag der Galerie ist es, Ausstellungen im Zusammenhang mit dem Thema Papier zu zeigen. Diesen Ansatz verfolgt nun auch das Herbstfestival, das die Mitglieder des Fördervereins erstmals organisieren. Eine schöne und großzügige Idee, denn der Verein kommt auch für die Finanzierung des Festivals auf.
In den kommenden Wochen bis einschließlich 22. November wird das Thema „Papier in der Kunst“ aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Papier sei ja bekanntlich (un)geduldig, sagte der Vorsitzende des Fördervereins, Hansjörg Thomae, schmunzelnd bei der Vernissage vor rund 200 Gästen in der evangelischen Stadtkirche am Alten Postplatz.
Dort wird bis einschließlich Sonntag, 6. Oktober, eindrucksvolle Papierkunst gezeigt. Eine sechs Meter lange Installation, die sich auffächert wie eine Ziehharmonika, hängt im Mittelschiff von der Decke. Imposant verfremdend und doch, als ob sie dorthin gehören würde. Ständig wechselt sie in ihrer Anmutung, je nach Standort des Betrachters, entsprechend der Tageszeit und dem Lichteinfall.
Juliane Sonntag vom Förderverein hat das Festival organisiert
Papier ist ein unglaublich vielseitiges Material, Objekte aus Papier haben einen großen ästhetischen Reiz. Die Werke in der Kirche bestätigen dies. Das Festival hat Juliane Sonntag vom Förderverein Freunde der Galerie organisiert, die Vorlaufzeit betrug viele Monate. Drei renommierte Künstler aus der Papierkunst kommen in der eindrucksvollen Kirche zusammen. Unter der Decke des Kirchenschiffs, vor dem Altarraum, hängt die Papierinstallation der Weltkünstlerin Angela Glajcar. Sie steht für monumentale Papierskulpturen, die ihre Ausstellungsorte raumfüllend bespielen und stets ganz neu zu definieren scheinen. Das Werk in der Michaelskirche ist aus weißem Papier, sechs Meter lang, 1,22 Meter breit, 2,75 hoch und wiegt 90 Kilogramm.
Auch Arbeiten von Peter Oppenländer sind ausgestellt
Angela Glajcar ist eine deutsche Bildhauerin, bekannt für ihre teilweise monumentalen Papierstaffelungen, in die ein Raum eingerissen ist. An den Seitenwänden der Kirche sind zudem federleichte Arbeiten von Sophie Casado aus der Pfalz und auf der rechten Seite vor dem Altarraum die des Waiblinger Fotografen Peter Oppenländer zu sehen. Oppenländer hat mit einer ganz speziellen Technik historische Dokumente fotografiert und sie wieder in unterschiedliche Papierformen zurückgeführt, eigens für diese Ausstellung.
Zum Rahmenprogramm des Herbstfestivals gehört an diesem Donnerstag, 26. September, um 19 Uhr ein Konzert mit Klassik-Klezmer-Jazz; Stephan Lenz spielt Klavier und Andreas Kerner die Klarinette. Der Eintritt kostet fünf Euro. Am Sonntag, 6. Oktober, wird um 16 Uhr bei der Finissage ein letzter Rundgang durch die Ausstellung in der Michaelskirche angeboten. „Vielleicht war es nicht das letzte Mal, dass wir hier ausgestellt haben“, zeigte der Fördervereins-Vorsitzender Thomae seine Begeisterung und die der Mitglieder für das Projekt, die mit ihm zahlreiche Gäste und Besucher am Vernissageabend geteilt haben.
Papierworkshop am 5. Oktober in der Kunstschule
Abgerundet wird die Ausstellung mit einem Papierworkshop am Samstag, 5. Oktober, er findet von 13 bis 17 Uhr unter der Leitung von Juliane Sonntag in der Kunstschule am Eva-Mayr-Stihl-Platz 4 in Waiblingen statt. Papier in seiner mannigfaltigen Ausprägung steht im Mittelpunkt: Es können abstrakte Papierobjekte entstehen, Figuren oder Gefäße aus Pappmaché, Schmuck aus Papier oder auch Scherenschnitte.
Kunst und Papier: Drei Vorträge im November
Im November geht das Festival in der Kunstschule Waiblingen am Eva-Mayr-Stihl-Platz 4 weiter, dann mit Vorträgen zum Thema. Und am Freitag 8. November, wird um 19 Uhr für den ersten von drei Vorträgen Stefan Neumann in der Kunstschule erwartet. Er ist Manager Technical Support bei der Hahnemühle Fine Art GmbH und spricht über „Papier für die Kunst. Die Kunst der Papierfertigung“. Für Freitag 15. November, hat sich um 19 Uhr Anja Gerdemann, Leiterin der Galerie Stihl Waiblingen, dann das Thema „Blick zurück und nach vorn. Kunst auf und aus Papier in der Galerie Stihl Waiblingen“ vorgenommen.
Die Vortragsreihe beschließt am Freitag, 22. November, um 19 Uhr Irene Brückle von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sie wird über die Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier berichten: „Papier: alt, neu, immer spannend“. Der Eintritt zu den Vorträgen beträgt jeweils fünf Euro, die Teilnahme am Workshop kostet 35 Euro.
Ausstellung täglich bis 6. Oktober zu sehen
Öffnungszeiten
Die Ausstellung in der Waiblinger Michaelskirche kann bis Sonntag, 6. Oktober, täglich zwischen 11 und 18 Uhr besichtigt werden. Wer ganz bis zum Schluss warten will: Am 6. Oktober gibt es um 16 Uhr die Finissage mit anschließendem Austausch bei einem Ständerling.
Leuchtende Kunst
Eine weitere Gelegenheit, sich intensiver mit den Arbeiten von Angela Glajcar, Sophie Casado und Peter Oppenländer zu beschäftigen, besteht am Freitag, 4. Oktober – im Rahmen von „Waiblingen leuchtet“. Dann sind auch die Werke in der Michaelskirche in ein besonderes Licht getaucht.