Friedrich Gumbsch in seinem Reihenhausgarten auf der Diezenhalde. Von hier aus startete er viele Forschungsspaziergänge. Foto: privat

Friedrich Gumbsch erhält den Kulturpreis der Stadt Böblingen. Der Hobby-Archäologe hat viel über die Geschichte der Stadt herausgefunden.

Seit den 1980er Jahren hat sich der Böblinger Hobby-Archäologe Friedrich Gumbsch intensiv mit der Vor- und Frühgeschichte Böblingens beschäftigt. Die frühesten Zeugnisse von Siedlungsstrukturen auf Böblinger Gemarkung sind seinen Funden zu verdanken. Die Stadt Böblingen verleiht dem 96-Jährigen dafür den diesjährigen Kulturpreis. Das teilt die Stadt mit.

Seit 1995 verleiht die Stadt Böblingen im zweijährigen Turnus den städtischen Kulturpreis. Ausgezeichnet werden besondere kulturelle Leistungen und Verdienste von Bürgerinnen und Bürgern aus beziehungsweise für Böblingen. In diesem Jahr hat sich der Verwaltungs- und Kulturausschuss der Stadt Böblingen einstimmig dafür ausgesprochen, Friedrich Gumbsch den Kulturpreis der Stadt zuzusprechen.

Eine Geschossspitze aus Knochen

Friedrich Gumbsch, seit 1960 wohnhaft in Böblingen, hat sich seit den 1980er Jahren in Jahrzehnte andauernder akribischer Arbeit und mit einer tiefen fachlichen Expertise eine umfangreiche und beeindruckende Sammlung von steinzeitlichen Oberflächenfunden zu den ältesten Spuren menschlicher Aktivitäten auf der Gemarkung Böblingens aufgebaut.

Das älteste zur „Sammlung Gumbsch“ gehörende Fundstück, gleichsam das älteste Fundstück auf Böblinger Gebiet überhaupt, ist eine Geschossspitze aus Knochen, die vor etwa 20 000 bis 25 000 Jahren (Gravettien) von Großwildjägern der letzten Eiszeit im Gewann „Bürklen“ verloren wurde. Aus der Mittelsteinzeit (10 000 bis 6000 vor Christus) stammt eine Vielzahl an sogenannten Mikrolithen – Kleinstwerkzeuge und Waffen aus Feuerstein. Aus der Jungsteinzeit (6000 bis 2000 vor Christus) hat Friedrich Gumbsch eine große Zahl von Keramikfunden, Feuersteinwerkzeugen, Mahlsteinen und anderes zusammengetragen.

Die Keramikscheiben gehören zu Gefäßen, die zur sogenannten Linearbandkeramik (rund 5500 vor Christus) zählen. Bei der Linearbandkeramischen Kultur handelt es sich um die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit mit permanenten Siedlungen in Mitteleuropa. Der Zuzug von Bandkeramikern und damit ein erstes Sesshaftwerden auf heutiger Böblinger Gemarkung ist mit den Funden, die Friedrich Gumbsch im Gewann „Bürklen“ machen konnte, nachgewiesen.

Anmeldung für Preisverleihung

Die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Böblingen durch OB Stefan Belz findet im Rahmen einer Matinee am Sonntag, 20. Juli, um 11 Uhr im Treff am See statt. Den Festvortrag hält der Archäologe Jörg Bofinger, Referatsleiter beim Landesamt für Denkmalpflege. Für die musikalische Umrahmung sorgen Schüler der Musik- und Kunstschule.

Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist allerdings nötig – und bis zum 14. Juli möglich via Mail an kulturpreis@boeblingen.de oder unter der Nummer 0 70 31/6 69 16 12.