Der Kultur in Ludwigsburg fehlt Geld, das ihr die Stadt nicht geben kann. Ein Bündnis sucht bei einer Podiumsdiskussion nach Lösungen. Ein Vorschlag ist ein „Tag des guten Lebens“. Doch kann er das Finanzproblem lösen?
Die Kulturschaffenden in Ludwigsburg sind sich einig: Sie tragen zu einer lebendigen und vielseitigen Stadt bei. Kultur ist unverzichtbar – nicht nur in Ludwigsburg, sondern in jeder Stadt. Doch die Branche steht unter Druck. Fehlende Gelder und steigende Kosten setzen den Einrichtungen zu.
2023 schlossen sich daher mehrere Kulturinstitutionen zu einem Bündnis zusammen. Darunter das Scala, der Theatersommer, die Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW), der Kunstverein, die Kulturwelt, das Demokratische Zentrum und der Jazzclub. Viele von ihnen kämpfen aktuell um ihre Existenz.
Zukunftsdialog: Perspektiven für die Kultur
Am Montagabend lud das Bündnis zu einem Zukunftsdialog ins Scala ein, um Perspektiven für die Kulturbranche zu entwickeln. Die Veranstaltung mit dem Titel „Kultur, Stadt, Politik, Gesellschaft – Auftakt zum Kulturdialog – Transformation zum guten Leben in der eigenen Stadt“ sollte Lösungen und Ideen aufzeigen. Doch die finanzielle Notlage der Kultur kam an diesem Abend nur am Rande zur Sprache. „Wir haben in den letzten Jahren so viel über Geld diskutiert. Jetzt wollen wir einen konstruktiven Austausch führen“, erklärte Bettina Gonsiorek, Sprecherin des Bündnisses freier Kulturinstitutionen.
Erst im Dezember hatte sich der Ludwigsburger Gemeinderat knapp gegen einen Inflationsausgleich für die Kultur entschieden. Kultur-Bürgermeisterin Renate Schmetz bezeichnet eine Erhöhung der Kulturförderung aktuell als unrealistisch und erklärt: „Wir können froh sein, wenn wir die Kultur weiterhin mit den bestehenden Summen fördern können.“ In allen anderen Bereichen werde dagegen gekürzt. Bis zu den Sommerferien möchte sie mit den Kulturschaffenden darüber sprechen, wie das begrenzte Fördergeld gerecht verteilt werden kann.
Wertschätzung und Solidarität gefordert
Gonsiorek äußerte Verständnis für die angespannte Finanzlage der Stadt, wünscht sich jedoch neben finanzieller Unterstützung auch mehr Wertschätzung für die Arbeit der Kulturschaffenden.
Die Theaterpädagogin Susanne Piwonka wies darauf hin, dass viele in der Kulturbranche ehrenamtlich tätig seien. Sie spricht von „Selbstausbeutung“, da die gesamte Gesellschaft von der Arbeit der Kulturschaffenden profitiere. Der Sozialwissenschaftler Davide Brocchi, Experte für nachhaltige Stadttransformation, sieht die zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raums als Problem. „Immer weniger Menschen haben Zugang zu kulturellen Angeboten“, so Brocchi.
Ein „Tag des guten Lebens“ für Ludwigsburg?
Er schlägt als Gegenmodell zu dieser Entwicklung solidarische Bündnisse vor, die auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzen. Ein Beispiel hierfür sei der „Tag des guten Lebens“ – ein Straßenfest, wie es bereits in Städten wie Köln und Berlin organisiert wurde, bei dem Bewohnerinnen und Bewohner zusammenkommen, um Essen und Getränke zu teilen, und dabei erfahren, wie auch außerhalb kommerzieller Strukturen ein erfülltes Leben möglich ist. An diesem Tag sollen Straßen und Plätze den Anwohnern gehören, die ein eigenes Programm auf die Beine stellen. So entstehe Kultur nicht nur durch Institutionen, sondern durch die Menschen selbst, erklärt Brocchi.
Das Finanzproblem der Kulturschaffenden wäre dadurch zwar nicht gelöst, Gonsiorek zeigte sich dennoch begeistert von der Idee. Auch für weitere Ideen stehe das Kulturbündnis in Ludwigsburg zur Verfügung. Der Kulturdialog sei daher erst der Auftakt für weitere Veranstaltungen gewesen sein.