Ein Bild von Zdravko Mamic noch als Präsident von Dinamo Zagreb Foto: AFP/STR

Justizskandal in Kroatien: Der Fußballmagnat Mamic packt über korrupte Richter aus, die er selbst bestochen hatte – ohne den gewünschten Erfolg.

Zagreb - Seit vergangene Woche wegen der Vorwürfe des nach Bosnien geflohenen Fußballmagnaten Zdravko Mamic drei Richter in Osijek wegen des Verdachts der Korruption verhaftet worden sind, tut sich vor der schockierten kroatischen Öffentlichkeit ein immer tieferer Abgrund von Vetternwirtschaft und Käuflichkeit in den Reihen der Robenträger auf. „Unsere Justiz ist so schmutzig, dass sie nun ein verurteilter Krimineller säubert“, ätzt bitter das Webportal „index.hr “: „Zum ersten Mal macht Mamic etwas Nützliches.“

Der wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung von 15,47 Millionen Euro zu 6,5 Jahren Haft verurteilte Ex-Präsident von Dinamo Zagreb gilt als einer der umstrittensten Figuren im Adriastaat. Vor seiner Verurteilung wegen schwarzer Transferkassen hatte sich Mamic 2018 wohlweislich in den bosnischen Wallfahrtsort Medjugorije abgesetzt. Kroatiens Auslieferungsbegehren wird dadurch erschwert, dass Mamic auch über die bosnische Staatsbürgerschaft verfügt. Er werde „niemals im Leben“ nach Kroatien zurückkehren, „denn ich bin kein Idiot“, lehnt er es ab, sich freiwillig zu stellen.

370 000 Euro Bestechungsgeld sollen geflossen sein

Bei seinem Rachefeldzug gegen seine einstigen Richter beschränkt sich der Fußballpate im bosnischen Exil nicht mehr nur auf dunkle Drohungen bei Pressekonferenzen und Facebookbotschaften. Im vergangenen Herbst spielte Mamic der Sonderstaatsanwaltschaft USKOK einen USB-Stick mit brisantem Belastungsmaterial zu. Nicht nur mit teuren Uhren und Auslandsreisen soll der Angeklagte versucht haben, seine Richter gewogen zu stimmen: Umgerechnet 370 000 Euro an Bestechungsgeldern soll Mamic laut kroatischen Medien dem nun verhafteten Richter Zvonko V. zur Verteilung unter seinen schmierwilligen Kollegen keineswegs immer diskret zugesteckt haben.

Gegenüber der Zeitung „Jutarnji List“ berichtete ein Angestellter des Zagreber Restaurants „Zelenjak“ über ein Treffen von Mamic mit seinem geschäftstüchtigen Richter. Mit den Worten „Bruder, hier Paprika, damit das Essen besser schmeckt“, habe Mamic seinem Gesprächspartner einen Umschlag überreicht. Zu weiteren einträglichen Treffen soll es hernach in mehreren bosnischen Städten und in Dubai gekommen sein: Allein fürs „Shopping“ soll V. dort von Mamic 10 000 Euro erhalten haben.

Zagreb kommt der Justizskandal reichlich ungelegen

Doch die von Mamic erwartete Einstellung seines Verfahrens blieb aus. Die Verärgerung des rachsüchtigen Richtersponsors trifft nicht nur die einstigen Empfänger seiner großzügigen Korruptionsgaben mit voller Wucht. Auch Zagreb kommt der sich ausweitende Justizskandal reichlich ungelegen. Zwar müht sich Regierungs- und HDZ-Chef Andrej Plenkovic, die Verhaftungen der in den Verdacht der Bestechlichkeit geratenen Richter als Beleg für die Unabhängigkeit von Kroatiens Justiz darzustellen. Doch die Opposition sieht die langjährige Regierungspartei HDZ in der direkten Verantwortung für den Korruptionssumpf. Die HDZ sei das „Synonym für Korruption“ und habe die Justiz „in den Händen“, so die sozialdemokratische Parlamentarierin Mirela Ahmetovic, die süffisant an frühere Wahlkampfauftritte von Mamic für die HDZ erinnert: „Ein rechtskräftig verurteilter Krimineller enthüllt die Korruption der Richter, die ihn richten: Das ist die Justiz, das ist das Kroatien von Plenkovic.“