Ein Gemeinschaftsprojekt: der Waldenbucher Schokoladenhersteller Ritter Sport, Ritter Energie und die Stadtwerke Tübingen versorgen die Gemeinde Dettenhausen mit Fernwärme.
Im Industriegebiet Kuchenäcker in Dettenhausen ist ein „Leuchtturmprojekt voller Wärme“ entstanden. So formuliert es jedenfalls der Waldenbucher Schokoladenhersteller Ritter Sport, der gemeinsam mit Ritter Energie und den Stadtwerken Tübingen für die Nachbargemeinde Dettenhausen nach eigenen Angaben „Deutschlands größte Solarthermieanlage und eine neue Energiezentrale“ gebaut hat, um den Ort mit Fernwärme zu versorgen.
Mehr regenerative Energiequellen
Mit ihren Fernwärmenetzen wollen die Stadtwerke Tübingen (swt) die Anteile regenerativer Quellen weiter erhöhen. Besonders gut gelinge das in der neu erbauten Energiezentrale in Dettenhausen. Ein Fünftel der gesamten Wärmemenge stammt hier aus reiner Sonnenkraft. Möglich sei dies dank des Engagements der Alfred Ritter GmbH & Co. und der Ritter Energie, teilt das Unternehmen mit. Auf der neu erbauten Lagerhalle des Schokoladen-Herstellers ist Deutschlands größte solarthermische Dachanlage in Betrieb genommen worden.
Geplant und umgesetzt wurde das Projekt von Ritter Energie, ein Unternehmen, das zur Alfred Ritter GmbH gehört. Die Anlage liefere jetzt große Mengen klimafreundlicher Energie an die Energiezentrale. Möglich war die Umsetzung nur, weil Ritter Sport bereits beim Bau der Lagerhalle das Gewicht der Anlage statisch berücksichtigen konnte. Auf deren Dach wurden 468 Kollektoren mit einer Gesamtfläche von 2312 Quadratmetern installiert. Sie können bis zu 1125 Megawattstunden Wärme pro Jahr für das Wärmenetz der Stadtwerke Tübingen liefern. „Entscheidend bei diesem technisch anspruchsvollen Großprojekt war, dass alle Partner an einem Strang zogen – und die Rückendeckung der Gemeinde hatten“, betont ein Unternehmenssprecher.
Gemeinde bekommt „zukunftsfähige Energieversorgung“
Mit dem Rückzug der Dettenhäuser Wärme eG hatten die Stadtwerke Tübingen seit Mitte 2019 zunächst provisorisch, später dauerhaft die Wärmeversorgung übernommen. Während der Übergangsphase wurde klar: Auf Dauer braucht es für die Gemeinde eine Wärmeversorgung, die technisch und ökologisch auf lange Sicht zukunftsfähig ist. Die Unterstützung durch die Gemeinde und das Interesse innerhalb der Bürgerschaft waren vorhanden. Dass drei große Unternehmen der Region ihr Engagement unter einem gemeinsamen Ziel bündeln und als Großprojekt innerhalb von nur zwei Jahren umsetzen, sei eine Besonderheit.
Wärmeproduktion: Dachanlage liefert rund 20 Prozent
„In Dettenhausen zeigt sich eindrücklich, was möglich ist, wenn Unternehmen kooperativ und konstruktiv die Versorgungszukunft einer Gemeinde im Blick haben“, sagt der swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke. In der neuen Energiezentrale erzeugen ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine Wärmepumpe die Fernwärme. Die Solarthermie-Dachanlage liefert laut den Tübinger Stadtwerken zur Wärme-Gesamtproduktion rund 20 Prozent als vollständig klimafreundlicher Anteil. Ergänzt wird das System durch einen Spitzenlastkessel und zwei große Wärmespeicher. Für Konzeption und Bau der Wärmespeicher war die ortsansässige Firma BTD Behälter- und Speichertechnik Dettenhausen verantwortlich.